Tannhäuser
Christian Thielemann | ||||||
Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele | ||||||
Date/Location
Recording Type
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Hermann | Guido Jentjens |
Tannhäuser | Stephen Gould |
Wolfram von Eschenbach | Roman Trekel |
Walther von der Vogelweide | Clemens Bieber |
Biterolf | John Wegner |
Heinrich der Schreiber | Arnold Bezuyen |
Reinmar von Zweter | Samuel Youn |
Elisabeth | Ricarda Merbeth |
Venus | Judit Németh |
Ein junger Hirt | Robin Johannsen |
Of all Wagner’s heroes Tannhauser is the most difficult for the singer. Not just musically but as a very complex character – passionate, enthusiastic, artistic and totally unreliable. In Stephen Gould Bayreuth has one of the best Tannhauser’s for many years. His voice is powerful, beautiful and wonderfully even throughout his whole range.
His Rome narration in the last act and his agony – until the coming of Elisabeth’s funeral bier brings him absolution and the relief of death – are almost unbearably poignant. This production and d?cor by Philippe Arlaud are now several years old and get better with each revival. The Venusberg is bleak and bare with three little temptresses in the background like Rhinemaidens. Judit Nemeth is Venus, handsome of person and voice but not remarkable.
The simple flowered valley of the Wartburg is enchanting. Young, with new green and dotted with scarlet poppies, which are withered for the last act.
Christian Thielemann, one of the most gifted Wagner conductors of this generation, gives the score life and love. Ricarda Merbeth as Elisabeth looks lovely but at the beginning her singing is too vibrato – hard, metallic. Elisabeth’s strength is spiritual, not forceful, and the voice must sound pure. This comes later, and then she is most moving.
The tall, slender, ascetic-looking Roman Trekel makes a good Wolfram von Eschenbach, who loves Elisabeth without hope of return. Guido Jentjen’s Landgraf is disappointing, both voice and acting lack authority, but the young shepherd’s voice (Robin Johannsen) gives a charming, lyrical introduction to the meadows of the Wartburg.
Penelope Turing | Aug 19, 2005
Intensive Farben für Auge und Ohr
In seinem vierten Jahr präsentierte sich die Tannhäuser-Inszenierung von Philippe Arlaud mit einer noch ausgearbeiteteren Lichtregie und einer erfreulich weiter entwickelten Personenregie, ohne freilich die großen Tableaus dadurch aufzubrechen.
Einen besonderen Anteil an der belebteren Gestaltung der Figuren hatte vor allem Ricarda Merbeth als Elisabeth. Ihre Interpretation ist weit entfernt von der oft zu erlebenden fügsamen und langweiligen Landgrafentochter. Dabei ist sie nicht nur darstellerisch äußerst engagiert und präsent, sondern deklamiert – wenn auch auf eigentümliche Weise – außerordentlich textverständlich und mit emotional gefärbter Stimme.
Im Gegensatz dazu vermag Judit Nemeth als Venus immer noch nicht zu überzeugen. Ihr konsonantenarmer Gesang und ihre eher unbeholfen wirkenden Gesten passen zwar zur kalten und nicht gerade attraktiven Atmosphäre des Venusberges, lassen aber jegliche nachvollziehbare Motivation vermissen, warum Tannhäuser überhaupt Venus aufgesucht haben könnte und dort so lange verweilte (etwa um dort in Ruhe komponieren zu können?). Erst als diese öde Szene endlich vorüber ist und der “fliegende Teppich” eindrucksvoll von dannen geschwebt ist, gewinnt das Stück an Profil.
Eingeleitet durch die reine und klare Sopranstimme von Robin Johannsen als junger Hirte, konnte man die frische Luft des Wartburgtales förmlich spüren bzw. hören, in die hinein dann der zunächst ferne Klang der Pilger tönte. Auch hier erwies sich der Festspielchor in der zuverlässigen Einstudierung von Eberhard Friedrich als feste, unübertreffbare musikalische Konstante der Festspiele. Seinen größten Auftritt hatte der Chor natürlich wieder in der phantasievollen Kostümorgie des Sängerkrieges im zweiten Aufzug.
Natürlich war es auch das große Verdienst von Christian Thielemann, der zusammen mit dem Orchester der Bayreuther Festspiele aus dem “mystischen Graben” heraus – adäquat zu den farbintensiven Bildern (von Philippe Arlaud) und Kostümen (von Carin Bartels) – einen ungeheuer spannungsreichen und leuchtenden Tannhäuser zu Gehör brachte.
Stephen Gould in der Titelpartie hinterließ auch dieses Jahr wieder einen starken Eindruck. Auf seinen Siegfried im nächsten Jahr – ebenfalls mit Christian Thielemann am Pult – kann man sich – zumindest musikalisch – freuen.
Roman Trekel als seltsam blasser Wolfram von Eschenbach und John Wegner als veritabler Biterolf bildeten die musikalischen Stützen der Wartburggesellschaft. Mit Guido Jentjens in der Partie des Landgraf Hermann von Thüringen (Kwangchul Youn hatte die Partie des König Marke in der Neuproduktion des Tristan übernommen) und Samuel Youn als Reinmar von Zweter (Alexander Marco-Buhrmester wechselte als Melot ebenfalls zum Tristan) gab es zwar zwei Neubesetzungen, die sich aber nicht entscheidend auf die sängerische Qualität der Aufführung auswirkten.
FAZIT
Im Gegensatz zu Tristan, Parsifal und Holländer wurde der Tannhäuser vom Publikum begeistert gefeiert. Der Erlösungsgedanke konnte hier – wenn auch auf andere Art – wirklich einmal nachvollzogen werden.
Gerhard Menzel | Rezensierte Aufführung: 24. August 2005