Tristan und Isolde an der Deutschen Oper Berlin
Am Samstagabend ging an der Deutschen Oper Berlin die Wiederaufnahmeserie von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ mit Petra Maria Schnitzer und Peter Seiffert in den Titelrollen zu Ende.
Nach einem Jahr Pause wurde für zwei Aufführungen Wagners „Tristan und Isolde“ in der Inszenierung von Graham Vick wiederholt. Es wurde ein Triumph für Petra Maria Schnitzer, die die Isolde unerhört feinfühlig gestaltete und sängerisch durch ihren Ausdrucksreichtum dominierte sowie durch die faszinierende Schönheit, die sie der schwierigen Rolle und deren leidenschaftlichen Ausbrüchen abgewann. Nicht minder temperamentvoll, jedoch hörbar gesundheitlich angeschlagen, sang Peter Seiffert den Tristan, er überspielte dies jedoch durch seine enorme Präsenz und schauspielerische Hingabe.
Eine großartige Darstellung bot auch der chinesische Bass Liang Li als König Marke mit seinem weichen, doch rabenschwarzen Bass. Einen Kurwenal, der erst im dritten Akt – aber dafür richtig – in Fahrt kam sang und spielte Boaz Daniel. Jane Irwin war als eine sopranig-strahlende Brangäne das passende Pendant zu Schnitzers Isolde.
Generalmusikdirektor Donald Runnicles am Pult dirigierte einen äußerst intensiven Tristan, als wogendes Klangmeer zwischen Düsternis, lieblicher Süße und himmlischen Sphärenklängen. Er führte das Orchester der Deutschen Oper, insbesondere die Blechbläser, mehrmals zu seiner maximalen Lautstärke, was gewagt war, aber dank der starken Sänger funktionierte. So auch im packenden Finale des ersten Aufzugs mit dem donnernden Herrenchor.
In gewohnt solider Qualität waren in den Nebenrollen zu hören: Jörg Schörner als Melot, Peter Maus als Hirt, Clemens Bieber als Stimme des Seemanns und Krzysztof Szumanski als Steuermann.
Etwas schade, dass das Publikum in der Deutschen Oper nach kurzen aber heftigen Ovationen so rasch von den Sitzen aufsprang um nach Hause zu eilen. Dieser Wermutstropfen ist eindeutig der Inszenierung von Graham Vick geschuldet, die zwar die Sänger akustisch unterstützt, aber dem Auge wenig Raum für Romantik bietet. Die Zuschauer wurden dadurch von den großartigen musikalischen Momenten dieses Tristans leider auch abgelenkt.
Rosemarie Frühauf | 26. Februar 2012