Lohengrin
Justin Brown | ||||||
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin | ||||||
Date/Location
Recording Type
|
Heinrich der Vogler | Günther Groissböck |
Lohengrin | Klaus Florian Vogt |
Elsa von Brabant | Camilla Nylund |
Friedrich von Telramund | Martin Gantner |
Ortrud | Anna Smirnova |
Der Heerrufer des Königs | Dong-Hwan Lee |
Vier brabantische Edle | Ya-Chung Huang |
Andrew Dickinson | |
Paull-Anthony Keightley | |
Bryan Murray |
Mit viel Vorfreude gehe ich in den Lohengrin (hört man ja sooo selten), um Groissböck, Vogt, Nylund und Smirnowa mal wieder zu hören.
Aufällig sind die Gemeinsamkeiten von Vogt, Nylund und Gantner, der den Telramund singt. Alle drei singen expressiv zurückhaltend, geben der Musik den Vorrang vor der Deklamation, haben helle Stimmen, kolorieren behutsam, und besonders Vogt und Nylund phrasieren mit viel Erfahrung. Als Fitnessprogramm kann Klaus Florian Vogt die Rolle des Lohengrin (ganz brav mit Ansteck-Flügel) kaum nutzen. Mehr als gemessenes Schreiten sieht die Regie (Kasper Holten) nicht vor. Man kennt Vogts Lohengrin, man hat’s schon öfters gehört. Dennoch verblüfft der radikal liedhafte Zugang aufs Neue, Vogt singt gewohnt schwingungsarm und bekommt das Kunststück hin, zugleich sachlich und lyrisch zu klingen. Gerade daraus erwächst jene Kantabilität, die spröde und innig ist. Vogt besitzt allein schon Autorität durch die absolute Text-Verständlichkeit. Anfangs stören mich – wie immer! – das fehlende Legato und Mängel beim Rhythmusgefühl (also italianità). Das zarte Relief des Textes wirkt wie schimmerndes Pastell und lässt doch kaum eine Nuance aus. Ich bin begeistert. Camilla Nylunds weißgewandete Elsa ist eine bannende, eher statuarisch-mütterliche Bühnenerscheinung. Sie singt instrumental, nur die Mittellage klingt belegt und es fehlt heute die klangliche Rundung. Nylunds Spiel streift das Schematische (wie aufwühlend war Annette Dasch!), die kleinen, bedeutsamen Gesten beherrscht Nylund aber aus dem Wagner-Eff-Eff. Für die Mädchenträume von Einsam in trüben Tagen ist die Stimme zu reif. Eine unspektakuläre, doch beeindruckend fehlerlose Leistung.
Nicht missen möchte ich Anna Smirnowa, die die Ortrud als intrigantes Miststück spielt. Die russische Sopranistin überrascht durch die gute Diktion, sie hat Gefühl für Vokale, Konsonanten, Silben, wichtige und unwichtige Worte. Von russischen oder ukrainischen Sopranen hört man oft genug nur einen gurgelnden Klangstrom. Smirnowas Spitzentöne sind außerordentlich. Ihre fiese Intrigantinnen-Mimik ist aller Musiktheater-Ehren wert. Die Energie des Singens ist groß. Das ist auch bei Martin Gantner (Telramund) so, der viel Zeit auf dem Boden liegend verbringen muss. Gantner verfügt über einen sehr interessanten, nicht großen, aber gut fokussierten, beweglichen und lebhaft vibrierenden Bariton ohne besonders bassige Färbung. Telramunds Vortrag besitzt Spannung und Dramatik. Günther Groissböck (König Heinrich) besitzt eine der prächtigsten Bassstimmen der Gegenwart. Fast muss Groissböck sich hüten vor zu viel Schönheit. Eine gute Leistung bringt Heerrufer Dong-Hwan Lee mit energischer, leichter, fast fliegender Stimme.
Die vier Edlen singen Ya-Chung Huang, Andrew Dickinson, Paull-Anthony Keightley, Bryan Murray, die charmanten Edelknaben Andrea Schwarzbach, Saskia Meusel, Cordula Messer, Martina Metzler-Champion. Wer sind denn die anderen vier Frauen-Solostimmen der Brautgemachszene? Der Chor ist ein Traum. Die aggressive Härte der Männerstimmen bläst den Zuhörer um. Warum ist der Chor der Deutschen Oper so viel besser als der der Staatsoper?
Kasper Holtens Inszenierung funktioniert sechs Jahre nach der Premiere gut.
Justin Brown dirigiert. Es geht los mit Schreck. Ich höre das schlechteste Lohengrinvorspiel seit zehn Jahren. Weichgespült und ausgewrungen. Wagner-Softeis für die Tonne. Dann zeigt sich: Brown ist gut, wenn er ruhige Tableaus ausbreiten kann. Die Sänger schweben auf großen Bögen. Justin Brown leitet eher elegant als energisch, eher athmospährisch als plastisch. Manchmal überhört man das Orchester geradezu, so unscheinbar ist Brown drauf. Auffällig die silbrigen Geigen. Aber Umsicht und Übersicht sind top.
Der Lohengrin an der Deutschen Oper ist ein homogene Leistung von erstaunlicher Höhe. Ein Lohengrin ohne überharte Deklamatorik bei den Sängern. Alle artikulieren prägnant. Alle singen.
Schlatz | 29 Okt 2018
Klaus Florian Vogt setzt Maßstäbe
Es gibt Opernabende, da sitzt man im Parkett und fühlt nichts. Es packt einen nicht, man sitzt eben nur da, und der Funke will nicht überspringen. Dann gibt es aber diejenigen Aufführungen, die einem einen wohligen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen und aufgrund massiver Endorphinausschüttung Glücksgefühle auslösen. Zu letzterem gehörte dieser Lohengrin in der Deutschen Oper Berlin.
Der Abend begann schon vielversprechend mit dem auch aus Bayreuth und Hamburg bekannten Bass Günther Groissböck. Er sang einen mächtigen, stimmstarken und lauten König Heinrich. Sein schwarzer, klarer Bass verströmte in jeden Winkel des nahezu ausverkaufen Hauses mit den senffarbenen Sitzen. Dieser König begeistert auch als Holländer und der Wotan kommt bestimmt auch noch. Klasse Leistung!
Klaus Florian Vogt, von seinen Fans schlicht KFV genannt, übertraf sich wieder einmal selbst. Er hat eben das, was einen Superstar von einem normalen guten Sänger unterscheidet: Er sieht gut aus (übrigens wie man sich den Lohengrin vorstellt: Er ist ein Bilderbuchlohengrin), er schauspielert rollengerecht und natürlich, so dass man denkt, er sei tatsächlich Lohengrin und schließlich singt er die Partie mit seinem hellen lyrischen einzigartigen Tenor derart überwältigend, dass man vor Freude weinen möchte. Das Wort „Taube“ in der Gralserzählung hat noch kein Sänger besser gesungen, hier hat er lyrische Maßstäbe gesetzt und Kunst geschaffen. Daran müssen sich andere messen lassen. Und überhaupt: Derzeit gibt es weltweit keinen besseren Lohengrin, weil Vogt in dieser Partie schlicht und ergreifend ein Gesamtkunstwerk verkörpert. Man wünschte sich fast, er würde nur noch und immer den Lohengrin singen.
Camilla Nylund begeisterte als Elsa mit ihrem einfühlsamen Sopran. Sie schaffte es, mit Ortrud nicht in den Wettbewerb zu treten und sich stimmlich so zurückzuhalten, dass sie unter Verzicht auf das Dramatische genau das Jungfräuliche und Mädchenhafte in einem Maße vortrug, das die Partie der Elsa erfordert. In Verbindung mit ihrem Erscheinungsbild zum Verlieben!
Anna Smirnova als Ortrud brachte das Haus zum Rasen. Hier stand eine Sängerin auf der Bühne, die das Böse und den Hass, der der Partie inne wohnt, mit ihrem unglaublich dramatischen Sopran wie vom Teufel besessen ins Publikum schleuderte. Das war die ultimative Smimova-Hardrockshow. Äußerst textverständlich, lyrisch, wo es lyrisch sein muss und dramatisch bis hysterisch an den Stellen, an denen die Partie Dramatik und Hysterie vorgibt. Auch bei ihr fällt es schwer, sich vorzustellen, dass diese Partie derzeit besser gesungen wird. Frau Smirnova ist übrigens auch eine hervorragende Schauspielerin; es bereitete auch große Freude ihr dabei zuzusehen.
Besonderes Lob gilt schließlich Dong-Hwan Lee, der einen superb textverständlichen Heerrufer mit starker Stimme ablieferte. Das Haus feierte ihn verdient.
Abgesehen davon, dass die extern aufgestellten Trompeter im 3. Akt (Götz Friedrichs Idee) etwas daneben bliesen (man kennt das aus einem norddeutschen Opernhaus…), lieferte Justin Brown ein hervorragendes Dirigat mit einem bestens disponierten Orchester ab.
Ein schöner Abend, zu welchem maßgeblich auch die äußerst gelungene Inszenierung von Kasper Holten beitrug. Während man in letzter Zeit oft auf belanglose, unverständliche und uninteressante Inszenierungen trifft (z.B. der aktuelle Rigoletto in München), war hier ein Dramaturg der alten Schule (Götz Friedrichs Spuren sind nicht zu übersehen) am Werk. Lichteffekte auf den Punkt. Durchdachte Regie, spannend erzählt und bis auf die vielen Leichen (eine durchaus schlüssige Idee) auch schön anzusehen.
Alles in allem: Ein herausragender Opernabend.
Ulrich Poser | 28. Oktober 2018
Cygne de réjouissances
Faut-il charger et surcharger la mise en scène d’une pièce comme Lohengrin ? Ne porte-t-elle pas en soi une complexité, une richesse sémantique suffisante qui rend tout ajout vain voire superfétatoire ?
C’est l’une des questions qu’immanquablement nous nous posons à la sortie de la première berlinoise de ce Lohengrin. Il s’agit de la reprise de la production du Danois Kasper Holten créée en ces mêmes lieux en 2012. Sa version pose en effet tant de questions, lui-même sème tant d’indices déroutants, du prélude à la dernière note, qu’on se surprend parfois à être davantage attentif à la scène qu’aux voix et au final à ne pas trouver réponse à toutes nos interrogations.
En tout cas notre Danois est visiblement très fier de son travail (son interview dans le programme du spectacle est à cet égard assez édifiante !) et il nous dit sa complaisance à mêler des ressorts objectifs et culturels liés au fils de Parsifal, à d’autres, bien plus contingents et du coup, qui nous interrogent d’autant. Ainsi se targue-t-il d’avoir, lors de la production moscovite du spectacle, fait de notre Lohengrin un Poutine en puissance et d’y avoir figuré Gottfried en… Medvedev.
De même revendique-t-il sa vision particulièrement martiale de ce Lohengrin qu’il remonte donc à Berlin, sur la Bismarckstrasse (c’est lui qui souligne !) et la justifie-t-il par la proximité géographique du Deutsche Oper avec la Siegessäule, la Colonne de la Victoire, qui célèbre la bataille remportée par la Prusse lors du conflit germano-danois de 1864 , ce que lui-même, Danois et fier de l’être, ne pouvait bien sûr laisser échapper… (Il s’appuie ce faisant sur le vers « Wie ich im Kampf den wilden Dänen schlug» que prononce Friedrich au premier acte, mais est-ce bien suffisant ?). Enfin, le passé guerrier du peuple allemand justifierait selon lui l’insistance lourde – et finalement bien pesante- perceptible tout au long des trois actes portée sur les aspects martiaux du livret (il est vrai que Hitler lui-même se voyait en héritier du Führer de Brabant)… On se dit que finalement on a quand même échappé au pire et que Lohengrin, en chef de guerre vicieux et manipulateur (tel que le voit Holten en tout cas) aurait pu encore avoir tout autre masque et peut-être toute autre moustache…
On retiendra, pour illustrer cette présence envahissante d’un message qu’on est las de voir et revoir sur les scènes allemandes, le prologue où nous est montré, sous un ciel de comète (ouf, on a échappé au champignon nucléaire ou à la cheminée d’un four crématoire !) un champ d’apocalypse où s’entassent les cadavres de soldats au milieu desquels les veuves éplorées viennent reconnaître les leurs.
Au final, trop de questions demeurent sans réponse dans cette mise en scène . Que nous vaut ce rideau de scène flanqué d’un « Lohengrin » qu’on croirait tagué par Ben ? Pourquoi Gottfried, en lieu et place de Medvedev (!) nous est-il montré en nourrisson mort-né qu’on acclame comme un sauveur ? Il y aurait encore d’autres énigmes à décrypter dont notre sagacité n’est pas venue à bout.
A bien y réfléchir, cette surcharge sémantique a soudainement et passablement fait vieillir cette mise en scène, qui trouva, en son temps déjà, autant d’adeptes que de contempteurs.
Une surcharge accentuée malheureusement par un orchestre qui nous a surpris, dès les premières mesures du sublime prélude, par une lecture si rectiligne, si peu engagée. Des réserves que nous devrons maintenir tout au long de la soirée. Justin Brown, il est vrai peu habitué de l’orchestre du Deutsche Oper Berlin (et puis, c’était la première), n’aura à aucun moment trouvé le juste équilibre entre fosse et scène ni empêché quelques malheureux couacs. Disséminer les cuivres aux quatre coins de la salle n’apporte rien ici (à moins qu’un sens caché nous ait échappé) si ce n’est un risque accru de décalages, ce qui n’a pas manqué.
Nous ne voudrions toutefois pas laisser penser que la mise en place de l’ensemble fut un ratage complet. Nous avons goûté la sobriété des décors de Steffen Arfing, l’équilibre de la mise en espace (notamment dans le duo Elsa-Ortrud du II) et quelques idées bien venues (les fameuses ailes du cygne portées par Lohengrin et qui entretiennent une belle ambiguïté sur sa personne, le lit nuptial qui s’avèrera aussi le tombeau de l’amour entre Elsa et Lohengrin).
Il n’en demeure pas moins que la réussite de la soirée fut principalement vocale et elle fut, de ce point de vue, entière ; nous avons assisté à une prestation d’ensemble de très haut niveau comme les grandes scènes allemandes savent nous y habituer. Il est bon de préciser d’emblée que le plateau vocal tout entier est à louer. Pas de maillon faible dans cette distribution, mais quelques maillons plus forts que les autres !
Le Lohengrin de Klaus Florian Vogt est connu. Il est même de tous les débats ! Vogt emmène ce rôle avec lui tout autour de la planète. Il connaît ce personnage sur le bout des ailes, il pourrait le chanter dans son sommeil ! Aucune note ne semble difficile, il développe une fluidité, une aisance à peu d’autres pareilles. Il déroule le troisième acte avec une sérénité confondante, on chercherait en vain quelle aspérité pourrait le mettre en difficulté si ce n’est en défaut. Du grand art. Ou plutôt un grand art, si l’on veut bien se laisser convaincre, et du coup emporter et entraîner par ce timbre peu commun. Timbre toujours juvénile, toujours aussi doux, toujours aussi haut perché . On se serait cru à certains moments du III partie prenante d’un Liederabend de la bonne société, plutôt viennoise que berlinoise d’ailleurs, à déguster quelques Lieder de Schubert chantés par un impétrant bien doté et accommodés de Kaiserschmarren juste tièdes ! Quoi qu’on pense du timbre, la prestation artistique de Klaus Florian Vogt force un immense respect.
Et puis quel bonheur de découvrir à ses côtés la lumineuse Elsa de Camilla Nylund ! On ne pourrait pas trouver deux timbres mieux assortis. La Finlandaise a offert une voix limpide (son « Einsam in trüben Tagen » tout en retenue !) qu’elle savait faire fluette dans sa scène du III avec Lohengrin, et consistante quand il le fallait. Cette scène du III nous faisait penser à une version chambriste de leur duo. Il y eut avec ces deux-là de réels moments de félicité. Que Camilla ne s’aventure surtout pas dans des rôles plus lourds, elle y perdrait cette juvénilité si poignante dans sa prestation.
Le couple Ortrud et Friedrich ne méritent que des éloges, particulièrement Anna Smirnova qui dut patienter sur scène quasiment tout un acte pour faire montre, et ô combien au II, de ses immenses capacités. Nous dirons qu’elle possède la voix idoine pour qui veut camper une Ortrud maléfique, complotiste, ensorceleuse, bref une authentique Ortrud. On retiendra notamment une imprécation à Wotan et Freia à vous retourner. Le métal de sa voix est aussi coupant que la dague de Lohengrin lorsqu’il transperce Friedrich. Quelle aisance dans les forte et quelle endurance dans le II. Son Friedrich (c’est Martin Gantner) est certes moins puissant mais la couleur de voix est parfaite. Il incarne avec une belle conviction et une formidable énergie l’époux tragique de Ortrud.
Le roi Heinrich der Vogeler de Günther Groissböck reçut de justes lauriers au moment des saluts. Il n’a certes pas encore la portance qui lui permettra, on peut le prévoir, d’aborder des rôles plus étoffés, mais il vient à bout sans réelle difficulté d’un rôle qui se limite en somme à deux apparitions (dont la première est bien périlleuse puisqu’elle ouvre l’opéra), mais des apparitions de toute première importance.
On n’oubliera pas le chœur. Rien à dire sur la justesse et la beauté des timbres, la palette chromatique est complète. Mais tout comme nous avions regretté un orchestre parfois trop bruyant, nous avons dû aussi noter quelques tendances à surdimensionner les envolées martiales.
Public berlinois enthousiaste, avec saluts et rappels après chacun des trois actes, ce qui vaut d’être noté. Ce soir-là c’est clairement la voix qui l’a emporté.
Thierry Verger | 28 Octobre 2018