Götterdämmerung
Kirill Petrenko | ||||||
Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele | ||||||
Date/Location
Recording Type
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Siegfried | Stefan Vinke |
Brünnhilde | Catherine Foster |
Gunther | Alejandro Marco-Buhrmester |
Gutrune | Allison Oakes |
Alberich | Albert Dohmen |
Hagen | Stephen Milling |
Waltraute | Claudia Mahnke |
Woglinde | Mirella Hagen |
Wellgunde | Julia Rutigliano |
Floßhilde | Anna Lapkovskaja |
1. Norn | Anna Lapkovskaja |
2. Norn | Claudia Mahnke |
3. Norn | Christiane Kohl |
Aber was soll es bedeuten? Castorfs visuell stilvolle Götterdämmerung bringt keine Lösung
Am Ende der Vorstellung stand das Team hinter dem aktuellen Bayreuther Ring einfach für über vier Minuten im Rampenlicht und ließ die Mischung aus Applaus und sehr vokalem Widerspruch über sich hereinbrechen. Als Ganzes genommen verdiente die Produktion wahrscheinlich sowohl Blumen als auch Prügel: mal war sie ärgerlich ausschweifend, dann auf interessante Weise provokant, mal visuell ansprechend, mal verwirrend und bereichernd. Regisseur Frank Castorfs Idee für die Götterdämmerung war bedeutend weniger anarchisch als sein Siegfried, obwohl die Überarbeitung des Endes eindeutig so einige gestellte Nackenhaare und Zwischenrufe verursachte. Die Besetzung des vergangenen Abends wurde richtigerweise von der scharfen Kritik des Publikums ausgenommen und erntete warmherzigen Applaus, ebenso Kirill Petrenko, abermals der Held der Stunde, oder vielmehr der sechs Stunden zwanzig Minuten Spielzeit des letzten Teils in Wagners Tetralogie (einschließlich Pausen).
Der Großteil des multilokalen Sets für die Götterdämmerung war offenbar in Berlin angesiedelt: ein Handlungsort zeigte ein Gebäude, verpackt in der Art von Christos Bundestagsprojekt, ein anderer einen Obst- und Gemüsehandel neben einem Dönerladen. Eine dritte, enge Ansicht zeigte eine Mietshaustreppe mit einem Erdgeschosszimmer, das mal ein Voodoo-Tempel war, mal von Obdachlosen besetzt. Die vierte Seite zeigte eine deutsche Chemiefabrik, vor sich Ölfässer stapelten. Castorf und Bühnenbildner Aleksander Denić ignorierten Tschechows berühmte Aufforderung, dass wenn eine Pistole zeigt wird, man sie auch irgendwann verwenden muss, denn diese Fässer wurden nicht genutzt, um am Ende das Feuer zu entfachen, das Walhalla verschlingen wird. Die Verhüllung des vermutlichen Bundestags fiel schließlich im dritten Aufzug und enthüllte „The New York Stock Exchange“, doch was immer hier auch die politische Aussage war, sie wurde nicht konsequent weiterverfolgt.
Adriana Braga Peretzkis Kostüme für die Nornen kombinierten gegen alle Intuition grellbunte Partykleider mit der Oberbekleidung einer Stadtstreicherin. Anna Lapkovskaja (gleichzeitig die Rheintochter Floßhilde) gab eine besonders fesselnde Erste Norne, während Claudia Mahnke an diesem Abend ebenfalls Doppelschicht als Zweite Norne und Waltraute führte. Obwohl sie in der letzteren Rolle ausgezeichnet war, fragte ich mich, ob sie nicht manches Mal ein wenig tief in ihrem Register für wirklich angenehmen Vortrag lag.
Stephen Milling, der mich im letzten Jahr als Marke in einem Berliner Tristan umgehauen hatte, gab einen hervorragenden Hagen. Nicht nur war seine Stimme absolut packend und wenn nötig unendlich weit, er fing auch die formidable Bedrohlichkeit seiner Figur besser ein als die meisten anderen, die ich bisher gesehen habe. Sein Wachlied trug er aus einem eisernen Gitter vor, doch das verstärkte den Eindruck von zurückgehaltener, böswilliger Kraft nur. Mit dem ersten Schwung reformistischer Begeisterung verbannte Wagner den Chor aus den frühen Ring-Opern, doch nach Hagens sammelndem Ruf bekommen die Vasallen eine kurze aber denkwürdige Szene, die die Herren des Festspielchores mit Begeisterung vortrugen.
Das Bestreben, Siegfried als eine so unangenehme Person wie möglich darzustellen, wurde in dieser Oper fortgesetzt: abgesehen von seinen sehr körperlichen Auseinandersetzungen mit den Rheintöchtern wurde in einer willkürlichen Szenen gezeigt, wie er einen Obdachlosen verprügelt, der gegen die Freiheiten protestierte, die er sich mit seiner Freundin nahm. Man konnte Stefan Vinkes außerordentliche stimmliche Ausdauer nur bewundern, während man sich zusehends von dessen Figur entfremdet fand, selbst, als er von Hagen erschlagen (nicht mit dem Speer verwundet) wurde. Catherine Foster als Brünnhilde überzeugte mich hier mehr als in früheren Teilen des Zyklus: als Rachesinnende war sie absolut fesselnd, und ihre große letzte Szene meisterlich kontrolliert. Am Anfang des Prologs brach ein kleiner Campinghocker unter ihr zusammen: ob beabsichtigt komisch oder Unfall ist schwer zu sagen, doch im Falle des Letzteren verdient sie massiven Respekt dafür, dass sie sich dafür nicht aus der Bahn werfen ließ, weder metaphorisch noch wörtlich.
Beide Gibichungen waren beeindruckend: Allison Oakes (die zuvor Freia und Gerhilde gespielt hatte) war an diesem Abend die vielleicht gefühlvollste Darstellerin auf der Bühne und machte Gutrune zu einer viel beeindruckenderen und vielseitigeren Figur als man erwartet hätte. Als Gunther zeigte Alejandro Marco Buhrmester eine starke Leistung, obwohl die emotionalen Veränderungen, die er durchlaufen musste (mal Widerling, mal betrogener Ehemann) nicht besonders glaubwürdig waren.
Wie im Rheingold waren die Rheintöchter Damen der Nacht, obwohl ihre urbanen Verkörperungen hier im dritten Aufzug deutlich gefährlicher waren als die, die wir in dem kleinen, texanischen Puff gesehen haben. Man sah sie zuerst, wie sie die Leiche von Patric Seibert (dem allgegenwärtigen, nicht singenden Darsteller) in den Kofferraum ihres Wagens warfen, wie sie Siegfried verführten und Brünnhilde in der letzten Szene mit unerbittlicher Entschlossenheit verfolgten. Ihre Possen störten nie die Freuden ihres mehrstimmigen Gesanges, der immer perfekt intoniert und knackig artikuliert war.
Vielleicht vorhersehbar wurden uns ein großes, kathartisches Ende zu Wagners göttlicher Musik vorenthalten. Obwohl Brünnhilde die Bühne mit Benzin tränkte und man sich schon Hoffnung auf eine große Feuersbrunst machte, übergab sie den Ring schließlich einfach an Wellgunde und verließ die Bühne. Die Rheintöchter warfen ihn später in eine winzige Feuerschale. Als Hagen dort regungslos vor Entsetzen stand, zeigte das Video eine Sequenz in der sein toter Körper mit allen Ehren auf einen perfekten See entsandt wird. Warum der Schuft derjenige sein sollte, dem diese Ehre erwiesen wird, ist nur eines der ungelösten Rätsel dieser irritierenden aber gehaltvollen Inszenierung, die mir wahrscheinlich länger im Gedächtnis bleiben wird als viele andere, gefühlsbetontere Produktionen.
David Larkin | 02 August 2015
Le Götterdämmerung de Kirill Petrenko : pour l’éternité
Quand le rideau s’ouvre, c’est au célèbre « Lasciate ogni speranza, voi che’ntrate » de l’Enfer de Dante auquel on pense. Avec Berlin comme métaphore et toile de fond, ce très littéral Crépuscule nous convie à une plongée dans les ruines de l’histoire et des illusions. Aleksandar Denić a imaginé un formidable décor tournant présentant sous trois angles une capitale allemande saisie entre la division est-ouest et la chute du mur. Plus on progresse dans ce Ring, plus se multiplient et se densifient les repères et les symboles. L’esprit d’analyse est sollicité à chaque instant, et même longtemps après qu’on soit sorti de la salle. Impossible de résister à l’intelligence d’une mise en scène qui tresse en une soirée les fils ténus d’une lecture sociale et historique de l’Allemagne d’après-guerre. La monumentalité du projet de Frank Castorf est à la hauteur du défi que lui impose la richesse de la partition de Wagner.
C’est à travers la notion de lieu – tantôt comme décor, tantôt comme espace de réflexion – que se développe la scénographie de cette dernière journée du Ring. La division politique de Berlin contraste avec l’argument du pétrole comme or noir et a- (ou trans-)idéologies. Peu importent que les « blocs » politiques s’approprient la géographie de la ville. La problématique des relations entre l’économie et l’individu ne s’arrête pas au leurre d’un mur de séparation ou des drapeaux qu’on agite. Le mal vient de plus loin, comme l’indique l’allégorie de cet anneau maudit qui contamine ses propriétaires et détruit toute humanité.
Dans une zone sordide jouxtant le Mur, on retrouve le Berlin-ouest des quartiers de Kreuzberg ou Treptow, avec ces immeubles de briques et ses échoppes minables ; à l’opposé, il y a ce qu’on pourrait considérer comme le Reichstag « emballé » par Christo en 1995 et qui s’avèrera être… la façade néo-classique du New-York Stock Exchange, comme pour mieux signifier le glissement du pouvoir législatif et démocratique vers le nouvel horizon du Mal : la finance internationale. Les dieux sont moribonds, mais le rite demeure, sous des résurgences et des formes primitives. Les trois Nornes (aux couleurs du drapeau allemand) tissent les fils de la destinée devant un autel vaudou. Les ossements sanguinolents et le culte morbide rappellent une forme de retour au primitif, comme survivance de société. La rotation du décor fait découvrir la gigantesque enseigne lumineuse PLASTE UND ELASTE, emblème triomphant de l’industrie pétrochimique de l’Allemagne de l’Est, qui jure avec le ridicule « Obst und Gemüse » de la boutique placée juste derrière. La viscosité chimique et idéologique souligne cette omniprésence du pétrole et des produits dérivés (plastique, huile, etc.), jusque dans la bâche plastique enveloppant le corps de Siegfried, sur laquelle pisse l’or noir.
Présence muette et hautement signifiante, le jeu de l’acteur (et assistant-scénographe) Patric Seibert bouscule la lecture littérale du livret en multipliant des angles alors même qu’on pensait tenir une certitude. L’allusion subliminale à la chute du mur se lit en quelques secondes dans ce drapeau rouge qu’on brandit… tandis qu’on se précipite goulûment sur une banane, symbole de la liberté retrouvée pour les « ossi ». Plus loin, cette allusion au Cuirassé Potemkine lorsqu’il laisse échapper un landau rempli de pommes de terre etc. L’utilisation de la caméra à l’épaule nous fait pénétrer au cœur de cette foule à la joie hilare et servile. Hagen dirige d’une main de fer cette célébration de la réunification ; on oublie le symbole pour s’intéresser aux véritables intentions sous-jacentes. La mort de Siegfried à coups de batte de baseball marque le point d’arrêt d’un parcours lamentable, au cours duquel le héros germanique oscille entre pulsion sexuelle et pourriture morale.
Capture d’écran 2015-08-31 à 12.56.51Le grain et le relief très contrasté de Stephen Milling lui assurent un beau succès en Hagen. Excellent acteur, il sait imposer sur scène une autorité et une présence redoutablement efficace. Stefan Vinke parvient à faire oublier une relative baisse de régime dans le I, pour peindre une agonie de Siegfried absolument remarquable. Veule et impulsif, son personnage tranche de bien belle manière avec une Catherine Foster, Brünnhilde de feu et de glace. Castorf l’imagine en caryatide incendiaire en robe lamée d’or, dardant ses aigus telle une furie. Pour sa troisième année de présence sur la Colline, elle affiche une endurance et une pâte vocale bien supérieure à ses dernières prestations. Toujours précautionneuse dans ses notes de passage, elle sait ne pas puiser trop loin dans ses réserves pour offrir des aigus étincelants dans l’immolation.
Très belle prestation d’Allison Oakes, qui campe une Gutrune enfin débarrassée du peu d’intérêt que lui accorde le livret. Son personnage de victime parvient à émouvoir, particulièrement dans la crise de folie qui semble l’envahir quand elle découvre la machination dont elle était l’objet. Toujours irréprochable d’impact et de tenue, le Gunther d’Alejandro Marco-Buhrmester réalise une incarnation de tout premier plan. L’Alberich d’Albert Dohmen trouve enfin dans sa dernière apparition l’engagement qu’il lui manquait jusqu’à présent. On se satisfait bon gré mal gré d’une projection assez courte, la qualité du timbre suppléant largement à ce défaut. La Waltraute de Claudia Mahnke est supérieure à sa deuxième Norne, dont le registre trop grave l’expose dangereusement. Les Filles du Rhin trouvent un équilibre et une homogénéité qui séduit davantage que dans Rheingold ; la nouvelle venue Anna Lapkovskaja stabilise son vibrato en première Norne et campe une belle Floßhilde.
La direction de Kirill Petrenko donne à cette Tétralogie des parfums d’éternité. La ductilité du geste aspire à un perpétuel mouvement vers l’avant. La battue épouse comme une seconde peau la matière narrative, sans jamais exagérer les effets ou jouer du volume comme cache-misère d’une absence d’idée. La « Marche funèbre de Siegfried » s’écoute les yeux fermés, pris dans un vertige sonore absolument inouï. Son Wagner est cristallin et éminemment théâtral, avec pour résultat une tension en parfaite cohérence avec les exigences du livret et les intentions d’une mise en scène génialement foisonnante. Marek Janowski lui succèdera pour l’édition 2016, avec certainement des options radicalement différentes – que l’on brûle de découvrir. Après trois années placées au plus haut de ce qu’une direction d’orchestre peut offrir dans un Ring, le défi est immense… l’enjeu passionnant.
David Verdier | 1 septembre 2015
Premiere, PO |
A production by Frank Castorf (2013)
This recording is part of a complete Ring cycle.