Götterdämmerung
Kent Nagano | ||||||
Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper München | ||||||
Date/Location
Recording Type
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Siegfried | Stephen Gould |
Brünnhilde | Nina Stemme |
Gunther | Iain Paterson |
Gutrune | Anna Gabler |
Alberich | Wolfgang Koch |
Hagen | Eric Halfvarson |
Waltraute | Michaela Schuster |
Woglinde | Eri Nakamura |
Wellgunde | Angela Brower |
Floßhilde | Okka von der Damerau |
1. Norn | Jill Grove |
2. Norn | Jamie Barton |
3. Norn | Irmgard Vilsmaier |
Der Tanz auf dem Euro
Fast schien es, als habe Andreas Kriegenburg seine entscheidende Ring-Idee, nämlich den Mythos als kollektives Gedächtnisereignis zu beschwören, in der Götterdämmerung vergessen. Oder den Bewegungschor, der bislang so stilbildend mitgemischt hatte, hinter dem Bretterverschlag entsorgt, in dem nun die ganz klassisch weiß verhüllten, langhaarigen Nornen zwischen einer Gruppe von Flüchtlingen oder Überlebenden einer Katastrophe umhergeistern. Man sieht jedenfalls nur noch die Hände, die die drei Dutzend Bretter halten. Eine kleine Truppe in Schutzanzügen misst die Strahlung, entsorgt Papiere und kontrolliert gleich noch die Pässe. Stumme Schreie bei diesen Überlebenden, die dann in einem Zelt entgiftet werden, und die orakelnden Urgestalten, die optisch etwas an die Jacob Sisters erinnern (und wenn man es mit den anderen Protagonisten vergleicht, auch fast so singen) – das ist die erste der Überraschungen im abschließenden Ring-Teil, in dem die Götter schon nur noch per Hören Sagen vorkommen.
Wenn etwa die derangierte Waltraude auftaucht und der verstoßenen Schwester Brünnhilde von der Endzeitstimmung in Walhall berichtet. Das ist bei Michaela Schuster besonders überzeugend, weil sie nicht nur mit eindrucksvoller Eloquenz singt, sondern eine geradezu traumatische Angst vor dem drohenden Ende auch darstellerisch vermittelt. Hier trifft der Schauspielregisseur Kriegenburg auf eine überzeugende Sängerdarstellerin als Partnerin. Auch die attraktive Gutrune von Anna Gabler hat dieses Format. An ihr demonstriert die Regie obendrein am konsequentesten die Entwicklung einer (bzw. zu einer) Persönlichkeit. Wenn sie das erste Mal auftaucht, ist sie das verwöhnte, blonde Luder schlechthin. Arrogant zum Personal, gänzlich ohne Distanz zum Bruder, dem sie offenbar bei seinen diversen Übergriffen aufs Personal assistiert. Den in ihre Welt tollpatschig herein stolpernden, mit dem ganzen bürgerlichen Drumherum so unvertrauten Siegfried, der weder mit einem Handschlag, noch mit einer Zigarre oder einem Cocktailglas was anzufangen weiß, nimmt sie belustigt als Zeitvertreib in Kauf. Beginnt sich dann aber doch für ihn zu interessieren, ist schließlich vom Mordkomplott, das sie noch mit beschlossen hatte, entsetzt. Schließlich ist sie über den Tod Siegfrieds ehrlich und den ihres Bruders bis ins Mark erschüttert. Sie schreit ihre Verzweiflung heraus, als alles in Flammen aufgeht. Am Ende ist es diese sehr unvollkommene, aber durch die Verluste gereifte Frau, die überlebt. Umringt von den aus dem lodernden Hintergrund nach vorn strebenden Menschen in hoffnungsvollem Weiß, die sie zu den letzten Klängen des Orchesters schützend umringen.
Der alle anderen noch überragende Star des Abends ist freilich die Brünnhilde von Nina Stemme. Deren Präsenz und Faszination kommen weniger aus dem eher sparsamen äußeren Spiel, als vielmehr aus einem fulminant gestaltendem Gesang, der heute live kaum überwältigender und ergreifender zu erleben ist. Mit strahlender Höhe und reicher Mittellage vermag die Schwedin an ihre großen skandinavischen Brünnhilden-Vorgängerinnen zu erinnern. Ohne das wehmütige „ach ja“ mit herauf zu beschwören, mit dem die Brünnhilden oder Siegfriede von heute beim Vergleich mit den Erinnerungsgespenstern der Vergangenheit sonst unfairerweise immer kämpfen müssen.
Ihr Siegfried Stephen Gould hat es da nicht so gut. Denn schon der Jung-Siegfried aus dem vorangegangenen Ring-Teil, Lance Ryan, stellt ihn in den Schatten. Gleichwohl wird er zu recht für eine tadellose Kondition bis zum Schluss, Strahlkraft in der Höhe und vor allem sein überzeugend gestaltetes Erinnern im Sterben gefeiert. Auch Ian Peterson als Gunther darf sich voll entfalten. Er ist der Protagonist in einer mehretagigen Hochglanzwelt mit gläsernen Gängen und Hubbrücken, der Bar und dem Euro-Zeichenschaukelpferd als selbstironischem Accessoire einer Upperclass, die blind für den nahenden Untergang ist und ihn selbst beschleunigt.
Dass Eric Halverson, der buchstäblich erst am Tag der Premiere, als Einspringer für den Einspringer, aus Wien eingeflogen kam, einen stimmlich fulminanten Hagen ablieferte, ist das eine. Ob er aber oft nicht über die Position des Beobachters der Katastrophe hinauskam, die er ins Werk gesetzt hat, weil Kriegenburgs Personenregie in Falle dieser Figur mit Feinarbeit gegeizt hatte, das ganze so gemeint war, oder eben der nicht vorhanden Zeit zum Einarbeiten geschuldet war, muss beurteilen, wer auch noch die einstudierten Besetzungen als Vergleich sieht. Diese hochprofessionelle Einspringerleistung freilich verdient als solche höchsten Respekt.
Wobei der Tanz auf dem Vulkan, den diese Schickeria-Gibichungen hier aufführt, einer auf einem goldenen €-Tisch stattfindet. Noch weiter in die Gegenwart und unmittelbare Zukunft kann man eigentlich kaum vordringen. Bei dem Münchner Ringproduktionstempo von fünf Monaten ist es auszuschließen, dass das ein Zugeständnis Kriegenburgs an jene Stimmen ist, die nach den ersten Teilen mehr Gegenwart angemahnt hatten, sie aber jetzt, wo sie auf der Bühne einbricht, zu platt finden.
Auch den Bewegungschor gibt es natürlich noch. Er gehört zu den Händen, die die Bretter zum Verschlag für die Nornenszene und das Liebesnest von Siegfried und Brünnhilde formen und dann auf offener Szene die Verwandlung in den Gibichungenschick bewerkstelligen. Er stellt natürlich auch wieder die jetzt dunkel wogenden Wellen bei Siegfrieds Rheinfahrt und bevölkert dann immer geschäftig wuselnd die Gänge und Computerarbeitsplätze bei den Gichichungen. Beim Trauermarsch gerät das ganze Uhrwerk von Handy-vernetzten Informationsverarbeitern in Aufregung, bricht in eine Börsencrash Panik aus, vernichtet Akten und löscht Dateien. Da ist der große Zusammenbruch mit Händen zu greifen und der goldene Eurotisch zerbrochen.
Was an Massenbewegung auf der Bühne diesmal im Vergleich zu den drei vorangehenden Ringteilen fehlte, war übrigens in einer großen Aktion aus einer ganzen Reihe von Nikolaus Bachlers Eventzutaten kurz vor der Premiere auf dem Opernvorplatz inszeniert worden. Dort hatte nämlich der durch seine Fotosessions mit nackten Menschenmassen bekannte Spencer Tunick einen Beitrag mit 1700 Münchnern geliefert, die nur mit goldener oder roter Ganzkörperschminke bekleidet, ihre Ring-Version auf dem Opernvorplatz nachstellten. Für ein Foto und ein besonderes Ringerlebnis.
Für den scheidenden Münchner GMD Kent Nagano und das Bayerische Staatsorchester wurde dieser Ring im Ganzen zu einem Erfolg. Die Götterdämmerung jedenfalls hatte ein souveränes Fundament im Graben, sie knüpfte an das packende Siegfried-Finale an und machte das Schwächeln in der Walküre vergessen. In der Nornenszene wurden die orakelnden Motivfäden wenigstens im Graben zu einem stimmigen Ganzen gewebt. Siegfrieds Rheinfahrt dann geriet zu einem Orchesterprachtstück und der Trauermarsch entfaltete ohne blinden Überwältigungsfuror seine Wucht. Ausgewogenen mit den exzellenten Protagonisten verwoben die Planung und Ausführung der Intrige, die Siegfried zu Fall bringt, und, eine Klasse für sich, das Finale mit dieser Brünnhilde.
FAZIT
Der Münchner Ring hat durchaus seine brüchigen Stellen, aber er bietet große Bilder, die Archaisches heraufbeschwören, aber auch exemplarisch den Anschluss an die Gegenwart suchen. Wer den Welterklärungsentwurf erwartet hatte, mag enttäuscht sein, er hätte dann aber von Kriegenburg und Nagano mehr erwartet, als von der politischen Klasse oder der Wissenschaft zusammengenommen. Diskussionswürdig sind die Angebote und offenen Fragen allemal. Musikalisch sind, wie schon in den vorangegangenen Teilen, hohes Niveau und vokale Großtaten zu vermelden. Das Orchester liefert alles in allem eine runde Gesamtleistung, die der Habenseite dieses Ring-Projektes Gewicht verleiht.
Roberto Becker | Premiere am 30. Juni 2012 an der Bayerischen Staatsoper München
Warum, zum Wotan, bleichen sie hier alle Orchesterfarben aus?
München beschließt seinen Wagner-„Ring“. Die „Götterdämmerung“ gerät unter Kent Nagano und Andreas Kriegenburg musikalisch zu ungenau und dramaturgisch zu originalitätssüchtig.
Geht die Spielzeit zu Ende, fängt der Festspielsommer an. Nur die Bayern und ihre stolze Staatsoper legen beides immer auf einen Tag. Am Samstag gab es also in München, bei dreißig Grad im Schatten, als letzte Premiere und zugleich als Eröffnung der Opernfestspiele Wagners „Götterdämmerung“. Drei Wochen vor Beginn der Bayreuther Festspiele brachten Kent Nagano und Andreas Kriegenburg damit ihr Ring-Projekt zu Ende, das sie nur fünf Monate vorher mit „Rheingold“ begonnen hatten. Selbst für ein so großes und so gut betuchtes Opernhaus wie das Münchnerische ist das eine logistisch bedeutende Anstrengung, die jeden Applaus verdient, egal, was am Ende auf der Bühne steht.
Aber jetzt, nach vier langen Wagner-Abenden, sollte doch etwas mehr herausspringen als nur sechs Vorhänge und ein freundliches Schulterklopfen. Nach dem poetisch-dekorativen Beginn mit Picknick am Grunde des Rheins, auch noch nach der ausgefransten „Walküre“ und nach dem veralberten „Siegfried“ hieß es immer wieder tröstend: Kinder, das wird schon noch! Mit der „Götterdämmerung“ aber schlägt die Stunde der Wahrheit. Jetzt wollen wir es wissen.
Viele Fragen, keine Antworten
Warum, zum Wotan, bleicht Herr Nagano die Orchesterfarben aus? Warum nivelliert er alle Kontraste? Wieso zerdehnt er die Tempi? Warum gibt er seine Einsätze immer nur so furtwänglerisch ungefähr ins Blaue hinein, dergestalt, beispielsweise, dass die Hörner wirklich Kummer damit haben, pünktlich zu kommen? Warum sitzt gleich der erste es-moll-Akkord nicht auf den Schlag? Wieso wird im siebten Takt des Vorspiels das Diminuendo und im achten Takt die Fermate und überhaupt jede Binnenphrasierung einfach überspielt? Und so weiter.
Generalmusikdirektor Kent Nagano ist ein sympathischer und wortgewandter, ein umgänglicher, stiller, oftmals charismatischer Musik-Intellektueller, was ihm höchste Sympathien beim Publikum sichert. Ein erstklassiger (Wagner)-Dirigent ist er ganz sicher nicht. Und wieso hat Herr Kriegenburg sein Konzept, falls er mal eines hatte, zu Hause liegen lassen? Sieht er in Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ eher ein sozialkritisches, antikapitalistisches Weltuntergangs-Endspiel? Etwas Aktuelles, auf die globale Finanzkrise Bezogenes? Oder doch mehr den Mythos, das Märchen, eine Gründerzeit-Parabel? Und, die vielleicht wichtigste Frage: Was geht mich das an?
Der Chor zückt die Handys
In der „Götterdämmerung“ – das ist eine der bekannten Wagnerschen Witzigkeiten – tauchen die Götter selbst nicht mehr auf. Nur niedere Untergötter haben noch ihre kleinen Warn- und Mahn-Scharmützel am Rande, die Nornen, die Rheintöchter, Alberich. Und eine längst abgestrafte, abgesetzte Göttin, die zur Menschenfrau degradierte Brünnhilde, muss ein jammervolles Menschenfrauenschicksal über sich ergehen lassen. Es ist dies übrigens der einzige Teil des „Rings“, der ausschließlich in einer historisch datierbaren, auch genau lokalisierbaren Wirklichkeit spielt und von realen Begebenheiten berichtet, vom Schicksal der Gibichungen Gutrune und Gunther, von Hagen von Tronje und den Gibichsmannen, und wegen letzterer ist die „Götterdämmerung“ auch der einzige Teil der Ring-Tetralogie, der Chöre braucht.
Im zweiten Aufzug, dritte Szene schlägt die Stunde des Chores und Extrachores der Bayerischen Staatsoper, vortrefflich vorbereitet von Chordirektor Sören Eckhoff. Der grimme Hagen ruft zu den Waffen, es tost das Blech, brutale Drohung geht aus von den gestaffelten, gezackten, paukengrundierten Sturmchören der Männer: „Wir kommen mit Waffen, wir kommen mit Wehr!“ (Und recken dabei ihre Handys in die Luft, das ist so ein typischer Kriegenburgscher Kammerspiel-Regieeinfall, wirkungslos, weil nicht mehr erkennbar ab etwa Reihe zehn in einem großen Opernhaus.)
Die Götterdämmerung im Sängerglück
Als Hagen ist in letzter Sekunde Eric Halfvarson eingesprungen. Er gestaltet souverän und flüssig das Rollenporträt des Bösewichts, ein bisschen schwärzer und böser dürfte die Stimme aber schon sein. Auch sonst ist eine stilistische Besonderheit dieses Münchner „Rings“ die Praxis der Umbesetzung. Wotan wechselte vom „Rheingold“ zur „Walküre“ zu „Siegfried“ Gesicht und Stimme, ebenso wandelten Brünnhilde und Siegfried die Physiognomie – womit signalisiert wurde, dass diese „Ring“-Lesart mehr ein Pasticchio sein will als ein Panorama.
Sängerisch hat die „Götterdämmerung“ in dieser Lotterie die größten Lose gezogen. Vor allem mit Nina Stemme, die eine wahrhaftige, um ihr Leben singende Brünnhilde ist, wie sie lange nicht mehr auf der Wagner-Bühne zu erleben war: strahlend, vital und gestenreich glaubwürdig bis in die Zehenspitzen. Wolfgang Koch als Alberich macht aus seinem kurzen Traum-Auftritt eine Paradenummer.
Stephen Gould als Siegfried bringt zwar, wie stets, zu wenig Metallglanz mit für einen wahren Wagnerischen Weltrettungshelden, aber er erreicht doch hinreichend zuverlässig jede Höhe. Eine Freude auch die Präsenz von Ian Paterson (als Gunther), der lupenreine Charme von Anna Gabler (als Gutrune). Hinreißende Rheintöchter, schlank in der Tongebung, sind Eri Nakamura, Angela Brower und Okka von der Damerau. Bei den Nornen verdient nur die mittlere, Jamie Barton, hohes Lob für ihre Darbietung. Und bei Michaela Schuster als Waltraute waren etliche Schärfen in der Höhe hören, die Sorgen machen.
Eine Serie gewöhnlicher Bilder
Und Kriegenburgs Regie? Ja, stimmt, alles schon mal dagewesen: das durchs Feuer galoppierende Pferd und die auf Koffern sitzenden Flüchtlinge, Hagens Callgirls, Siegfrieds Anzuganprobe, Gunthers Hausbar, der Cocktailshaker für die Blutsbrüderschaft, das luftige Gibichungen-Regal, die videoeingeblendete Kritik am Tauschwert des Geldes und so weiter. All das gehört zur üblichen „Ring“-Bilderwelt, sogar die Nornen steckten schon öfters in ganz ähnlichen, abscheulichen Ganzkörperzelten. Kann sein, es liegt an der derzeitigen „Ring“-Inflation, die uns gleich zwölf neue „Ring“-Inszenierungen an deutschen Opernhäusern beschert, dass es zunehmend immer schwieriger wird für die armen Wagner-Regisseure, originell zu sein.
Dabei geht es doch, ein klassisches Regie-Missverständnis, ums Originell-sein am allerwenigsten. Eigentlich sollte es um so etwas Banales gehen wie Spannung und Leben. Man könnte auch „Sinnstiftung“ dazu sagen, einen festen Faden, der diese Fülle herrlicher Musik mit ihren widerstreitenden Motiven und einander blockierenden Einzelfällen zusammennähen und plausibel machen würde. Andreas Kriegenburg aber ist ein Opernregisseur, der am liebsten hübsche Illustrationen auffädelt, eine nach der anderen, wie zusammenbestellt aus dem „Ring“-Versandkatalog. Das ist bequem, es ist zweifellos auch fotogen. Aber es ist auch rasch wahnsinnig fad.
Gegen Wagner kämpft Brünnhilde selbst vergebens
Raffiniert, jedoch folgenlos, zum Beispiel, die Illustration von Siegfrieds Rheinfahrt, am Ende des Vorspiels: Da rudert Siegfried auf schwankendem Nachen aufs Publikum zu, unter ihm ein Heer von Statisten, die sich ihre Regenpelerinen über den Kopf ziehen und schunkeln und dergestalt einen schwarzglänzenden, sturmbewegten, hohe Wogen schlagenden Fluss darstellen. Es gibt etliche choreographische Zuckerstücke dieser Art, virtuos einstudiert von Zenta Haerter.
Auch kommt es am Ende des ersten Aktes, als Siegfried mit Tarnhelm auftaucht in dem seltsamen Bretterverschlag, der wohl den Walkürenfelsen darstellen soll, zu einem überzeugenden Showdown. Siegfried will Brünnhilde ein zweites Mal erobern, unter falschem Namen. Sie wehrt sich. Wirft ihn gegen die Wand, er sie zu Boden. Dann reißt er ihr den Ring von der Hand. Und wie sie jetzt daliegt und nicht mehr aufstehen will, ein Häufchen Elend, ist klar: Sie wusste, mit wem sie es zu tun hatte. Weiß auch um den Verrat, weiß, dass er sterben muss, ihr einziger Liebster, die letzte Hoffnung auf Rettung, dass jetzt alles verloren ist und das Ende nahe.
Die Kraft und Glut, mit der Nina Stemme dann den letzten Monolog der Brünnhilde gestaltet, lässt keine Erinnerung mehr zu an irgendwelche Sentimentalitäten. Keine Innigkeiten. Keine leisen Töne. Kein Pardon. Dann geht sie und steckt mit einer Fackel alles in Brand. Jetzt sollte wohl am besten der Vorhang fallen. Es ist nicht Nina Stemmes Schuld, dass Richard Wagner dann doch noch das süße, alte Erlösungsmotiv dazu komponiert hat und dass Andreas Kriegenburg zu dieser überraschenden Musikwende sieben Takte vor Schluss nichts mehr einfiel, außer zu zeigen: Es brennt. Es brennt aber nicht die Götterburg, es brennt nicht die Welt. Es fackelt nur, bühnenpyromanisch überschaubar, das Gibichungen-Regal ab. So what.
ELEONORE BÜNING | 02.07.2012
Reaktorunglück in Fukushima, Tsunami-Katastrophe, Euro-Krise, Edel-Boutiquen alla Maximilianstraße: Andreas Kriegenburgs sozialkritische, antikapitalistische und apokalyptische Deutung von Richard Wagners Götterdämmerung ist nun auch schon drei Jahre alt und trotz der zahlreichen tagespolitischen Bezüge nicht überholt. Im Oktober hat Japan den zweiten Atomreaktor in Sendai wieder in Betrieb gekommen, ungeachtet heftiger internationaler Kritik. Die Euro-Krise ist mit Blick auf Griechenland und andere europäische Länder noch lange nicht vom Tisch. Macht, Gier und Neid werden auch im kommenden Jahr die Natur Schritt für Schritt zerstören und die Entindividualisierung der Menschheit im Business-Outfit ungehemmt voranschreiten. Die Inszenierung von Kriegenburg ist sicherlich nicht der große Wagner-Wurf, dafür wurde im ersten Akt zu viel Pulver verschossen. Die wenigen neuen Ideen ab den zweiten Akt wirken trotz stimmiger Bilder eher banal und hilflos wiederholend als richtungsweisend neu. Doch die Grundaussage bleibt erschreckend aktuell. Im Dezember 2015 wurde die Produktion mit einem formidablen Sängerensemble, die beiden Hauptpartien ausgenommen, wiederaufgenommen.
Nach dieser Götterdämmerung versteht man, warum Hans-Peter König, Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf, zu den gefragtesten Wagner-Bässen unserer Zeit gehört. Laut tönend, aber immer fest in sich ruhend und zielsicher verkörperte er glaubhaft den hasserfüllten und machthungrigen Hagen und präsentierte dem Publikum eine der gelungensten Gesangsstudien des Abends. Ebenfalls ausdrucksstark und mit schön ausbalanciertem Kavalier-Bariton sang Markus Eiche den bornierten, prahlerischen König der Gibichungen, Gunther. Anna Gabler überzeugte als Gutrune mit ihrem gehaltvollen Sopran. Gekonnt stolzierte die gebürtige Münchnerin wie eine Luxuszicke mit langer Schleppe in der Einkaufshalle der Gibichungen umher oder brachte sich auf einem Euroschaukelpferd perfekt in die von Kriegenburg geforderte Stellung. Auch Mezzosopranistin Michaela Schuster durfte sich für ihre Waltraute über kräftigen Beifall freuen. Als Rheintöchter waren Eri Nakamura, Angela Brower und Okka von der Damerau zu erleben. Zu Recht darf die Bayerische Staatsoper auf dieses exzellent besetzte Gesangstrio stolz sein, das punktgenau und synchron musizierte und einen homogenen Klang erzeugte. Auf dem Wagner-Olymp stehen sie unangefochten auf der Spitze.
Sängerisch problematisch bleibt allerdings das zentrale Paar des Abends. Hörbar quälte sich Petra Lang durch die schwierige Partie der Brünnhilde. Jeden einzelnen schrill-gequetscht wirkenden Spitzenton schliff sie von unten an und geriet gerade deswegen immer zu tief. In vokalisenartigen Linien und mit ausladendem Vibrato manövrierte sie sich eindimensional statt farblich nuanciert und differenziert durch die Klangwellen der Götterdämmerung und kämpfte mehrmals ums Überleben. In ihrem Schlussmonolog Fliegt heim, ihr Raben! sollte sie hoffnungslos untergehen. Petra Lang bleibt ein Wagner-Mezzo! Und einer der Besten auf der Welt, wie sie vergangenen Sommer in Bayreuth als Ortrud in Lohengrin (Inszenierung: Hans Neuenfels) abermals überzeugend zeigen konnte. Doch alle Technik und Willenskraft der Welt werden aus ihr keinen hochdramatischen Sopran machen. Man darf also gespannt sein, wenn sie nächstes Jahr bei den Bayreuther Festspielen ihr Rollendebüt als Isolde geben wird (Tristan und Isolde, Inszenierung: Katharina Wagner).
Konditionsstark und mit offenbar ermüdungsfreien Stimmreserven sang Lance Ryan den Siegfried. Trotz spürbarer Leidenschaft und Hingabe gab es auch bei ihm unüberhörbar stimmliche Probleme. Unsauber intonierte Töne, rhythmische Ungenauigkeiten und fehlende Spannungsbögen, gepaart mit einem sehr nasalen Stimmansatz, ergaben nicht gerade eine differenzierte Rolleninterpretation der männlichen Hauptfigur. Hingegen zeigte sich an diesem Abend das Bayerische Staatsorchester und der von Chordirektor Sören Eckhoff vortrefflich einstudierte Chor und Extrachor der Bayerischen Staatsoper unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors in fabelhafter Verfassung. Es ist schier unglaublich, was Kirill Petrenko für einen atemberaubenden Detailreichtum und luxuriösen Klangrausch aus dem Orchestergraben des Nationaltheaters zauberte. Fein arbeitete er die Kontraste zwischen innigen lyrischen Momenten, packend ausdrucksstarken Szenen und extatischen Passagen aus. Wenn Petrenko Wagner dirigiert, ist Suchtpotenzial vorhanden! Mit Standing Ovations für ihn endete dieser Opernabend.
Florian Amort | Besuchte Vorstellung: 19.12.2015
Festspielwürdige „Götterdämmerung“
Nicht enden wollenden Jubel gab es am Sonntagabend nach der zweiten Aufführung von Richard Wagners „Götterdämmerung“ in der ersten zyklischen Gesamtaufführung der gesamten Tetralogie. Am größten war er wohl für Nina Stemme, die mit ihrem leuchtenden Sopran eine Brünnhilde der Sonderklasse ist. Sie verfügt über üppige Farben, eine klangvolle Mittellage und vor allem ausreichend Kraft. Bei den „starken Scheiten“ am Ende des rund sechsstündigen Abends klingt ihr ausdrucksvoller Sopran noch genauso ausgeruht wie im Vorspiel, als sie sich von Siegfried verabschiedet. Im Moment gibt es wohl keine Sängerin, die der Stemme in dieser Partie das Wasser reichen kann. Als Naturbursche Siegfried ist wieder Stephan Gould im Einsatz. Auch ihm darf man uneingeschränkt attestieren, mit seinem baritonal gefärbten Heldentenor, seiner gerundeten Mittellage und sicheren Vollhöhe wohl die zurzeit beste Wahl für diese Partie zu sein.
Eric Halfvarson war kurzfristig in der Premiere als Urbösewicht Hagen eingesprungen. In der zweiten Vorstellung übernahm Attila Jun die Partie. Ihm fehlt es zwar an nicht an fahler Schwärze, aber die Drahtzieherrolle in der Verschwörung gegen Siegfried nimmt man ihm nicht wirklich ab. Sein Gesang und sein Spiel wirken zu brav und auch ein wenig zu distinguiert. Wäre Jun von Anfang an bei der Produktion dabei gewesen, wäre sein Rollenporträt sicherlich prägnanter gelungen. Für die nächste Vorstellung ist wiederum Eric Halfvarson angekündigt. Alberich gibt wiederum Wolfgang Koch, der zu den sicheren Werten des neuen Münchner Ringes gehört.
Iain Peterson ist als Gunther stimmlich souverän und weiß den charakterschwachen, wankelmütigen König darstellerisch vollends auszufüllen. Seine Schwester Gutrune, die in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg nur ein Flittchen der besseren Gesellschaft ist und wie ihr Bruder Gunther zum Spielball Hagens wird, überzeugt mit ihrem tragfähige Sopran. Michaela Schuster warnt ihre Schwester Brünnhilde mit großer und klarer Stimme. Auf hohem Niveau komplettieren die drei Nornen (Jill Grove, Jamie Barton, Irmgard Vilsmaier) und die Rheintöchter (Eri Nakamura, Angela Brower, Okka von der Damerau) das Ensemble. Schließlich tragen der Chor und der Extrachor des Hauses mit großem und mächtigem Klang Wesentliches zum hervorragenden musikalischen Gesamteindruck bei (Einstudierung: Sören Eckhoff).
Kent Nagano hat sich in die erste Liga der Ring-Dirigenten katapultiert. Er garantiert mit dem bestens disponierten Staatsorchester einen breit gefächerten, durchsichtigen modulierten Orchesterklang, gepaart mit großartig ausgesteuerten Effekten. Siegfrieds Trauermarsch wird zu einem konzertanten Höhepunkt, bei dem Nagano für einmal das Orchester dynamisch ohne jede Rücksicht aufrauschen lassen darf. Ansonsten weiß er trotz der Vorgaben der Partitur die Balance zwischen Graben und Bühne jederzeit zu garantieren.
Schade, dass dieser so eindrücklich musizierte Trauermarsch mit einer Flugblattaktion bebildert ist, womit die Reihe an der Regie ist. Während Andreas Kriegenburg die ersten drei Teile der Tetralogie plausibel als einen Mythos für moderne Menschen erzählt hat, bei dem er teilweise stimmige Bilder mit Bewegungschören geschaffen hat, kommt er mit der Gibichungen-Welt im Heute an. In der Nornenszene erinnert er an Fukushima, die macht- und besitzgierigen Gibichungen sind in einem Glaspalast zu Hause, der an einen innerstädtischen Einkaufstempel in der bayerischen Landeshauptstadt erinnert (Bühne: Harald B. Thor, Kostüme: Andrea Schraad). Hier regiert der Euro, was die große Tafel in der Form des Euro-Zeichens und Gutrunes Euro-Schaukelpferdchen symbolisieren. Die Personenzeichnung ist unterschiedlich scharf. Stärker bei Gunther und seiner Schwester Gutrune, zwischen denen Kriegenburg ein inzestuöses Verhältnis diagnostiziert, schwächer bei Brünnhilde und Siegfried. Kriegenburg kehrt sich mit der realen Verortung der „Götterdämmerung“ nicht ganz von seinem Konzept für den Rest der Tetralogie ab, denn nachdem Brünnhilde Walhall in Brand gesetzt hat, wird sie von jungen Frauen und Männern in ihren Kreis aufgenommen, die für einen Neuanfang stehen.
Insgesamt gehört der neue Münchner Ring musikalisch wohl zum Besten, was man zurzeit in den großen und kleineren Opernhäusern hören kann. Das Regiekonzept ist interessant, aber unauffällig. Kriegenburg sucht nicht nach neuen Zugangswegen, vielleicht ist für den Moment auch alles über Wagners Werk gesagt? Jedenfalls ist seine Arbeit so abwechslungsreich, dass man nicht wie bei anderen jüngeren Ringproduktionen gerne auf das Szenische verzichten würde.
Oliver Schneider | 10/07/12
Andreas Kriegenburg’s Munich Ring Cycle came to a brilliant end. His Götterdämmerung combines a very interesting stage production, a great musical performance, and a remarkable cast. Above all Brünnhilde, who was not just a god’s daughter, but truly a goddess herself.
Kriegenburg has crowned the tetralogy with aGötterdämmerung that takes jabs at the abuse of capitalism and the crisis it has generated, which means a true twilight of the system, with references even to Fukushima thrown in during the opening scene. Gold and the ring are but symbols of power, in the pursuit of which all the crimes in the Tetralogy are committed. And there are quite a few (Fasolt, Siegmund, Hunding, Mime, Siegfried, Gunther, even Hagen) who make themselves guilty in the process. At the end of the opera I understood more clearly, at last, the whole idea of Kriegenburg’s direction and the use of the many extras, which now no longer seems to me capricious, but very well thought through. Selfishness, the greed for power, the struggle for gold, have brought destruction—let’s call it a crisis—culminating in Brünnhilde’s immolation and the return of gold to its origin. Interestingly, for the final notes of the motif of redemption, the entire group of extras come into stage, all dressed in white—the way Rheingoldstarted out—to take the only survivor of the disaster (Gutrune) with them as their ranks close while the wonderful music gives a glimpse of hope for a better world. It is as if Kriegenburg indicted the selfishness of gods, Nibelungs, and Gibichungs as what has brought the crisis on, suggesting that only the common people, throughout unity and solidarity, will be able to solve the situation.
The extras have been working hard on stage: they gave form to the Rhine, they gave birth to the flower meadow and the forest in Siegfried, they suffered the oppression of Gibichungs (the only time when they were clad in black) and finally they sent a message of hope in the final minutes of the Tetralogy: A lovely message that I found profoundly moving.
The first act of Götterdämmerung opens on a huge lounge with several levels, something out of the headquarters of a large bank or media conglomerate via James Bond. This is the Gibichungs HQ. It is a modern impersonal setting where employees are curiously uniformed in Chinese style. I think Kriegenburg might as well have gone a step further and converted the stage into the headquarters of any political party today. In this large room the group of extras move a few props—mostly large wooden planks that form a make-shift hut—to give life to the scenes of Brünnhilde on her rock in Act I. In the last act the building is dilapidated and the opera ends with a spectacular funeral pyre at the back of the stage.
Hagen and Gunther are two depraved executives in search for power and money who casually abuse their staff, while Gutrune is a spoiled starlet, whose relationship with her brother is amorously ambiguous. When she gets bored, she lazily, lasciviously sways back and forth on her rocking horse in the shape of a golden Euro symbol. The chorus continually uses mobile phones to pass and receive messages and take pictures and it is worth seeing their excitement in the building as the news of the death of Siegfried get in.
Interesting as the production was—more profound than the previous installments and quite attractive—the true radiance came from the musical contributors. Kent Nagano was outstanding this time, as was his ever superb Bavarian State Orchestra, following right in their own footsteps from Siegfried. There were no cracks in Nagano’s Wagner-construct, but plenty richness and depth.
The cast also enjoyed an immense Brünnhilde, at once bright and deep. I do not know how many years it has been since we have had a Wagnerian soprano in the class of Nina Stemme. I never had the opportunity to see Nilsson, Varnay, or Traubel, but it’s hard to believe that they could have improved on what Nina Stemme has done in this Götterdämmerung. It’s too bad she didn’t sing the other two Brünnhildes.
Stephen Gould’s Siegfried fell short of my expectations. Obviously, the voice, a true heldentenor, is well suited to the character, but I’ve found him more forced than at other times. At the start of the third act he cracked a high note, but that was not indicative of things to come, and the whole narration of his exploits was solved satisfactorily even as he pushed on more than one occasion.
Eric Halfvarson was a deliciously smarmy, evil, charming Hagen. Iain Paterson’s voice is not very large and somewhat impersonal, but he solved his task as Gunther. Anna Gabler cut quite a figure as Gutrune with her outstanding stage performance. I suppose that this aspect prevailed in her choice rather than her purely vocal qualities, which are not outstanding. Wolfgang Koch repeated his spectacular Alberich, which made it a shame that the character appears only so briefly in this opera. Michaela Schuster finally made for a remarkable Waltraute, both as an actress and singer.
The Daughters of the Rhine proved they are a real (vocal) treat. Among the Norns, Irmgard Vilsmaier (Third Norn) left a very positive impression, while Jamie Burton (Second Norn) sounded shrill.
José M. Irurzun
La chute des corps
Avec cette dernière journée du Ring des Nibelungen, on pouvait espérer comprendre le sens du message qu’a voulu délivrer Andreas Kriengenburg à travers sa mise en scène du cycle wagnérien. Avoir le fin mot de l’histoire, en quelque sorte. Après une traversée du Rhin qui voit la barque de Siegfried voguer sur un flot humain puis accoster dans le siège luxueux d’une multinationale dirigée par les Gibichungen et peuplée de cadres affairés, on se dit qu’on est en terrain connu : les corps encore, utilisés comme éléments de décor ou de figuration, ces femmes, ces hommes qui de Das Rheingold à Siegfried en passant par Die Walküre, reviennent inlassablement sous différentes formes comme un leitmotiv. Le sigle de l’euro que chevauche Gutrune semble ne pas laisser de doute : ce crépuscule des dieux sera le nôtre, celui de notre société dévorée par les crises financières, devenues aujourd’hui sociales avant d’être demain politiques. Siegfried, perverti, endosse à son tour un costume trois pièces. L’affaire est entendue. Pas tant que ça. Inexplicablement, la suite de l’opéra reprend une voie purement illustrative, comme si Andreas Kriengenburg s’était trouvé en panne d’inspiration. Les corps deviennent chœurs (les vassaux des Gibichungen) et ne reviendront qu’en toute fin de soirée. Le récit se déroule alors de manière classique, sans même cette étincelle théâtrale qui stimulait les épisodes précédents, jusqu’à l’incendie final, simulé au moyen d’une classique projection vidéo. Brunnhilde sort tranquillement par l’arrière-scène suivie peu après d’Hagen, Gutrune restée seule erre en son palais détruit jusqu’à ce qu’une tribu d’hommes en blanc vienne former un cercle autour d’elle, ces mêmes hommes en blanc que l’on voyait déambuler sur le plateau avant les premières mesures de Das Rheingold. Tout peut recommencer.
Compte tenu de l’inventivité et des moyens – colossaux – déployés depuis le début de la saga, on s’avoue un peu déçu. On aurait attendu davantage. Les corps ? Gagdet, pure virtuosité décorative dépourvue de sens. Le message ? Il n’y en a pas. Le Ring selon Andreas Kriengenburg n’est qu’un livre d’images, plus ou moins abouties, avec certains effets visuels de haute voltige (le dragon, la flamme de la forge, les eaux du Rhin) et d’autres qui font pschitt, ces derniers étant malheureusement ceux situés aux moments cruciaux (la montée au Walhalla, la chevauchée des Walkyries, le brasier final).
Ovationné par le public, Kent Nagano pèche souvent par flaccidité. Un souffle dramatique anime pourtant bel et bien sa direction, et plus particulièrement dans ce dernier épisode, mais par intermittence. Disons que les flottements que l’on perçoit çà et là (la fin des premiers et deuxième acte) sont compensés par des intuitions sonores que magnifie un Bayerisches Staatsorchester magistral (mort de Siegfried). Des transparences, des fulgurances au détriment d’une tension permanente.
Vocalement, si l’on écarte des Nornes massives dont une troisième (Irmgard Vilsmaier) courte d’aigu , on frôle l’excellence, dans ce dernier épisode encore plus que dans les trois autres qui pourtant mettaient la barre haut. Débarrassées de ces hoquets qui nuisaient à la pureté de la ligne, les Filles du Rhin fusionnent mieux que dans Rheingold. L’Alberich de Wolfgang Koch, idéal pour qui aime l’Albe agressif, trouve en Eric Halfvarson un fils à sa mesure, Hagen fuligineux dont Kriegenburg, allez savoir pourquoi, a fait le sosie de Lenine.
Les Gibichungen sont également de haute lignée. Iain Paterson, corrompu et libidineux, en impose encore plus qu’à Paris où il interprétait dejà un Gunther de grande classe (voir recension). Anna Gabler sait tirer partie d’une mise en scène qui flatte Gutrune plus que de coutume. La Gibich est ici mieux qu’une comparse, une protagoniste à la silhouette provocante qui, de la cagole – bien – imaginée par Kriegenburg devient femme puis sœur. Une présence classée X mais aussi une voix ample, sombre, solide, puissante, qui fait de Gutrune une vraie rivale de Brünnhilde.
Après un prologue – trop – riche en décibels, Stefan Gould reprend le contrôle d’un chant dont on ne perçoit les tensions que lors de son ultime récit. Dans un rôle qui en laisse plus d’un sur le carreau, le ténor est un modèle, vaillant sans ostentation, nuancé autant que possible, avec dans le ton une sensibilité qui apporte à Siegfried ce surcroît d’intelligence qu’on ne lui concède pas toujours. Nina Stemme, enfin, s’affirme comme la plus accomplie des Brünnhilde aujourd’hui. Son soprano peut au premier abord sembler lourd, comme carapaçonné dans une armure de fer inoxydable. La surprise vient de l’aigu qui, tout en préservant l’unité des registres, perce le métal avec un impact et une justesse remarquables. Rien ne peut résister alors à cette projection absolue avec en guise d’acmé, une scène d’immolation, vécue comme un long songe douloureux, impressionnante, qui à elle seule suffit à rendre ce Ring mémorable.
Christophe Rizoud | 15 juillet 2012
PO |
A production by Andreas Kriegenburg (premiere)
Hans-Peter König sang Hagen in the dress rehearsal, then lost his voice. Albert Pesendorfer took over and fell silent due to the virus on the morning of the premiere. Eric Halfvarson flew in from Vienna at midday, and four hours later he stood in front of the audience.
This recording is part of a complete Ring cycle.