Tristan und Isolde – ein Rausch der Liebe
Tosender Applaus, Standing-Ovations für die konzertante Aufführung von “Tristan und Isolde” in der Philharmonie. Nimmt sich die Philharmonie eines Wagner-Werkes an, ist dies nicht nur Wochen vorher ausverkauft. Es verspricht, ein besonderes Konzertereignis zu werden. 13 Minuten Schlußapplaus! Musik, in der man schwelgen konnte. Claudio Abbado dirigierte die fünfeinhalbstündige Aufführung vom Blatt. Neben den zahlreichen Änderungen im Notenmaterial und der üblichen Orchester-Sitzordnung gelang ihm ein einfühlsam-packend dirigierter Tristan. Unterschiedlich geführte Tempi brachten mitunter die Sänger in kleine Nöte, und die Dominanz dieses großartigen Orchesters übertönte stellenweise die Solisten, selbst die volumenstarke Deborah Polaski als Isolde. Besondere Mühe hatte der Kanadier Ben Heppner, seinen schönen Heldentenor durchzusetzen. Er gewann jedoch zunehmend, vor allem in dritten Akt, an hörbarer Ausdruckskraft. Hervorragend: Matti Salminen als König Marke, Marjana Lipovek in der Partie der Brangäne und Albert Dohmen als Kurwenal. Dank der szenischen Beratung durch Regisseur Michael Grüber wurde der Abend von der konzertanten Steifheit befreit. In fast gleicher Besetzung ist dieser Tristan leider erst 1999 in Salzburg zu hören. Schade für Berlin.
01.12.98