Tannhäuser
Christoph Ulrich Meier | ||||||
Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele | ||||||
Date/Location
Recording Type
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Hermann | Guido Jentjens |
Tannhäuser | Frank van Aken |
Wolfram von Eschenbach | Roman Trekel |
Walther von der Vogelweide | Clemens Bieber |
Biterolf | Thomas Jesatko |
Heinrich der Schreiber | Arnold Bezuyen |
Reinmar von Zweter | Samuel Youn |
Elisabeth | Ricarda Merbeth |
Venus | Judit Németh |
Ein junger Hirt | Robin Johannsen |
Publikumsliebling Tannhäuser musste Abschied nehmen
Nach einem Jahr Pause stand nun noch ein letztes Mal der von Philippe Arlaud in üppigen und farbigen Bildern in Szene gesetzte “Tannhäuser” auf dem Spielplan. Interessant wurde diese nochmalige Aufnahme durch einige geplante Umbesetzungen. Das betraf nicht nur die Hauptpartie des Tannhäuser, sondern auch die musikalische Leitung, denn seit dem letzten Jahr sind sowohl Stephen Gould (Siegfried-Partien), als auch Christian Thielemann im “Ring des Nibelungen” tätig, der letztes Jahr in einer neuen Inszenierung von Tankred Dorst Premiere hatte.
Das mit Spannung erwartete Debüt von Fabio Luisi im Graben des Festspielhauses kam aber wegen gesundheitlicher Probleme (akute Rückenbeschwerden) kurzfristig nicht zustande. Erst zwei Tage vor Beginn der Orchesterproben für den “Tannhäuser” erreichte eine diesbezügliche ärztliche Stellungnahme die Festspielleitung, die dadurch zu einer schnellen Lösung dieses Problems gezwungen war.
Das Ergebnis war die Übergabe der musikalischen Leitung des “Tannhäuser” an Christoph Ulrich Meier, der den Bayreuther Festspielen seit längerem als musikalischer Assistent und Studienleiter verbunden ist. Er assistierte unter anderem Christian Thielemann nicht nur bei der jetzigen “Ring”-Produktion, sondern auch 2002, als dieser die “Tannhäuser”-Inszenierung von Philippe Arnaud dirigierte.
Bestens mit der Einstudierung, den Mitwirkenden und den akustischen Verhältnissen des Hauses vertraut, lag nun quasi über Nacht alle Verantwortung auf Christoph Ulrich Meier. Er meisterte diese Aufgabe mit Bravour und wurde auch vom Publikum uneingeschränkt bejubelt. Er sorgte für ein ausgewogenes Klangbild, führte Solisten und Chor mit sicherer Hand durch alle lyrischen und dramatischen Szenen und ließ erkennen, dass er neben seinen an diesem Ort gemachten Erfahrungen auch die Musik selbst ausdrucksvoll zu gestalten weiß (das große Ritardando am Ende wirkte allerdings zu aufgesetzt, aber das hatte ja auch schon Christian Thielemann ähnlich gemacht).
Ebenfalls nochmals neu besetzt werden musste auch die Titelpartie des “Tannhäuser”. An Stelle des eigentlich vorgesehenen Wolfgang Millgramm kam nun Frank van Aken neu in das Sängerensemble. Der niederländische Tenor Frank van Aken, der seit dieser Spielzeit Ensemblemitglied der Oper Frankfurt ist, gehörte von 1997 bis 2000 zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf/Duisburg, wo er seine ersten Wagner-Partien sang.
Im Gegensatz zu Stephen Gould, der die Partie mit Strahlkraft und sanglich geführter Stimme gestaltete, klang Frank van Aken wesentlich dramatischer und emotional gefärbter (zuweilen auch angestrengter), ohne allerdings deutlich werden zu lassen, warum ihn Venus so ungern als Liebhaber ziehen lassen will. Andererseits muss man sich auch dieses Jahr wieder fragen, warum es Tannhäuser überhaupt so lange in diesem Venusberg mit Parkhausatmosphäre und dieser eher unerotischen Venus (Judit Nemeth) ausgehalten hat.
Beim Wettsingen in der glamourösen Festhalle wurden dann die inhaltlichen Divergenzen zusätzlich noch durch die stimmliche Andersartigkeit gegenüber den anderen Sängern – Clemens Bieber (Walther von der Vogelweide), Thomas Jesatko (Biterolf), Arnold Bezuyen (Heinrich der Schreiber), Samuel Youn (Reinmar von Zweter) und Roman Trekel (Wolfram von Eschenbach) – geradezu ohrenfällig. Vergleichbar wäre es wohl am ehesten mit dem Auftritt von Joe Cocker bei einem Schubert-Lied Gesangswettbewerb.
Die Wartburggesellschaft krönten Guido Jentjens in der Partie des Landgrafen Hermann und die engagiert singende und deklamierende Ricarda Merbeth als Elisabeth. Mit ihrer reinen und klaren Sopranstimme sorgte Robin Johannsen als junger Hirte für ein wohltuendes und ungetrübtes Hörvergnügen.
Die reinste Freude war auch wieder der von Eberhard Friedrich betreute Festspielchor, der zusammen mit dem Festspielorchester als feste, unübertreffbare musikalische Konstante der Festspiele, seine großen Auftritte eindrucksvoll zelebrierte.
FAZIT
Auch im letzten Jahr wurde der Tannhäuser – entgegen aller kritischer Stimmen gegenüber seiner bunten Belanglosigkeit – vom Publikum begeistert gefeiert. Wirklich erfreulich war dabei das überraschende und gelungene Debüt von Christoph Ulrich Meier am Pult des Festspielorchesters. Auf ihn kann man sicherlich auch in Zukunft zählen.
Gerhard Menzel | Rezensierte Aufführung: 3. August 2007