Siegfried
Wolfgang Bozic | ||||||
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover | ||||||
Date/Location
Recording Type
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Siegfried | Robert Künzli |
Mime | Johannes Preißinger |
Wotan | Béla Perencz |
Alberich | Frank Schneiders | Fafner | Albert Pesendorfer |
Erda | Julie-Marie Sundal |
Brünnhilde | Brigitte Hahn |
Waldvogel | Hinako Yoshikawa |
Tri tra trullala
Hannovers neuer Ring des Nibelungen geht in die dritte Runde. Nach einem fulminanten Rheingold und einer vor allem szenisch eher enttäuschenden Walküre waren Spannung und Vorfreude auf den Siegfried offenbar etwas gedämpft. So blieben am Premierenabend im Opernhaus einige Plätze leer, was für eine Wagner-Premiere in Hannover eher ungewöhnlich ist.
Für den ersten Akt kommen Bühnenbildner Klaus Grünberg und Regisseur Barrie Kosky auf den Revue-Gedanken des ersten Rheingold-Bildes zurück. Man sieht eine Bühne auf der Bühne, muschelförmige Verkleidungen für das Rampenlicht, im Hintergrund eine metallne Wand mit archetypischen Werkzeugen. Die Szene wird durch einen Vorhang eingegrenzt, dessen dreibogiger Ausschnitt gleichermaßen an einen Dom, eine Industriehalle vielleicht auch an eine Synagoge erinnern kann. Oder an ein Kasperltheater, denn das passt am besten zu dem, was nun kommt.
Vergrößerung in neuem FensterSiegfried (Robert Künzli), der Bär (Statist), Mime (Johannes Preißinger)
Mime sitzt – wie könnte es anders sein – auf einer Kiste (kein Kosky ohne Kisten…). Diesmal ist sie aus Metall und dient als Sitzgelegenheit, Backofen, Vorrats- und Küchenschrank, Schmelzofen und Amboss. Mime schmiedet nicht, sondern betet und schlägt die komponierten Hammerschläge mit dem Siddur auf die multifunktionale Kiste. Tallit, Kippa und die typischen Körperbewegungen beim Gebet lassen unmissverständlich klar werden, dass Mime praktizierender Jude ist.
Durch die schlüssellochförmige Tür jagt Siegfried einen sehr realistischen Zirkusbären. Siegfried selbst ist der Comic-Held „Superman“, der wohl gerade von einem Einsatz kommt. Zusammen mit dem Kostüm streift er die eingenähten Muskeln ab und zeigt sich in kurzen Hosen mit Altherrensocken in braunen Halbschuhen (Kostüme: Klaus Bruns). Diese Kleidung scheint derzeit groß in Mode zu sein. Mime trägt sie auch und der Wanderer steckt sogar in einem besonders kurzen Höschen, so dass man zuweilen Angst um das Verborgenbleiben des Inhalts hat. Nur zum Kochen, Backen und Schmieden wirft sich Mime Sieglindes Kleid als eine Art Kittelschürze über.
Ein ausgesprochen starker Moment gelingt dem Regisseur mit dem Auftritt des Wanderers. Während der noch, fast dämonisch, aus dem Off seine ersten Phrasen singt, schiebt sich im Zeitlupentempo bedrohlich die Spitze seines Speeres durch die Tür. Doch der Effekt wird sogleich (ironisch?) gebrochen. Denn Wotans Speer hat Überlänge, ist in der Handhabung umständlich und erinnert eher an eine Balancierstange. Aber all die eingeschnittenen Vertrags-Runen brauchen wohl nun einmal ihren Platz.
Durch den Einsatz einer Kurbel wird die Metallkiste zu einer Metallmühle, Siegfried mahlt das Schwert zu Spänen, bearbeitet das irgendwie zum Schwert gewordene Metall zuerst mit einer Edelstahl-Rührschüssel, dann mit einem überdimensionalen Hammer von der Rückwand und zuletzt tatsächlich mit einem echten kleinen Hämmerchen. Doch die meisten „Hammerschläge“ erzeugt der wild umherhüpfende Mime durch das Aufeinanderschlagen zweier Schüsseln. Dabei zischt und brodelt es gewaltig mit Feuer und Dampf. Zu „So schneidet Siegfrieds Schwert!“ stülpt Siegfried Mime den bei der ganzen Schmiederei etwas zu dunkel gewordenen Gänsebraten über den Kopf. Unter einem Regen von metallisch glitzernden Schnipseln (Schwertspänen?) geht der erste Akt zu Ende. Tätä! Das ist zwar alles recht kurzweilig – aber überwiegend doch albernes, oberflächliches Kasperltheater.
Ein schmaler hoher Foyer- oder Logenvorraum oder sonstiger Warteraum mit 3 Eingängen, die durch Vorhänge verschlossen sind, bildet mit grünlich beleuchteten Wänden im Kassettenmuster (aufeinander gestapelte Kisten?) einen engen Rahmen für den zweiten Akt. Auf dem Sims der größeren, mittleren Tür sitzt ein Vogel aus Stein. Der Bereich über dem Sims ist wie bei einem Glockenspiel drehbar, so dass auf diesem Weg der steinerne gegen den singenden Waldvogel ausgetauscht werden kann. Wobei der singende Waldvogel als eine Puppe mit Rüschenkleidchen und Korkenzieherlöckchen erscheint.
Die Begegnung des Wanderers mit Alberich zeichnet sich durch die Erkenntnis aus, dass Alberich auf der Bühne eine lange Hose tragen darf – auch wenn es nur eine schmuddelige, ausgebeulte Jogginghose ist. Während Siegfried über das Aussehen seiner Eltern sinniert, reißt er den Vorhang vom mittleren Eingang und schaut in einen Spiegel. Harry Potter-Leser erinnert das an den Spiegel im Raum der Wünsche, in dem Harry seine Eltern sieht.
Die Gestaltung Fafners als einen blinden, von Geschwülsten entstellten sogenannten „Elefantenmenschen“ überzeugt in keinem Moment. Zwar wirkt die Erscheinung zunächst gruselig, dann aber überaus mitleiderregend. Doch Fafner ist ein Riese, der aus Habgier seinen Bruder gemordet und sich in einen Lindwurm verwandelt hat, um seinen ungenutzten Reichtum zu bewachen, kein durch Krankheit entstelltes, unbeholfenes Wesen.
Die Waldvogel-Mädchenpuppenfigur singt, das heißt, sie bewegt den Mund übertrieben deutlich auch schon zu den instrumental gespielten Vogelsangpassagen – also, bevor Siegfried Drachenblut geleckt hat und „der Vöglein Stammeln“ verstehen kann. Das ist ein sehr schöner Regieeinfall. Warum der Waldvogel zwischendurch immer wieder laut, ja geradezu dreckig lachend die Musik zerstört, bleibt dagegen ebenso ärgerlich wie unerklärlich.
Aus Fafners „Höhle“ kommt Siegfried mit einem Karton (…) voller Gold zurück. Inzwischen hat der Waldvogel Siegfrieds Stulle verspeist und führt ihn gut gestärkt und laut lachend gen Brünnhilde. Alberich – inzwischen wohl von der Krätze heimgesucht oder noch verhaltensgestörter als im Rheingold – macht sich über die Reste des von Mime sorgfältig vorbereiteten Picknicks her und setzt sich zwischen den toten Fafner und den toten Mime auf die Bank.
Gut beschützt schläft Erda in einer geschlossenen Muschel. Man denkt zunächst an „Die Geburt der Venus“ von Botticelli, vielleicht auch an eine Perle, dann aber doch eher – auch in Bezug auf die muschelförmigen Rampenlichtverkleidungen des ersten Bildes – an die klassische Verkleidung eines Souffleurkastens. Das wäre nachvollziehbar, denn Wotan will von Erda die ausschlaggebenden Stichworte hören. Aber nicht nur: Wie ein kleiner Junge, der Schutz und Trost sucht, kuschelt er sich an die nackte, alte, ausgemergelte Frau, mit der er einst Brünnhilde gezeugt hat. Im anschließenden Konfliktgespräch mit Siegfried erweist sich Wotans überlanger Speer als wenig praktikable Waffe, der Siegfried kurzerhand die Spitze abschlägt.
Wotan hatte Brünnhilde in der Walküre auf einer Tankstelle mit einer Fackel in der Hand schlafen gelegt. Diese Tankstelle steht nun auf dem Kopf – Brünnhilde liegt aber immer noch auf dem Rücken, wobei sie jetzt doch eigentlich auf dem Bauch liegen müsste. Aber viele Menschen drehen sich ja im Schlaf. Projizierte Zeichentrickflammen verlöschen bei Siegfrieds Eintreffen und dann wird gesungen, was das Zeug hält. Dankenswerterweise ohne regieliche Sperenzien. Die Inszenierung bewegt grenzwertig zu Persiflage und Parodie und geht oft auch darüber hinaus. Das Vergnügen des Regisseurs alles anders zu machen (statt des Ambosspaltens stülpt Siegfried eine gebratene Gans über Mimes Kopf), Bühnenaktionen zu übertreiben (das Schmieden mit zuviel Trara), Musik mit Geräusch zu zerstören (das kreischende Lachen des Waldvogels), mit den Grenzen der Scham zu spielen (die nackte, alte Erda) und dergleichen mehr lässt – wieder einmal – die Frage offen, ob uns das weiter bringt und wenn ja wohin. Alberich und Mime als Juden zu zeigen macht Unbehagen und es stellt sich die Frage, ob das ein notwendiges Unbehagen ist. Wagners Antisemitismus mag man aus Musik und Text herauslesen können – wenn man will. Aber muß man das zwingend?
Kosky bezeichnet Siegfried im Programmheft als „eine Welt männliches Spotts, männlicher Rache und Impotenz“. Vielleicht sollen die kurzen Hosen, die eher Jungen als Männer charakterisieren, ein Hinweis darauf sein. Aber Impotenz? Das Finale des dritten Aktes spricht da musikalisch eine ganz andere Sprache. Da hört man einen testosteronstrotzenden jungen Mann, der mit einiger Überredungskunst, aber doch Erfolg seine Tante herumbekommt.
Und das macht er atemberaubend! Gesungen wird auf sehr hohem Niveau in dieser Produktion. Allen voran begeistert Robert Künzli als ein Siegfried allererste Güte. Das Timbre und die stimmliche Substanz sind ideal für diese Partie. Die Höhe strahlt kraftvoll heldisch, ohne rauh zu klingen. Mit solider Stimmführung und schier unerschöpflichen Kraftreserven singt er die Partie, ohne sich zu schonen und hat im dritten Akt noch genügend Energien, die er in leidenschaftliches Jubeln umzusetzen vermag. Brigitte Hahn ist als Brünnhilde nicht ganz so stimmkräftig wie ihr Siegfried. Mit eher dunklem Timbre singt sie die Partie tadellos und die technischen Schwierigkeiten bewältigt sie ohne Mühe. Aber es entsteht nicht der Eindruck, dass sie in diesem Fach heimisch ist und hier eine neue Brünnhilde auf der Bühne steht. Johannes Preißinger singt den Mime – ja, er singt ihn tatsächlich mit viel Stimmkultur, guter Artikulation und Intonation. Damit beweist er einmal mehr, dass in dieser Partie viel mehr steckt als nur ein alberner, keifender Zwerg. Das gilt ebenso für Frank Schneiders, der als Alberich mit ungewöhnlich viel Wohlklang angenehm auffällt. Als Wanderer lässt Béla Perencz seinen gewaltigen Bass-Bariton üppig strömen und herrliche Wotan-Töne erklingen. Ausgesprochen nobel klingt Albert Pesendorfers Fafner, Julie-Marie Sundal bewegt mit sanft strömendem Alt als Erda und Hinako Yoshikawa zwitschert lieblich den Waldvogel.
GMD Wolfgang Bozic legt mit dem ausgesprochen sauber und engagiert spielenden Orchester die Grundlage für den musikalisch bisher beeindruckendsten Abend dieses neuen Rings. Ist für die ersten beiden Akte ein solides, aber nicht spektakuläres Dirigat zu loben, so reißt Bozic Sänger und Publikum im dritten Akt mit leidenschaftlichen, schwelgerischen und spannungsreichen Orchesterwogen mit.
Die Vorfreude auf die musikalische Seite des Ring-Finales wird mit diesem Siegfried geschürt. Die Spannung auf die Inszenierung der Götterdämmerung ist nicht mehr so groß, denn der Regisseur hat ganz offensichtlich das Konzept der Produktion für Hannover am Aalto Theater in Essen sozusagen im Voraus wiederverwendet. Wer schon mal durchs Schlüsselloch lunzen möchte, kann dies dort oder hier tun.
FAZIT
Regisseur Barry Kosky wollte Siegfried als „sarkastisches Scherzo“ inszenieren. Herausgekommen ist irgendetwas zwischen Kasperltheater und kopfstehender Bedeutungsschwangerschaft. Musikalisch ein großartiger Abend. Robert Künzli begeistert als Siegfried.
Bernd Stopka | Premiere am 17. April 2011
Wagners “Siegfried” in Hannover
Siegfried ist der wahre Superman: Regisseur Barrie Kosky liefert in Hannover den “Siegfried” als Backstage-Teil seiner “Ring”-Revue.
Eins dürfte klar sein: Die aus-tralische Regie-Frohnatur Barrie Kosky gehört nicht zum Kreis der Kandidaten für den nach Wim Wenders Absage wieder vakanten Bayreuther Jubiläums-“Ring”. Der designierte Intendant hat seinen nämlich gerade fertiggestellt. Dass das in Hannover mit “Siegfried” (also dem vorletzten Teil) geschah, klingt nur scheinbar unlogisch. Die Götterdämmerung hat er nämlich schon letzten Herbst in Essen zum dortigen “Ring” von vier verschiedenen Regisseuren beigesteuert.
In seinem “Siegfried” nun liebt er vor allem den Chef-Gott nicht sonderlich. Er schickt seinen Wotan nämlich ohne Hut und Hosen auf seine Wanderschaft durch die Welt. Was ziemlich erbärmlich aussieht. Dass dieser einst Mächtige auf dem absteigenden Ast ist, sieht man auch sonst. Denn sein Speer mit den eingravierten Vertragsinsignien seiner Macht dürfte ja kaum so ins Riesenhafte gewachsen sein wie es zunächst scheint, eher schon ist sein Besitzer und dessen Macht geschrumpft. Das ist eins von den stimmigen Details in Koskys “Siegfried”-Inszenierung.
In den ersten beiden Akten bleiben Klaus Grünbergs Raum-andeutungen dabei vor allem in sängerfreundlicher, kammerspielartiger Rampennähe: ob nun Mimes bühnenähnliche Behausung mit zentral platziertem Herd, von wo aus Jung-Siegfried als Superman erst einen Tanzbär dirigiert und dann mit einem Gummihammer sein Wunderschwert schmiedet und wo Mime betet, kocht und beim Quiz mit Wotan um seinen Kopf bangt. Oder in der klaustrophobischen Enge des turmartigen, mit Kassettenwänden ausgeschlagenen Vorraums vor der Neidhöhle, samt Waldvogel als Skulptur und quietschlustigem Girlie. Im Schlussbild dann gibt es höllenkalte Flammenprojektionen zur jetzt auf dem Kopf stehenden Tankstelle im Nirgendwo, an der Wotan seine Biker-Wunschmaid in Hannover am Ende der “Walküre” deponiert hatte.
Was dabei frappiert, ist die Konsequenz, mit der Kosky die äußere Hässlichkeit seines Personals so weit treibt, dass sie mit ihrer inneren Verrottung übereinstimmt.
Und so sieht man deutlicher als sonst, in welche Verwüstung Machtgier (beim Penner Wotan), Rachedurst (beim Junkie Alberich), dekadente Bewahrung von Besitz (beim missgebildeten Fafner) und dem schlichten Altersverfall (bei der wieder durch eine nackte Greisin gedoubelten Erda) führen.
Ästhetisch widerständige Bilder entstellen hier tatsächlich vieles bis zur Kenntlichkeit. Und weil die Personenregie lebendig fabuliert, funktioniert dieser Teil, zumindest als Backstage-Variante der davor entfesselten großen “Ring”-Revue ganz gut. Immerhin darf Jung-Siegfried halbwegs erwachsen werden und seine kurzen Hosen für den Besuch an der Tankstelle gegen lange Beinkleider eintauschen.
In der “Götterdämmerung” wird Kosky wieder zur raumgreifenden Collage-Revue zurückkehren, mit Trickfilmen, der Lust an der Darstellung von sexuellen Grenzüberschreitungen, um dann alles in einem Tabula-rasa-Theaterbild aufzulösen. Wobei er das große Weltendrama auch da nicht wirklich zu fassen bekommt.
Musikalisch hat vor allem das Orchester seit dem verunglückten “Rheingold”, wie schon bei der “Walküre”, noch einmal deutlich zugelegt. Wolfgang Bozic kommt zielstrebig führend bis zum Finale. Besonders Robert Künzli gelingt ein fulminantes Siegfried-Debüt. Auch das übrige Ensemble macht seine Sache gut: Johannes Preißinger als Mime, Béla Perencz als Wanderer und Brigitte Hahn als warm tönende Brünnhilde.
Joachim Lange | 21.04.11
Nach einem doch stimmigen Rheingold und nach einer etwas anstößigen Walküre hat man das Gefühl, daß Barrie Kosky zu keiner richtigen Linie mehr findet. Ein bühnenmäßiges Leitmotiv ist nicht zu erkennen. Der zweite Akt scheint in einem riesigen Kachelofen zu spielen, nach hinten raus offenbar der Eingang zur Neidhöhle. Das Waldvögelein hüpft wie Olympia durch Hoffmanns Erzählungen um Siegfried herum. Im dritten Akt dreht sich eine (Venus)Muschel inmitten der stockfinsteren Bühne, darin liegt splitternackt die dem Modelalter bereits entwachsene Erda. Siegfried erscheint und haut kurzerhand den etwa 20 m langen Speer des Götterchefs Wotan entzwei und marschiert bis zu einer auf dem Kopf stehenden Tankstelle. Dort liegt Brünnhilde, die er zum Leben erweckt.
Sänger und Orchester
GMD Wolfgang Bozic hat sich weiter gesteigert. Das war ein wagnerianisches Dirigat mit Richtung Weltspitze. Wie gewohnt – und offenbar am Premierenabend bei allen beliebt – klassischer Wagner ohne Überraschungen. Und seinem Niedersächsischen Staatsorchester paßt die Wagner-Jacke wie angegossen. Robert Künzli debütierte als Siegfried – und wie er debütierte! So wollen wir Siegfried wieder hören! Strahlkraft und Kondition sind die Grundvoraussetzungen für diese Rolle und eine möglichst heldische Erscheinung dazu. Künzli ließ keine Wünsche offen bis hin zu gut verständlicher Diktion, so daß es der oben mitlaufenden Widergabe ins Deutsche eigentlich nicht bedurft hätte. Nahezu gleichauf Johannes Preißinger als Mime. Man könnte diese Rolle noch abgefeimter singen, wie es der unvergessene Gustav Neidlinger in Bayreuth demonstriert hat. Souverän in Sang und Spiel, obwohl er mit erwähntem ewig langem Speer hantieren mußte, Béla Perencz als Wanderer/Wotan. Eine altbekannte, zuverlässige und beliebte Größe der Staatsoper Hannover: Frank Schneiders in der kurzen, aber eindringlichen Partie des geleimten Alberich. Eindrucksvoll in Stimme und Gestalt, wie gewohnt, Albert Pesendorfer als Fafner. Zur unbekleideten Gestalt der Muschelbewohnerin Erda sang bekleidet Julie-Marie Sundal mit feinem Alt. Mit zwitscherndem Sopran hingegen erfreute uns das Waldvögelein Hinako Yoshikawa. Last but not least Brigitte Hahn als kurz, aber gewaltig aufsingende Brünnhilde. Na, Kunststück: Siegfried mußte ja schon drei Stunden gewaltig aufsingen, bevor er auf die bestens ausgeruhte Brünnhilde trifft.
Fazit
Wie immer: Bravi für die Musikmachenden, Buhs für die Regie. Bleibt nun noch Die Götterdämmerung.
Rüdiger Ehlert | 21. April 2011
A production by Barrie Kosky (premiere)
This recording is part of a complete Ring cycle.