Tannhäuser

Valery Gergiev
Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele
Date/Location
25 July 2019
Festspielhaus Bayreuth
Recording Type
  live   studio
  live compilation   live and studio
Cast
Hermann Stephen Milling
Tannhäuser Stephen Gould
Wolfram von Eschenbach Markus Eiche
Walther von der Vogelweide Daniel Behle
Biterolf Kay Stiefermann
Heinrich der Schreiber Jorge Rodríguez-Norton
Reinmar von Zweter Wilhelm Schwinghammer
Elisabeth Lise Davidsen
Venus Elena Zhidkova
Ein junger Hirt Katharina Konradi
Gallery
Reviews
focus.de

Begeisterter Jubel, wütende Buhs: Bayreuths neuer „Tannhäuser“ eckt an

Bayreuth hat einen neuen „Tannhäuser“ – und was für einen! Regisseur Tobias Kratzer bringt eine bunte, unterhaltsame, kluge und berührende Neuproduktion auf die Bühne – und konfrontiert (nicht nur) die Festspiele mit ihrer wohl wichtigsten Zukunftsfrage.

Die Bayreuther Festspiele haben einen neuen „Tannhäuser“. Regisseur Tobias Kratzer hat am Donnerstag seine überaus kurzweilige Version vom „Sängerkrieg auf der Wartburg“ auf dem Grünen Hügel auf die Bühne gebracht. Ihm gelingt dabei nicht weniger als ein Kunststück: Selbst nach Stunden im stickigen Festspielhaus bei gefühlten 40 Grad schleicht sich der Wunsch ein, es möge doch noch ein halbes Stündchen weitergehen da auch der Bühne.

Dabei heißt kurzweilig keineswegs leicht. Kratzer interessiert sich nicht für das überkommene Frauenbild und den klassischen Gegensatz zwischen Hure und Heiliger in Richard Wagners früher Oper, sondern nimmt die beiden gegensätzlichen Frauenfiguren als Symbole für Avantgarde und etablierte Kunst. Er spitzt die Geschichte so zu einer der wichtigsten Fragen (nicht nur) für die Festspiele zu: Wo positionieren sie sich? Was ist der richtige Weg in die Zukunft?

Merkel: „Ein bewegender Abend“
Diese Fragen und Kratzers ebenso humorvolles wie kluges und berührendes Plädoyer für eine Aussöhnung von Pop- und Hochkultur gefällt allerdings nicht jedem. Nach der Premiere gibt es einige Buhs, aber auch großen Jubel, Bravo-Rufe und Getrampel. Einige begeisterte Zuschauer hält es nicht mehr auf den Sitzen. „Es ist heute ein bewegender Abend gewesen“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel danach und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nennt die Inszenierung gar „spektakulär“.

Buhs gibt es – eher ungewöhnlich – auch für den russischen Star-Dirigenten Waleri Gergijew bei seinem Bayreuth-Debüt. Er hatte das Orchester zuvor sehr zügig, manchmal etwas ungestüm, geführt. Möglich, dass das Bayreuther Publikum ihm auch etwas übel nimmt, dass er sich dem Grünen Hügel in diesem Sommer nicht exklusiv verschrieben hat, sondern auch noch Verdis „Simon Boccanegra“ bei den Salzburger Festspielen dirigiert.

Ungewohnte Lacher im Festspielhaus
Ausschließlich Applaus brandet auf für das auch schauspielerisch überzeugende Sänger-Ensemble um „Tannhäuser“ Stephen Gould, Markus Eiche als Wolfram von Eschenbach und Elena Zhidkova als Venus-Einspringerin für Ekaterina Gubanova, die sich bei den Proben das Knie verletzt hatte. Den meisten Jubel bekommt – völlig zu recht – Lise Davidsen für ihre klare und stimmgewaltige Darstellung der Elisabeth.

Ungewohnte Töne vom Publikum gibt es dagegen gleich zu Beginn des ersten Aktes: Es wird laut gelacht im Festspielhaus – nicht das einzige Mal an diesem Abend. Während der Ouvertüre zeigt ein Video auf großer Leinwand in tollen Bildern (Video: Manuel Braun) erst einen Drohnenflug auf die Wartburg und dann einen Kleinbus, der in einem Affenzahn an einer Biogasanlage vorbeifährt.

Ein Handwerker bringt dort gerade das Schild an „Mangels Nachfrage geschlossen“. Es ist ein etwas gemeiner, aber vor allem sehr lustiger Verweis auf den letzten Bayreuther „Tannhäuser“ von Regisseur Sebastian Baumgarten (Premiere 2011), der aus unerfindlichen Gründen in einer solchen Anlage spielte und bei Publikum und Kritikern gleichermaßen durchfiel.

„Den Figuren mehr Fleisch geben“
In dem etwas heruntergekommenen Bus sitzen die Venus, Tannhäuser, ein schwarzer Travestie-Künstler („Le Gateau Chocolat“) und ein kleinwüchsiger Oskar Matzerath (Manni Laudenbach) mit Blechtrommel. Ein wenig dezenter Hinweis darauf, dass selbst „Blechtrommel“-Autor und Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass einst wohl ein Avantgardist war.

Das Motto der bunten Künstlertruppe: „Frei im Wollen, Frei im Thun, Frei im Genießen!“ Der Genuss der Freiheit endet für Tannhäuser, als Venus im Drive-In von Burger King mit ihrem Bulli einen Polizisten ummäht und ihn blutüberströmt und sterbend liegen lässt.

Das geht ihm dann doch zu weit. Er steigt aus und kehrt zurück zu seinen Wurzeln, zum Bayreuther Festspielhaus, in dem seine Sänger-Kumpels von einst ihn freudig wieder aufnehmen. Nach der Ouvertüre ist schon so viel passiert bei Kratzer, wie sonst im schlechtesten Fall an einem ganzen Opernabend nicht. „Den Figuren mehr Fleisch geben“, nannte der Regisseur das vor der Premiere. Venus, die in der aufgeführten Dresdner Fassung der Oper eigentlich nur im ersten Aufzug singt und im letzten ganz kurz, ist dauerpräsent – sogar in der ersten Pause.

Da tritt sie mit Oskar im Festspielpark an einem Teich auf, um zuzuhören, wie der „Schokoladenkuchen“ Madonnas „Holiday“ singt und ein Lied aus dem Disney-Klassiker „Arielle“. Die Inszenierung wagt sich raus aus dem Festspielhaus. Ein Novum auf dem Grünen Hügel.

Blutüberströmt im Bus
Im zweiten Akt dann kommt es zur Schlüsselszene: Als Tannhäuser beim Sängerwettstreit offenbart, dass er im Venusberg von der verbotenen Frucht genascht hat, geben Venus und ihre beiden Mitstreiter sich zu erkennen, freuen sich über den wiedergewonnenen Kumpel, hissen die Regenbogenflagge – und selbst die heilige Elisabeth liebäugelt kurz mit der künstlerischen Freiheit.

Gleichzeitig sind Le Gateau Chocolat und Oskar berührt von Wagners Musik im Festspielhaus. Annäherung scheint möglich. Doch parallel wird Festspiel-Chefin Katharina Wagner in einer Video-Sequenz eingeblendet, wie sie die 110 wählt, um die Kunst-Revoluzzer und Tannhäuser aus dem Festspielhaus verbannen zu lassen. Chance vertan.

Im dritten Aufzug dann hat die Popkultur sich verkauft, „Le Gateau Chocolat“ wirbt auf einem riesigen Plakat für Luxusuhren. Und die Hochkultur trifft es sogar noch schlimmer: Elisabeth liegt tot und blutüberströmt im Bus. Keine Erlösung in Sicht – für niemanden.

flr/dpa | 25.07.2019

zeit.de

Die Flagge ist ausgerollt

“Tannhäuser”-Premiere in Bayreuth: Valery Gergiev wird ausgebuht, womöglich sogar aus künstlerischen Gründen. Und der Regisseur Tobias Kratzer setzt ein klares Statement.

Es ist schon unfair, dass die Eröffnungspremiere der diesjährigen Bayreuther Festspiele jetzt in die Musiktheatergeschichte eingeht als der Abend, an dem der Dirigent Valery Gergiev sein Bayreuth-Debüt versiebt hat. Dass Lise Davidsen fantastisch gesungen und Tobias Kratzer leichtfüßig und klug inszeniert hat, tritt leider in den Hintergrund. Aber so ist es eben. Wenn das Opernleben eines nicht ist, dann fair.

Dabei gibt es in Kratzers Tannhäuser-Inszenierung durchaus ein paar ikonische Momente. Gleich am Anfang etwa, wenn Tannhäuser im Clownskostüm mit Venus, Oskar Matzerath (Kratzer hat ihn kurzerhand aus der Blechtrommel in seine Handlung implantiert) und einer Dragqueen im französischen Kleinbus von Marina Abramović als revolutionäre Zelle durch den Thüringer Wald heizen. Oder später, als ein Nachbau des Festspielhauses auf der Bühne steht, zu dem echte Festspielgäste pilgern. Oder das Schlussbild, das zwei verschiedene Enden gleichzeitig erzählt: Während Tannhäuser live die tote Elisabeth betrauert, düsen sie per Videoeinspielung zusammen in den Sonnenuntergang. Es sind großartige Bilder, aber vorher müssen wir leider über die Musik sprechen. Es hat so gut begonnen. Die ersten Ouvertürentakte nimmt Gergiev in flotter Schrittgeschwindigkeit, in Takt 17 bäumt sich das Orchester auf zu einem Höhepunkt – und das war’s. Der Enthusiasmus nimmt spürbar ab, bisweilen stachelt Gergiev die Musiker noch zu kleineren Kraftausbrüchen an, irrlichtert sonst aber eher durch die Noten. Im zweiten Aufzug schrammt die Aufführung mehrere Male an der Totalhavarie entlang, sodass man erleichtert feststellen muss: Gut, dass hier Sänger und Musiker einer Güteklasse zugange sind, die so eine Aufführung notfalls auch allein zu Ende bringen können. Wie schade aber, dass das tatsächlich nötig ist.

Gergiev gilt als Genie, das ist der Grund, weshalb er ungeachtet seiner nicht lupenreinen Reputation – auch sie wird noch eine Rolle spielen – international einer der gefragtesten Dirigenten ist. Es ist nicht seine Zuverlässigkeit, derentwegen er hoch gehandelt wird, sondern die Chance auf einen der entrückten, überirdischen Momente, die ihm dann und wann gelingen. Dieser Abend bot das Gegenteil.

Der Tannhäuser ist in klaren Konturen komponiert, das unterscheidet ihn von allen anderen Wagneropern. Es ist also sofort hörbar, wenn die Musiker nicht exakt zusammen spielen und singen. Unter Gergievs Leitung klingt das Ergebnis über weite Strecken unpräzise und verwaschen, nicht gestaltet, sondern eher unsicher dahingemurmelt. Angesichts dessen, was das Bayreuther Festspielhausorchester kann und – wenn er will – auch Gergiev, ist das enttäuschend. Aus dem fünfzehnköpfigen Ensemble ragen dennoch die Sänger der Hauptpartien heraus: Lise Davidsen als Elisabeth, Elena Zhidkova als Venus und Stephen Gould als Tannhäuser. Den Landgrafen singt Stephen Milling, Markus Eiche ist Wolfram von Eschenbach.

Wie er denn damit umgegangen sei, dass Gergiev kaum je persönlich an den Proben teilgenommen habe, war der Regisseur Tobias Kratzer während der Pressekonferenz am Vortag gefragt worden. Der sagte sinngemäß: Ach, kein Problem. Die Festspielleiterin Katharina Wagner versicherte dann noch, Gergiev habe in Bayreuth durchaus alle vertraglich vereinbarten Proben absolviert. Wie viele das waren, ließ sie sehr diplomatisch offen. Wenn es stimmt, was auf den Fluren zu hören ist, war es ungefähr jeder Akt einmal, bei zweien soll er sich gravierend verspätet haben. Gergiev dirigiert parallel eine Frau ohne Schatten in Verbier, Simon Boccanegra in Salzburg, absolviert eine kleine Japantour sowie weitere Konzerte. Eine geniale Aufführung hätte den Stress der Probenphase natürlich vollkommen irrelevant werden lassen. Da zur Genialität nun aber doch ein ganzes Stück fehlte, kann man sich schon fragen, warum das Engagement überhaupt zustande gekommen sein mag; es muss ja schließlich niemand in Bayreuth dirigieren, wenn er nicht will.

Kratzer fügte dann noch im Scherz hinzu, auch er habe selbstverständlich alle vertraglich vereinbarten Proben absolviert. Seinen Ehrgeiz merkt man, auf gute Art, seiner Arbeit in beinahe jeder Szene an. Aus der Tannhäuser-Handlung – die immer komplizierter wird, je eingehender man sich mit ihr befasst – macht Kratzer ein Opern-Roadmovie: packend, spannend und ziemlich lustig. Man will in jedem Moment wissen, wie es weitergeht, man hofft, dass die Handlung nicht – wie leider die Musik – plötzlich wegrutscht.

Mit Politik hält man sich hier eigentlich zurück
Knochentrockenes altes Operntheater wird von Tobias Kratzer klug eingerahmt. © Enrico Nawrath Bald öffnet Kratzer den Fokus und holt in seiner Oper immer wieder die Oper in all ihrer Opernhaftigkeit selbst ins Bild. Und den Ort ihrer Aufführung gleich mit: Der erste Aufzug beginnt an der Wartburg und endet am Fuße des Grünen Hügels, der im Bühnenbild bis auf die Straßenlaterne genau nachgebaut ist. In der Pause steht dann am Fuße des echten Hügels der echte französische Kleinbus, und die Dragqueen (es ist der einschlägig bekannte Le Gateau Chocolat) schmettert im Bariton Elisabeths Hallen-Arie.

Im zweiten Aufzug findet auf der halben Bühne ein absichtlich knochenkonservativ inszenierter Sängerkrieg statt, vor einer Kulisse, die hier tatsächlich in Prä-Regietheater-Zeiten genau so gestanden haben könnte. Auf der zweiten Bühnenhälfte kann man per Video hinter die Kulissen schauen, wo sich die Handlung nahtlos fortsetzt; Venus versucht, das Festspielhaus zu entern, Katharina Wagner persönlich ruft die Polizei. Die Antwort des Papstes in der Rom-Erzählung im dritten Aufzug liest Tannhäuser schließlich aus dem Klavierauszug vor – und verbrennt ihn dann, weil ihn die Antwort nicht überzeugt. Und damit wird klar, wie groß das Spielfeld tatsächlich ist, das Kratzer (im Team mit seinem Ausstatter Rainer Sellmaier und dem Videokünstler Manuel Braun) hier absteckt: Die Bühne ist ihm nicht genug. Der Grüne Hügel auch nicht. Es muss schon das ganze Theoriegebäude sein, auf dem die Unternehmung “Bayreuther Festspiele” fußt. Was machen wir hier eigentlich, wenn wir in Bayreuth Tannhäuser aufführen – das ist die ungefähre Versuchsanordnung des Abends. Die Frage, wovon Tannhäuser handelt und wie es sich erzählen lässt: viel zu klein.

Kratzer nimmt das Werk sogar in seinen Witzen ernst und seine Inszenierung ergibt erstaunlich viel Sinn. Sie geht nicht in allen Punkten auf, aber das macht nichts. Auf eine komplett schlüssige Handlung besteht selbst in der Vorlage kein Anspruch, und Kratzers beste Ausrede hat Richard Wagner sogar in die Partitur geschrieben: Erlöst wird nur, wer mit aller Kraft an die Erlösung glaubt, alle anderen müssen unerlöst nach Hause gehen.

Und dann, wie zufällig, landet Kratzer sogar noch einen Volltreffer, und der hat wiederum mit Valery Gergiev zu tun, der im Übrigen am Ende des Abends lauthals ausgebuht wird. Zu Beginn der Probenphase hatte es im Bayreuther Stadtzentrum eine für hiesige Verhältnisse gar nicht mal so kleine Demonstration gegen das Engagement gegeben. Der Hintergrund: Gergiev ist bekanntermaßen mit dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin befreundet, von Deutschland aus wirkt es oft so, als sei Gergiev nicht nur Vertrauter und Unterstützer des russischen Staatspräsidenten, sondern auch Einflüsterer und womöglich sogar eine Art russischer Schattenkulturminister. Wie viel davon zutrifft, lässt sich aus dem Inneren eines Opernhauses heraus schwer beurteilen, tatsächlich aber hatte Gergiev zuvor Wahlwerbung für Putin gemacht, öffentlich die Krim-Annexion befürwortet und sich nicht allzu ablehnend über ein Anti-Homosexuellen-Propaganda-Gesetz geäußert, das jede Form der öffentlichen positiven Äußerung zu Homosexualität in Russland unter Strafe stellt. In seinem Amt als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker war er deshalb heftig unter Rechtfertigungszwang geraten.

Am Bayreuther Premierentag war darum mit weiteren Protestbekundungen gerechnet worden. Die Festspielauffahrt ist dafür ein beliebter Ort, seit 1993 an gleicher Stelle ein Zaungast Michail Gorbatschow mit einem Ei bewarf, dessen Dotter den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber traf. Diesmal spekulierte man über ein Gastspiel von Femen, insbesondere wegen eines anderen Gerüchts: Wladimir Putin selbst komme, privat und auf Einladung von Gergiev, nicht als offizieller Premierengast. Letztlich waren weder Putin noch Femen da, so blieb ihnen das Fiasko erspart, das Gergiev musikalisch anrichtete. Aber eine künstlerische Selbstdemontage ist kein politischer Kommentar. Viele Beobachter vermuteten, dass da noch etwas passieren musste.

Jedoch: Mit politischen Bekenntnissen hält man sich auf dem Grünen Hügel seit 1951 so weit wie möglich zurück. Traditionell beruft man sich hier in solchen Fragen auf das Primat der Kunst, mit dessen Ausrufung sich schon Wolfgang und Wieland Wagner unangenehme Altnazi-Diskussionen vom Hof halten konnten. In eine Inszenierung des Fliegenden Holländers schaffte es als Gag mal eine Merkel-Raute, das ist alles, ansonsten hält man es mit dem Zitat aus den Meistersingern von Nürnberg: “Hier gilt’s der Kunst”, Politik kommt nur in Form der alljährlich geladenen Politiker vor.

Dass die Idee der Festspiele auf dem Geist der Revolution fußt, auf der radikalen Kraft der Parole und der Lust an der totalen Alternative – das ist längst vergangen und vergessen. Wenn man’s genau nimmt, war es das schon bei der Gründung 1876. Wohl nicht zuletzt deshalb steht in Kratzers Konzept das Festspielhaus als das Symbol dessen, was es als Opernhaus längst auch ist: Sammelpunkt einer eher restaurativ als revolutionär orientierten Fangemeinde, die möglichst störungsfrei ein Bad in der Musik nehmen und dabei gut unterhalten werden will.

Mit dieser ein wenig platten Breitseite gegen das Publikum hätte es Kratzer bewenden lassen können. Aber er jubelt seinen Zuschauern, der Festspielleitung und auch Gergiev noch eine unmissverständliche Botschaft unter. Gut getarnt durch ein bisschen Klamauk. Man könnte sich, angesteckt von Kratzers Hang zum Ganz-groß-Denken, zu der These versteigen: Auf dieser Bühne hat noch keine politisch eindeutigere Inszenierung stattgefunden.

Es ist der Moment, als die Dragqueen am Ende des zweiten Aufzugs, im stockkonservativ ausgestatteten Sängersaal, die Regenbogenflagge ausrollt.

Sieht aus wie ein Scherz. Ist aber keiner.

Denn da hört der Spaß auf.

Florian Zinnecker | 26. Juli 2019

Hamburger Abendblatt

Wagner-Klamauk, der kaum berührt: Tannhäuser als Horrorclown

Ganz starke Solisten, verhaltenes Debüt von Dirigent Valery Gergiev. Die Inszenierung originell, doch stellenweise überladen.

Bayreuth. Dieser Moment, wenn Venus mit ihrer Entourage das Festspielhaus über den Balkon der Königsloge entert, wo auf der Bühne gerade die Wartburg-Leute ihre angestaubten Rituale durchspielen! So geht Trash-Kino. Aber wir befinden uns gar nicht im Film, sondern in der Oper. Die Wagnerianer feiern einen neuen „Tannhäuser“ in Bayreuth, mit großem Jubel im Stehen und ein paar Buhrufen für die Regie.

Tobias Kratzer erzählt die Geschichte des zwischen Rebellion und Sehnsucht nach Anerkennung zerrissenen Minnesängers mit vielen lustigen, schrägen und traurigen Momenten als Protokoll eines Absturzes und als private Künstler-Tragödie. Das ist gut gearbeitet und oft originell, aber die Inszenierung berührt erstaunlich wenig.

Die Lusthölle der Venus ist ein alter Citroen-Kastenwagen, mit dem ein politisches Kleinkunstkollektiv dank der Videokunst von Manuel Braun über die Lande fährt, um im Sinne von Ahnvater Richard Wagner für die Freiheit von Denken, Handeln und Genießen zu agitieren, ein Reiseabenteuer, ein unendlicher Kreativtrip. Venus sitzt am Steuer, Tannhäuser ist der Ronald McDonald der Truppe, aber für die früheren Kollegen von der Wartburg wird er zum Horrorclown. Zum Venus-Team gehören die Drag-Queen Le Gateau Chocolat und der kleine Trommler Oskar (Manni Laudenbach). Bereits das inszenierte Vorspiel endet in einer Katastrophe. Beim Versuch, in einer Hamburger-Filiale die Zeche zu prellen, überfährt Venus einen Wachmann.

Tobias Kratzer und sein Bühnenbildner Rainer Sellmaier greifen in die Vollen. Es hagelt Zitate, echte und gefälschte. Die Biogasanlage des letzten Bayreuther „Tannhäusers“ taucht ebenso auf wie Schlingensiefs Hase, es gibt eine Tanzlinde und ein Hexenhäuschen, bei dem Frau Holle das Federbett ausschüttelt. Willkommen im Reich der deutschen Märchen.

Tannhäuser als Alter Ego Richard Wagners
Das Festspielhaus ist ein solches Märchen, unwahrscheinlich, größenwahnsinnig und trotzdem solide-fränkisch in der Realität verankert. Hier befindet sich das Ziel von Tannhäusers Ambitionen. Die Titelfigur ist natürlich in dieser Lesart ein Alter Ego des Komponisten Richard Wagner, der in Dresden auf den Barrikaden stand, deswegen steckbrieflich gesucht wurde und dennoch ein anerkannter Meisterkünstler werden wollte. Tobias Kratzer ist überzeugt, dass Wagner mit Tannhäusers Scheitern seine eigenen Versagensängste gebannt hat.

Als Tannhäuser ankommt, gibt die Festspielgesellschaft gerade den zweiten Akt seines Dramas, komplett mit Publikum und Solisten, Sängerwettstreit und Hallenarie. Auf der unteren Bühnenebene wird gespielt, dass gespielt wird, auf der oberen sieht man im Video, was Backstage passiert, wie zum Beispiel Katharina Wagner die Polizei alarmiert, um Venus und ihre Drag-Queen wieder loszuwerden.

Doch die Selbstbespiegelung des wagnerianischen Festspielwesens bleibt Fragment. Denn der Kastenwagen strandet auf einem Autofriedhof. Le Gateau Chocolat verrät die Revolution und macht als Luxusdesigner Karriere. Er ist der einzige, der es schafft. Elisabeth gibt sich dem als Clown verkleideten Wolfram hin und begeht Selbstmord, während Venus ewig jung, ewig unverdrossen weiter Plakate klebt und Tannhäuser sich in seine Romerzählung versenkt. Bei allem Klamauk hatte man ja fast vergessen, dass die Geschichte nicht gut ausgeht.

Dirigent Valery Gergiev war etwas zu routiniert
Vielleicht liegt die fehlende Tiefenschärfe aber auch am Dirigat. Der vielbeschäftigte berühmte Maestro Valery Gergiev absolviert sein Bayreuth-Debüt erstaunlich routiniert. Geheimnisse, Untiefen darf man hier nicht erwarten, auch keine rauschhaften, pulsierenden Steigerungen. Man würde ja denken, ein Dirigent vom Kaliber eines Gergiev käme den Ultra-Wagnerianern gelegen, doch die buhen ihn nach Kräften aus.

Stephen Gould ist in Bayreuth der Mann für die Heldenrollen, er singt in dieser Spielzeit Tristan und Tannhäuser parallel, also die absolute Schwergewichtsklasse im Quadrat. Dabei hat Richard Wagner den Tannhäuser gemein angelegt. Im Venusberg soll er noch italienisch schmalzen, später dann zum Heldentenor aufdrehen. Stephen Gould weiß, wie er sich seine Kräfte einzuteilen hat und setzt in dieser Riesenpartie viele stimmliche Charakterzeichen, sein Tannhäuser ist ein verwundbarer Künstler, der sich mit unbändigem Lebenswillen immer wieder in unlösbare Zwickmühlen hineinmanövriert.

Sopranistin Lise Davidsen wie eine Naturgewalt
Die junge Sopranistin Lise Davidsen erobert mit der Elisabeth wie eine Naturgewalt die internationale Opernbühne. Die Stimme kann durchaus metallisch klingen, aber auch wandlungsfähig und hat einen enormen Umfang. Elena Zhidkova bringt als Venus im Glitzer-Catsuit Frauenpower in den Laden, ihr Mezzosopran verführt mit einer irisierenden Farb-Palette. Stephen Milling verfügt als Landgraf Hermann über lyrische Prunktöne, und Markus Eiche ist ein Wolfram mit feinem Bariton, ein Archivar des Scheiterns, der am Ende übrig bleibt.

Tobias Kratzer macht erstaunlich wenig aus dem überwältigenden Bayreuther Festspielchor, der im Tannhäuser eigentlich die Hauptrolle spielt, weil er die Regeln durchsetzt. Die Chöre muten ja weniger fromm als vielmehr aggressiv an. Hier sind die Chorsänger Pilger im übersetzten Sinne, zuerst Festspielgäste und dann Schrottsammler, die den Kastenwagen der Venus ausschlachten. Das ist dann keine Selbstbespiegelung mehr, sondern Wagner-Exorzismus.

In der ersten Pause verlängert Tobias Kratzer mit dem Travestiekünstler Le Gateau Chocolat und Manni Laudenbach die Inszenierung in den Park des Festspielhauses; es gibt ein Minikonzert-Happening am Teich mit viel Glitzer und Aufblas-Einhhörnern, eintrittsfrei für jedermann.

Monika Willer | 26.07.19

Münchner Merkur

Im Land des Lächelns und Weinens

Irgendwann hilft nur noch der Anruf des Inspizienten bei der Chefin. Ein Notfall. Drag-Queen, Pussy-Riot-Girl und Kleinwüchsiger entern per Leiter das Festspielhaus, bringen ein Transparent an, stören mit Regenbogenfahne eine „Tannhäuser“-Aufführung, wo ihr Aussteiger-Kumpel wieder aktiv ist und die nach Wolfgang-Wagner-Muff aussieht – da verständigt Katharina Wagner die Polizei. Per Riesen-Video ist das zu sehen, Minuten später stürmen leibhaftige Beamte die Bühne des Festspielhauses. Tannhäuser wird abgeführt, nicht „nach Rom“, wie er zynisch ruft, sondern ins Präsidium.

Als ob sich dieser Zwiespalt wirklich lösen ließe: ein reifer Kerl, der das hehre Hügel-Leben satt hat und in seinem (auch egoistischen) Aussteigerwahn zwei Frauen auf dem Gewissen hat: Elisabeth, deren zweiter Suizid-Versuch am Ende „erfolgreich“ ist. Und Venus, die sich im abgewrackten Citroën-Bus von den Trümmern ihrer Existenz umgeben sieht. Wie schmal der Grat ist zwischen Lebenswunsch und Lebenslüge, auch das sieht man in diesem Bayreuther „Tannhäuser“. Der ist, heftig gefeiert vom durchschwitzten Premierenpublikum, ein Wurf.

Nur vordergründig schildert Regisseur Tobias Kratzer eine Theater-im-Theater-Geschichte. Man verfolgt einen Tenor, der sich drei Sonderlingen anschließt, um im Clowns-Kostüm in die Welt hinaus zu fliehen. Doch was als Roadmovie beginnt, erzählt auch über die wunderbaren Videos von Manuel Braun, der einen tuckernden Bus durch Thüringens Wälder schickt, das wendet sich bald an den Tannhäuser in uns allen. Abhauen, alle Brücken abbrechen, Lösungsvermeidung statt -suche, all dies ist nicht nur Midlife-Krise eines Sängers. Selbstverwirklichung, da wird Kratzer fast moralisch, passiert nur zu leicht auf Kosten anderer.

Selten so gelacht im Festspielhaus
„Frei im Wollen, frei im Thun, frei im Genießen“, die Parole des jungen Richard Wagners, die immer wieder auf Transparenten durch diese Aufführung geistert, mag gegen verknöcherte Strukturen stinkefingern. Doch die drei Freiheiten zeigen nur eine Richtung, nicht das Ziel. Auch deshalb muss dieser Abend im Nihilistischen enden. Mit einer toten Elisabeth, die sich zuvor eine verkrampfte Sex-Szene mit dem ebensolchen Wolfram gönnte, quasi als letzter Versuch. Mit einer frustrierten Venus. Und mit einem heruntergerockten Helden, der frei ist – aber ohne Ausweg.

Bevor man aber so bewegt wird vom dritten Akt, gibt es viel zu lachen. Tobias Kratzer ist ja im Verbund mit Ausstatter Rainer Sellmaier mehreres: Moralist, Poet, hinterlistiger Komiker und gern auch Showmaster. Die Vorgänger-Inszenierung wird in einer Video-Szene gedisst („Biogas-Anlage mangels Nachfrage geschlossen“), in einem Gang des Festspielhauses, wo Konterfeis der Dirigenten hängen, halten die hinzuerfundenen Figuren jäh inne. Drag-Queen Le Gateau Chocolat verzückt vor Thielemanns Bild, der kleinwüchsige Oskar (Manni Laudenbach) irritiert bei James Levine. In der ersten Pause herrscht zum Amüsement der Besucher Blumenkinder-Atmo am Teich unterhalb des Festspielhauses. Le Gateau Chocolat bittet in immer neuen Fummeln zur Show und röhrt einmal Elisabeths Hallen-Arie.

Kratzers grandiose Aufführung beweist auch: Sogar Stars machen da mit, wenn man ihnen intelligent begegnet. Stephen Gould, der schon über 100 Tannhäuser durch seine nimmermüde Kehle schickte, war wohl noch nie so gut. Den aufgekratzten Aussteiger nimmt man ihm ab, den bockigen Rückkehrer und den verzweifelten Penner – nicht nur darstellerisch, sondern auch vokal. Für jede dieser Tannhäuser-Momente findet Gould einen eigenen Klang. Und man weiß nicht, was mehr imponiert, die Trotztöne des zweiten Akts oder die in Fahlfarben gesungene Rom-Erzählung des dritten.

Lise Davidsen, Hoffnungsträgerin bei Wagner und Strauss, macht den Niedergang Elisabeths nur darstellerisch plausibel. Ihr Sopran ist eine Wucht, aber auch nicht mehr. Was (noch) fehlt, ist die genaue Text- und Nuancenbehandlung, dazu das Empfinden, wie man aus diesen schier unerschöpflichen Mitteln das Passende destillieren kann. Einspringerin Elena Zhidkova hat sich als Venus schnell in Kratzers Konzept eingefühlt. Dass sich das Flippige, Überdrehte widerspiegelt in ihrer Stimme, könnte man als Charakterporträt durchgehen lassen. Stephen Milling singt den Landgrafen mit Ebenholz-Timbre, Markus Eiche ist ein wohltuend unsentimentaler Wolfram – der in Akt drei hörbar aufs Tempo drückt.

Gergiev dirigiert den Sängern hinterher
Unten ist nämlich Valery Gergiev mit dem Zelebrieren von Wagners Lyrismen beschäftigt. So schön findet der Hügel-Neuling manche Stellen, dass die Deutung rettungslos erschlafft. Gergiev hangelt sich von Episode zu Episode, ist im dramatischen (manchmal brutalen) Aufrauschen gut, dirigiert aber nie aus der Draufsicht. Das Gefühl für die Tempo-Architektur und die Aggregatszustände dieses so disparaten Wagner-Stücks entgehen ihm. Schmisse gibt es nicht, wohl aber fehlenden Kontakt zu den Sängern, denen Gergiev im zweiten und dritten Akt hinterherdirigiert.

Gewollt oder Zufall: Tobias Kratzers „Tannhäuser“ reiht sich ein in eine Bayreuther Dramaturgie. Ob Stefan Herheims „Parsifal“, Katharina Wagners „Meistersinger“ oder Barrie Koskys „Meistersinger“ – immer geht es auch um die Selbstbespiegelung dieses seltsamen oberfränkischen Kraftfelds. Kratzers Meisterstück aus dem Land des Lächelns und Weinens bildet dazu das Scherzo: weil es das Politische, Gesellschaftskritische nicht als Großentwurf vor sich herträgt, sondern alles im (scheinbar) Kleinen, in berührenden Figuren findet. Von einer einzigen Idee wird diese Inszenierung getragen, die Kratzer stringent und virtuos entwickelt. Woran dieser Regisseur während der kommenden Jahre in der „Werkstatt Bayreuth“ schrauben will? Vielleicht am Video mit Katharina Wagner. Am besten, sie ruft im Dirigenten-Notfall gleich bei Thielemann an.

Markus Thiel | 26.07.19

bachtrack.com

Tobias Kratzer’s provocative Tannhäuser opens at Bayreuth

Yesterday, the Bayreuth Festspielhaus, where devotees of Richard Wagner converge annually from all over the world, opened its doors again for this year’s festival. Traditionally presented on the first evening, the new production for this season was Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg (to use the opera’s full name), presented to a capacity audience.

The premiere drew intense attention, in part because it marked Valery Gergiev’s Bayreuth debut, and in part because the role of Venus was taken over by Russian soprano Elena Zhidkova at short notice (her compatriot, Ekaterina Gubanova, had to pull out due to injury). It also provided German director Tobias Kratzer with his first production on the Green Hill.

Kratzer and his creative team, Rainer Sellmeier (set and costume designs) and Manuel Braun (video) courageously challenged the traditionally accepted conflict of the eponymous hero’s raw, utterly sensual passion towards Venus on the one hand, and his serene and sacred love towards Elisabeth on the other. Thus, the powerful tension between sexual and spiritual love was almost completely missing from Kratzer’s reading of Wagner’s text and music – that is, until the crude and gratuitous copulation between Elisabeth and Wolfram in Act 3, absent from Wagner’s stage directions.

This tension is replaced by a different one, between ordinary people in an ordinary society with a focus on Elisabeth and an alternate world, represented by four hoodlums, two of whom are Tannhäuser, as a clown, and Venus in a glittery cocktail dress. Next, there is a dwarf (a direct reference to Oscar Matzerath, the child protagonist of Günter Grass’ novel, The Tin Drum), while the last one is Le Gateau Chocolat, a celebrated drag icon. This puzzled me, not only because many members of the audience would not recognise them, but more because if they did, in what way did it enhance Kratzer’s confronting artistic concept?

Thought-provoking reinterpretations of a dramatic conflict are always exciting and who would object to the pranks of a lithe, sexy Venus? However, this concept of “otherness”, while appealing on the surface, clashed regularly with both Wagner’s libretto and music. In the overture, video utterly distracted from the music, telling an alternative story of the four hoodlums in their battered van, taking drugs, stealing from Burger King and killing a policeman. Our eyes could not help but follow the events on screen and thus our ears failed to pay attention to Gergiev’s splendid orchestra and stylish music-making. Elsewhere, in Act 2, a video on the upper part of a split screen (showing behind-the-stage scenes, technicians at work and nervous singers) again distracted from not just the actual stage but more importantly from what makes Bayreuth so extraordinarily unique: Wagner’s music.

The quality of the singing was extremely high, both from the soloists and the chorus. The technical difficulties of Tannhäuser’s role seemed easy for American tenor Stephen Gould to conquer. Of many highlights, his Romerzählung in Act 3, with the delicate accompaniment of three flutes and an oboe, particularly appealed. Elena Zhidkova not only looked the part of the ever-alluring Venus but with her strong voice and clear articulation also made her credible. Her counterpart, Elisabeth was sung by Norwegian soprano, Lise Davidsen, with an equally strong voice, which sounded initially somewhat tense and forced; a problem disappearing later and probably caused by nerves.

Stephen Milling’s warm and sonorous bass served eminently well in the role of the Landgraf. As Wolfram von Eschenbach, German baritone Markus Eiche’s rendition was touchingly beautiful in his aria to the evening star, “O du mein holder Abendstern”. In other roles, Daniel Behle (Walter von der Vogelweide), Kay Stiefermann (Biterolf), Jorge Rodríguez-Norton (Heinrich), Wilhelm Schwinghammer (Reinmar von Zweter) and Katharina Konradi (Shepherd) contributed to the success of the evening.

Some of the director’s ideas worked well: in Scene 4 of Act 1, the famous Pilgrims’ Chorus was sung by elegantly clad members of the audience walking towards the Festspielhaus in the distance. In Act 2, our lithe, sexy Venus crashing the party adds a comic element to the song contest, but at least does not disturb the flow of the music (even if, of course, this is not in Wagner’s original). However, such ideas did little to offset the problematic juxtaposition of a traditional world and its opposing “otherness”. Nowhere did this become more obvious than in the final moments of the opera, always a test to the director: how to express redemption through love, a fundamental topos in several of Wagner’s works. Kratzer’s answer came – yet again – by video. While all on stage reiterate the Pilgrims’ Chorus one more glorious time, on the screen, Tannhäuser and Venus take off in their van, into the digital sunset. Happy end, but no redemption.

Zoltán Szabó | 26 Juli 2019

Rating
(5/10)
User Rating
(3/5)
Media Type/Label
Technical Specifications
320 kbit/s CBR, 48.0 kHz, 441 MByte (MP3)
Remarks
Broadcast from the Bayreuth festival
A production by Tobias Kratzer (premiere)
Elena Zhidkova replaces Ekaterina Gubanova as Venus.
Also available as telecast