Der Parsifal konnte – zumindest in der II. Aufführung – die hohe musikalische Qualität aus dem Vorjahr leider nicht ganz erreichen. Für Poul Elming als Parsifal wird es hörbar schwieriger, den “neuen (Tenor-)Helden” – z.B. Roland Wagenführer (z.Z. Lohengrin) und Robert Dean Smith (z.Z. Walther von Stolzing) – Paroli zu bieten. Sein rauhes Timbre macht er allerdings durch seine optische Ideentifikation mit der Rolle wieder wett. Auch die Blumenmädchen waren dieses Jahr (stimmlich) nicht merklich verführerischer als im Vorjahr, aber Violeta Urmana gelang als Kundry ein vielversprechender Einstieg. Ihre ausdrucksvolle Stimme ist sicher geführt und hat eine breitgefächerte Palette an klanglichen Farben.
Ebenfalls “neu” besetzt war der Klingsor mit dem energiegeladenen Günter von Kannen und der Amfortas mit Andreas Schmidt, der mit einer der schönsten Baritonstimmen gesegnet ist (im Wechsel mit Falk Struckmann).
Zuverlässig – und immer alle Wege wert – präsentierten sich wieder die vorzüglich von Norbert Balatsch einstudierten Festspielchöre, deren Klangpracht und differenziertes Musizieren ihre Einzigartigkeit immer wieder bestätigen können.
Auch Hans Sotin als Gurnemanz, die zahlreichen kleineren Partien und das Festspielorchester unter der – leider nicht durchgehend den großen Spannungsbogen haltenden – musikalischen Leitung von Giuseppe Sinopoli wurden den hohen Ansprüchen durchaus gerecht.
Gerhard Menzel | Bayreuther Festspiele (II) 3. August 1999