Die Meistersinger von Nürnberg
Philippe Jordan | ||||||
Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele | ||||||
Date/Location
Recording Type
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Hans Sachs | Michael Volle |
Veit Pogner | Günther Groissböck |
Kunz Vogelgesang | Tansel Akzeybek |
Konrad Nachtigall | Armin Kolarczyk |
Sixtus Beckmesser | Johannes Martin Kränzle |
Fritz Kothner | Daniel Schmutzhard |
Balthasar Zorn | Paul Kaufmann |
Ulrich Eißlinger | Christopher Kaplan |
Augustin Moser | Stefan Heibach |
Hermann Ortel | Raimund Nolte |
Hans Schwartz | Andreas Hörl |
Hans Foltz | Timo Riihonen |
Walther von Stolzing | Klaus Florian Vogt |
David | Daniel Behle |
Eva | Camilla Nylund |
Magdalene | Wiebke Lehmkuhl |
Ein Nachtwächter | Wilhelm Schwinghammer |
Komplex und verstörend: Die Meistersinger in Bayreuth
Für die große Chorfuge gibt es wütende Buhrufe. Nach der Premiere werden Solisten und Chor mit gewaltigem Beifall gefeiert.
Bayreuth. Ein ältlicher Mann mit steifem Rücken überschätzt seinen Sexappeal und sein Gesangstalent und bringt der mutmaßlichen Angebeteten ein nächtliches Ständchen. Der Krach geht den Nachbarn auf die Nerven. In dieser lustigen altfränkischen Szene der Meistersinger erkennt Regisseur Barrie Kosky in seiner Bayreuther Inszenierung ein ungeheures Gewaltpotenzial. Die Prügelszene wird unversehens zum deutschen Alptraum, zum Pogrom. Beckmesser, so heißt der gespreizte, komische Alte, erhält eine Judenmaske übergestülpt, und ein gigantischer Ballon bläst sich auf der Bühne auf, der die Stürmer-Karikatur eines Judenkopfes zeigt. Koskys Meistersinger-Interpretation ist komplex und verstörend, für die große Chorfuge gibt es auch im dritten Spieljahr wütende Buhrufe, denn sie trifft tief. Nach der Premiere werden Solisten und Chor mit gewaltigem Beifall gefeiert.
Kosky erzählt die Handlung dieser sehr langen Oper auf drei Ebenen: als Wagner’sche Familiengeschichte, Künstlerdrama und Versuchsanordnung, wie in Anlehnung an ein Gedichtzitat von Paul Celan der Tod ein Meister aus Deutschland werden konnte, warum sich die historischen Meistersinger von Nürnberg mit ihren harmlos-übertriebenen Ritualen in einen mörderischen Mob verwandeln.
Täuschend fröhliches Vorspiel bei Wagners unter dem Sofa
Dabei startet das Stück täuschend fröhlich mit einem inszenierten Vorspiel bei Wagners unter dem Sofa. Im Wohnzimmer von Haus Wahnfried treffen sich Franz Liszt und der Dirigent Hermann Levi zum Tee, ununterbrochen werden Pakete angeliefert, klappen Türen auf und zu, ploppen kleine Wagners aus dem Flügel, die ganze Maschinerie der Theaterkomödie läuft wie geschmiert. Man probt den ersten Akt der neuen Oper des Meisters; Wagner macht Levi zum Beckmesser, Liszt zum Pogner und Cosima zur Eva. Dann ist Schluss mit lustig. Am Ende wird die Festwiese zum Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse. Dazwischen liegt nicht nur die Prügelfuge, sondern auch der Wahnmonolog des Hans Sachs als Schlüsselstelle. Beide, Sachs und Stolzing, sind Richard Wagner, einmal der reife Meisterkomponist und einmal der junge Kunstrebell, der die Tochter aus bestem Hause freien will.
Die Personenführung in dieser Inszenierung ist so gut gearbeitet wie selten am Theater. Kosky gelingt es sogar, den riesigen Chor zu individualisieren.
Auf der Bühne sitzt das Beste, was deutsche Kultur hervorgebracht hat
Die Qualität der Sänger entspricht der Fallhöhe der Inszenierung. Michael Volle legt den Wagner-Sachs als großen Suchenden an, als Mann, der ahnt, dass er auf einer Zeitenwende lebt und im Guten wie im Schlechten viel bewegen kann. Der großartige Tenor Klaus Florian Vogt kennt seinen Stolzing in- und auswendig und verpasst ihm stimmlich einige gefährliche Farben. Das ist kein junger reicher Schnösel auf Brautschau, sondern ein Charakter, von dem die Welt noch hören wird. Camilla Nylund ist eine stimmschöne Eva, die selbstbewusst für ihr Glück eintritt. Johannes Martin Kränzle stemmt als Beckmesser einen stimmlichen und darstellerischen Balanceakt, denn sein Merker ist Getriebener und Treiber zugleich, Opfer und Anstifter, ein Ecce homo, über den man sich ärgert und der einen in seiner anmaßenden Verwundbarkeit dauert. Das ist eine herausragende Leistung.Die Meistersinger sind tückisch, denn die Partitur ist im Festspielhaus als einzige Oper Richard Wagners nur schwer zum Klingen zu bringen. Philippe Jordan, Musikdirektor in Paris und künftiger Musikchef der Wiener Staatsoper, schafft es, die Kleinteiligkeit der musikalischen Charaktere zu einer spannenden Zeitreise durch die Stile von Fuge und Kanon über Repräsentationsfanfaren bis zu Maschinenmusik zusammenzufügen. Das ist ein feines, kluges, sinnliches Dirigat. Und das Finale wird versöhnlich. Barrie Kosky zeigt, wie Utopie geht. Auf der Bühne sitzt das Beste, was deutsche Kultur hervorgebracht hat: Das Festspielorchester stellvertretend für Beethoven und Wagner und die ganze Orchestertradition.
Monika Willer | 28.07.19
Bei Wagners dahoam
Welch historisierender Ausstattungs- und Kostümaufwand, welch sängerisch und schauspielerisch faszinierende Darbietung der Gesangssolisten, welch mutige und künstlerisch meisterliche des Festspielorchesters und -chores konnte man bei der diesjährigen Meistersinger-Aufführung in Bayreuth erleben. Philippe Jordan befreit das Werk von glanzvollem, häufig im Vordergrund stehenden Blechbläserpathos in C-Dur. Stattdessen erklingen die Orchestergruppen und -farben ausgesprochen ausgewogen. Es gibt viel tänzerische, in dynamischen Wellenbewegungen erklingende Leichtigkeit und eine in Tempo, Klangfarbe und Dynamik aufs Feinste dramaturgisch abgestimmte, geradezu kammermusikalisch ausgerichtete Transparenz.
Dazu die im dritten Jahr stattfindende, komplex zwischen dem Privaten und Öffentlichen, zwischen Fiktion und historischer Wirklichkeit, Ernst und Komik changierende Barrie Kosky-Inszenierung zu Antisemitismus und Persönlichkeit Wagners, die von den GesangssolistInnen sängerisch und schauspielerisch brillant umgesetzt wird. Wer die Wahnfriedvilla mit Bibliothek, Flügel und schweren, rotsamtenen Vorhängen gesehen hat, kann sich vorstellen, wie es bei Wagners dahoam zugegangen sein mag. Während der Meister selbst zunächst noch mit den Hunden Molly und Marke Gassi geht, überwacht Cosima aufgeregt und unter Migräne leidend die Vorbereitungen für die Teeeinladung am Nachmittag. Humorvoll wird nach seiner Rückkehr die raumgreifende Selbstdarstellung und -inszenierung des Meisters karikiert. Er schüttelt Hände, packt Geschenke aus und präsentiert sie. Liszt, der sich unter den geladenen Gästen befindet, wird vom Flügel verdrängt und später doch zum vierhändigen Spiel aufgefordert. Auch Kapellmeister und späterer Uraufführungsdirigent des Parsifal Hermann Levi ist eingeladen. Wagner erläutert ihm die Partitur. Vorspiel und erster Akt fließen ineinander. Das Spiel kann beginnen.
Die Rollen sind verteilt. Protagonisten wie Hans Sachs und Walter von Stolzing übernimmt der Meister selbst. Dem Juden und glühenden Wagner-Verehrer Levi wird die undankbare Rolle des Sixtus Beckmesser zugeteilt. Veit Pogner ist Franz Liszt. Seine Tochter Cosima ist Pogners Tochter Eva. Und während zu Beginn des ersten Aktes der Gemeindechoral gedämpft aus dem Off erklingt und die “Schauspieler” mit gefalteten Händen niederknien, keimen erste antisemitische Verhaltensweisen auf. Wagner stellt Levi vor den anderen bloß, zwingt ihn, niederzuknien und sich anzupassen. Und wie aus dem Nichts bevölkern nach und nach viele kleine Wagner die Bühne, setzen sich ungefragt auf die Schöße der Gäste, um dem Spiel beizuwohnen und hindern z.B. Liszt daran aufzustehen und zu gehen.
Koskys Geniestreich, in dieser Inszenierung Geschichte, Biographie und Kunstwerk zu verknüpfen, den Personen der Handlung den Komponisten selbst und andere historische Persönlichkeiten seines privaten Umfelds an die Seite zu stellen, gewinnt schon im ersten Akt immer wieder an ernster Eigendynamik. Brillant paart Kosky diesen aufkeimenden Antisemitismus mit auflockernder Komik, etwa wenn die Zünfte in Renaissancekleidung auf die Bühne drängen oder Schusterlehrling David, textverständlich und brillant buffonesk interpretiert von Daniel Behle, den Wagner-Gästen mit verschiedenen Düften aufdringlich zu Leibe rückt, während er den Ritter von Stolzing in die blumige Kunst des Meistersingens einführt.
Genial auch der Einfall von Rebecca Ringst., das Bühnenbild zum Wahnfried-Spiel am Ende des ersten Aktes wie eine rechteckige Schuhkarton-Bühne zurückzufahren und in einem großen historischen Sprung gegen den Schwurgerichtssaal des Nürnberger Justizpalastes einzutauschen. Die Fahnen der Siegermächte, liegen gebliebene Papiere, ein Zeugenstand und ein amerikanischer Wachsoldat symbolisieren den internationalen Holocaust-Strafprozess der hier im November 1945 eröffnet wurde. Die beiden folgenden Akte spielen vor dieser historisch getreu nachgezeichneten Kulisse. Immer wieder kommt dabei der Zeugenstand zum Einsatz. Im zweiten Akt z.B. bekennt Eva/Cosima ihre Verehrung und Liebe zu Stolzing. Der selbst beklagt die Belastung der Wettbewerbsregeln und möchte mir seiner Liebsten fliehen. Beckmesser beschwert sich über das Hämmern des Sachs. Sein Ständchen wirkt lächerlich und trotz Leistung und untertäniger Beflissenheit wird ihm, dem Levi/Beckmesser, die öffentliche Anerkennung verweigert. Wie Johannes Martin Kränzle sängerisch und schauspielerisch – mit grotesken tänzerischen Einlagen und Gesten, die an Juden-Karikaturen erinnern – diese Widersprüchlichkeit und vielfältigen Schattierungen textverständlich und differenziert vor Augen zu führen vermag, ist einfach klasse und wird in Erinnerung bleiben. Auch Günther Groissböck als väterlicher Pogner ragt mit klang- und würdevollem Bassbariton heraus. Klaus Florian Vogt weiß im Preislied des dritten Aktes das Publikum zu verzaubern. Star des Abends war Michael Volle als Sachs/Wagner. Selbstgefällig, weise, listig und geheimnisvoll sinnlich findet auch er viele stimmliche Nuancen, um die Figur sinnfällig werden zu lassen. Für die sehr kurzfristig erkrankte Camilla Nylund sprang in der hier besprochenen Aufführung Emily Magee ein.
Vergrößerung in neuem FensterJohannistag in Renaissance-Kostümen im Schwurgerichtssaal des Nürnberger Justizpalastes
Obwohl die Aufführung inclusive der zwei Pausen sechseinhalb Stunden dauert, wird die Zeit nicht lang. Kosky und Jordan schaffen es durch assoziationsreiche, dramaturgische Entwicklungen und Verdichtungen geschickt, die Spannungskurve aufrecht zu erhalten. Wenn Sachs/Wagner in seinem Schlussmonolog auffordert: “Verachtet mir die Meister nicht”, dann lebt noch einmal die Pracht des 19. Jahrhunderts auf. Ein riesiges Podest mit Chor und großem Orchesterapparat fährt auf. Cosima sitzt auf den Stufen und wirft bewundernde Blicke auf ihren begnadeten Göttergatten, während Wagner selbst dirigiert. Aber am Ende ist auch dieser Appell Geschichte. Was bleibt, ist ein leerer Schwurgerichtssaal des Nürnberger Justizpalastes.
FAZIT
Eine viele Fragen stellende Meistersinger-Interpretation, die bereichert; eine niveauvolle, festivaltaugliche Inszenierung und ebensolche musikalische Interpretation.
Ursula Decker-Bönniger | Festspielhaus Bayreuth am 31.07.2019
Fulminant, überbordend, witzig
Die skurrile Idee eines von Richard Wagner in Wahnfried mit seiner Familie und Entourage durchgeführten Salon-Festspiels (wie es solche tatsächlich gab, wenn auch nicht mit den „Meistersingern von Nürnberg“), liefert in der Inszenierung von Barrie Kosky ein fulminantes, überbordendes und obendrein den Witz dieser komischen Oper nochmals situativ überbietendes, prall mit Ideen und Nebenhandlungen angefülltes Artefakt. Wie hier die Meister, als eine Vervielfachung des Bayreuther Meisters, aus dem Flügel steigen, um dann höchst unterschiedliche, allesamt skurrile Typen zu verkörpern, das bietet reinen Genuss. Von den von Wagner an der Leine nach Hause geführten Neufundländern, über das Auspacken neuer Schuhe und Düfte für den Meister und dem kollektiven Löffelschlagen der Meistersinger an den Kaffeetassen, entfesselt dieser Aufzug immense Lebensfreude und positive Energie, die erst am Ende durch das Zurückfahren der Wahnfried-Halle in den Raum der Nürnberger Prozesse gebrochen wird und einen gezielten dramaturgischen Dämpfer erfährt. Hans Sachs tritt in jenen Zeugenstand, welcher dann im weiteren Verlauf der Opernhandlung unterschiedlich definiert wird.
Der zweite Akt spielt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Wahnfrieds Halle ist zerstört, und nur einzelne Teile des Interieurs sind wie eine Abfallhalde getürmt. Einige der Bilder, die vorher das Geviert des Gemerks gebildet hatten, haben den Bombenangriff ebenso überlebt wie eine einsame Zimmerpalme, nun stellvertretend für den nächtlichen Naturzauber des Flieders. Auch die Linde als Versteck für das Liebespaar gibt es nicht im Bühnenbild von Rebecca Ringst, nur das Lenbach-Gemälde Cosimas, die hier von Wagner immer wieder als Eva in seine Opernhandlung gerückt wird. Meister Richard Wagner, das ist hier in erster Linie Meister Hans Sachs, und der wird von Michael Volle faszinierend gestaltet: eigenwillig facettenreich auch in der Tongebung und charakterisierenden Tonfärbung, beweisen die Überlegenheit dieses Interpreten in seiner Rolle, so dass der eine oder andere Textverlust von Volle dann fast schon wie eine bewusste Variante erscheinen mag. Dass jedoch der Nachtwächter (Wilhelm Schwinghammer) seinen ersten, wenn auch hier nur vokalen Auftritt komplett versäumt und gerade an dieser Stelle das kontrapunktisch verdichtete Orchester primär Stützakkorde liefert, erscheint hingegen fast unverzeihlich. Aber auch das fängt Volle auf seine Weise auf, indem er den dann folgenden Satz des Sachs, „Üble Dinge, die ich da merk‘“, eigentümlich einfärbt, was Connaisseure mit einem Lacher quittieren.
Dialektik von Musik, Text und Interpretation
Auch dieser Festspielabend ist musikalisch durchaus nicht perfekt, all zu häufig klappert es heftig zwischen Bühne und Orchestergraben, aber das Dirigat von Philippe Jordan ist immer frisch, spannungsgeladen und vorantreibend und schafft damit in der Dialektik von Musik, Text und Interpretation eine fesselnde Deutungsebene. Geradezu plastisch steht Jordans musikalische Interpretation des Koboldspuks als Johannisnachtzauber im Raum.
Bei der Applausordnung zu Recht an die zweite Stelle der Interpreten gerückt wird Sixtus Beckmesser, den Johannes Martin Kränzle zu einem liebenswert fesselnden Psychogramm des jüdischen Dirigenten Hermann Levi formt, der in Koskys Inszenierung diese Partie von Wagner oktroyiert erhält. Kränzle zeichnet den Merker mit bisweilen jiddelnder Diktion, mit Tanzschritten und Bockssprüngen als eine echte Hauptpartie. Bei der Prügelfuge im zweiten Akt wird Beckmesser ein jüdischer Zerrbild-Schwellkopf aufgesetzt, der dann kurz darauf anstelle des über dem nächtlichen Nürnberg aufgehenden Mondes als riesiger Popanz aufgeblasen, vergrößert erscheint und nunmehr bis in die Gesichtsfalten plastisch detailliert aus. Kosky versteht diesen dämonisierten Sündenbock-Kopf auch als eine Ersatzerscheinung für den Nachtwächter – der seinen zweiten Vers am Aktende dann doch noch gesungen hat; also zugleich auch so etwas wie der „Mann im Mond“.
Mit dem Blick des Zuschauers auf die Kippa und den Judenstern des wieder in sich zusammensinkenden Popanz’ wird auch das Ende des zweiten Aufzugs nachdenklich gebrochen.
Der dritte Aufzug, der ebenfalls in der Spruchkammer spielt, ist hinsichtlich der mittelalterlich kostümierten Zünfte szenisch wenig ausgeführt, obgleich Bewegung und viel buntes Fahnenschwenken vorherrschen. Überaus verblüffend dann auch hier der Schluss: Walter von Stolzing, ebenfalls im Wagner-Outfit, lehnt die Meistersingerwürde ab und läuft mit Eva auf Nimmerwiedersehen davon, gefolgt von den anderen Meistern. Aber auch das Volk hat sich unter den angehobenen Saalwänden verflüchtigt, so dass Wagner/Sachs für seine Schlussansprache alleine auf der Bühne, im Zeugenstand steht. Für die Wiederholung seiner letzten Worte fährt eine Tribüne mit einem fiktiven Orchester herein, dessen Instrumente der Festspielchor mimend bedient um Sachs‘ Worte, „Ehrt eure deutschen Meister“ zu wiederholen. Triumphierend sitzt Cosima auf den Stufen dieser Tribüne. Wagner dirigiert das Finale vom Zeugenstand aus und erinnert daran, dass er, nach Bayreuth gekommen, zunächst als Dirigent (von Beethovens Neunter Sinfonie im Markgräflichen Opernhaus, anlässlich der Grundsteinlegung des Festspielhauses) künstlerisch in Erscheinung getreten war.
Camilla Nylund als Eva vermag mehr zu überzeugen als am Vorabend in der Partie der Elsa, Wiebke Lehmkuhl verschafft der Magdalene eine angenehme Gewichtung, Daniel Behle als David ist, stimmlich an die Partie des Stolzing heranreifend, von Anfang an mehr Geselle als Lehrbub. Günther Groissböck als Pogner imponiert primär in der Gestalt Liszts im ersten Aufzug. Klaus Florian Vogt, dem spätestens in der Schusterstuben-Szene des dritten Aufzugs anzumerken ist, dass er am Abend zuvor den Lohengrin gesungen hat, meistert die Partie des Walther von Stolzing gleichwohl mit vielen feinen Schattierungen und Zwischentönen, hoch intelligent und genussvoll. Ein nicht nur homogenes, sondern auch in seinen individuellen Leistungen höchst sehens- und hörenswertes Ensemble der Meistersinger, zusammen mit dem von Eberhard Friedrich einstudierten Festspielchor, inklusive der trefflich besetzten Lehrbuben, rundet den Abend zu einem Erlebnis der besonderen Art.
Nach dem zweiten Ende des zweiten Aufzuges ertönten einige Buhrufe, wohl auf die szenische Lösung bezogen, am Ende dann aber einhelliger, heftiger Jubel.
Peter P. Pachl | 28.07.2019
A production by Barrie Kosky (2017)
In the live performance from July 27 Wilhelm Schwinghammer misses the first appearance of the night watchman in act two however in this tape from the BR he sings his lines (Hört, ihr Leut’, und lasst euch sagen). Though the BR speaker says it’s the performance from July 27 this is not completely true. For the delayed broadcast the BR used a tape that is a compliation from the dress rehearsal and from the July 27 performance. On inquiry the BR confirmed this.