Wels feiert das 25 Jahr-Jubiläum! Und bleibt dabei nach wie vor herrlich konventionell! Sicher: Das charmante Theater bedarf einer dringenden Renovierung, die Akustik ist nicht immer optimal und man sitzt nicht unbedingt bequem. Aber, ich will nicht an offene Wunden rühren, denn das wissen die Veranstalter selbst. Und ich wünsche ihnen vom Herzen, dass eine Lösung gefunden wird! Es wäre jammerschade, wenn solch wunderbare Aufführungen, welche immer wieder hochnäsig als verstaubt und nicht zeitgemäß verteufelt werden, für immer verschwinden würden.
Das Publikum lechzt danach und reist genau aus diesem Grund aus fern und nah an, wie das vollzählig besetzte Auditorium beweist. Davon kann so manches andere Theater (Opernhaus) nur träumen! Mein Aufruf an die Verantwortlichen von Stadt und Land: Augen auf! Ohren auf! Geldsäckel auf! Wollen Sie wirklich, dass nächstes Jahr Schluss ist?
Inszenierung, Ausstattung und Lichtgestaltung liegt in den bewährten Händen von Herbert Adler und Dietmar Solt. Da wird nichts verfremdet oder hineininterpretiert, da ist alles so, wie es sein soll! Schöne Kostüme inbegriffen!
Ralf Weikert leitet die Brünner Philharmoniker, die blitzsauber musizierten. Mit dabei der Tschechische Philharmonische Chor Brünn, geleitet von Jan Ocetek. Das bedeutet wunschloses Wagner-Erleben!
Die Titelrolle übernahm Wolfgang Brendel. Seine Durchschlagskraft ist nicht mehr wie früher, was vor allem in seiner langen Auftrittsarie nicht zu überhören war. Im Lauf des Abends vermochte er sich jedoch zu steigern, sodass das Finale doch wieder zu einem Erlebnis wurde. Verhalten begann auch Astrid Weber, die Stimme klang matt, was allerdings zu der Szene passte. Doch schon in ihrer Ballade bewies sie, was für eine ausgezeichnete Senta sie ist! Ein toller Regiegag war, dass genau in dem Moment als Daland in Begleitung des Holländers die Stube betritt, dessen Bild krachend von der Wand fällt!
Begeistert hat mich Reinhard Hagen, der Daland Gestalt verlieh. Er verfügt über ein prächtiges Stimmpotential sowie über eine enorme Bühnenpräsenz, so groß gewachsen, wie er noch dazu ist. Clemens Bieber war ein höchst verlässlicher Erik, der schmerzlich fühlt, dass Senta ihm für immer entgleitet. Christa Ratzenböck fungierte als betuliche Mary, stets darauf bedacht, ihre munteren Schäfchen im Zaum zu halten. Christian Sturm hat keine allzu große Stimme, war aber ein braver Steuermann.
Die Lichtgestaltung tobt sich – sehr zu meinem Vergnügen – bei der Gespensterschiff-Szene aus.
Ganz anders jedoch das Schluss-Szenarium: Über der wild bewegten See leuchtet eine blutrote Sonne, die sich zu den letzten Akkorden in ein goldenes Licht verwandelt. Das Meer ist zugleich spiegelglatt und – wem dabei nicht die Tränen kommen, ist selber schuld!
Heide Müller | 06.06.2014