Das Liebesverbot

Ulf Schirmer
Prager Philharmonischer Chor
Münchner Rundfunksinfonieorchester
Date/Location
20 January 2013
Prinzregententheater München
Recording Type
  live   studio
  live compilation   live and studio
Cast
Friedrich Tuomas Pursio
Luzio Bernhard Berchtold
Claudio Daniel Brenna
Antonio Mauro Peter
Angelo Kay Stiefermann
Isabella Erika Sunnegårdh
Mariana Marika Schönberg
Brighella Peter Schöne
Danieli Michael Dries
Dorella Magdalena Hinterdobler
Pontio Pilato Andreas Winkler
Gallery
Reviews
Der neue Merker

Mit Macht bricht das Verdi- und Wagner-Jahr 2013 über die Musikfreunde herein. An der Bayerischen Staatsoper im vergangenen Dezember die Rigoletto-Premiere mit 6 ausverkauften Vorstellungen, jetzt im Januar zwei (!) Ring-Zyklen, Sonderkonzerte im Februar; in zahlreichen musik- und kunstnahen Institutionen Ausstellungen, Workshops und Vorträge! Einen bedeutenden Beitrag zum Wagner-Jubiläum bot nun das Münchner Rundfunkorchester unter Leitung von Ulf Schirmer mit der konzertanten Aufführung im Prinzregententheater von „Das Liebesverbot. Große komische Oper in zwei Akten“ des damals 22-jährigen Richard Wagner. Der Komponist selbst hatte das Werk gegenüber König Ludwig II. von Bayern als Irrtum bezeichnet. Da erstaunt es nicht, dass das „Liebesverbot oder die Novizin von Palermo“ erst 1923 seine Münchner Erstaufführung erlebte (musikalische Leitung: Robert Heger). Anlässlich des 100. Todesjahres von Wagner führte die Bayerische Staatsoper 1983 unter der Intendanz und musikalischen Leitung von Wolfgang Sawallisch alle dreizehn Opern von Wagner auf, von den „Feen“ (1834) bis „Parsifal“ (1882). Die üppige Inszenierung des „Liebesverbots“ von Jean-Pierre Ponelle und die musikalische Seite (z.B. Hermann Prey als Statthalter Friedrich) waren damals beim Publikum sehr erfolgreich. Jüngere Münchner Opernfreunde werden sich vor allem an die ambitionierte Inszenierung (Claus Guth) von 2002 mit dem Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz unter der musikalischen Leitung von David Stahl erinnern. Nun jetzt die konzertante Aufführung des Münchner Rundfunkorchesters und des Prager Philharmonischen Chores (Einstudierung: Lukáš Vasilek), die live im Bayerischen Rundfunk übertragen und für eine CD mitgeschnitten wurde.

Das Stück, das sich inhaltlich an Shakespeares „Maß für Maß“ anlehnt, spielt im 16. Jahrhundert in Palermo in der Faschingszeit. Der strenge deutsche Statthalter Friedrich hat bei Todesstrafe ein „Liebesverbot“ und Verbot aller sonstigen volkstümlichen Lustbarkeiten erlassen, ohne sich selbst an das Gebot der Keuschheit zu halten. Durch allerhand Intrigen, raffiniert geleitet durch die schöne Novizin Isabella und unterstützt durch das feierwütige Volk (viele Chorszenen!), wird der grausame Friedrich des Gesetzesbruchs überführt und das Volk hebt dessen Faschingsverbot wieder auf. Alle Beteiligten, einschließlich Friedrich, finden ihre Partner und es darf wieder weiter gefeiert werden.

Diese personenreiche Handlung bietet Raum für viele Arien, Duette, Terzette, Ensemble- und Chor-Szenen, die von Aufbau und Klang her noch eher an italienische, auch französche Opern und deutsches Singspiel erinnern (viele Kastagnetten bringen „Italienitá“). Es sind aber vor allem in Vorspielen und Einleitungen zu Gesangsszenen schon Anklänge an den späteren Wagner zu hören, etwa an „Parsifal“. Das Orchester ist groß besetzt und „die kompositorische Gestalt des Werks ist, entgegen allen späteren Beteuerungen Wagners, nicht dilettantisch, im Gegenteil. Wagner demonstriert als junger Komponist eine handwerkliche Höchstleistung“(Laurenz Lütteken im Programmheft). Auch von den Sängern werden Höchstleistungen erwartet, denn der Komponist hat stellenweise Schwierigstes für sie geschrieben. Das trifft vor allem den amerikanischen Heldentenor Daniel Brenna (Claudio), der sich aber achtbar schlug. Star des Abends war die schwedische Sopranistin Erika Sunnegǻrd, deren klangvoller dramatischer Sopran das manchmal sängerunfreundliche Orchester jederzeit überstrahlte. Lyrisch und ergreifend die Gestaltung der Mariana, der zweiten weiblichen Hauptrolle, durch Marika Schönberg. Ein zündendes Buffopaar geben Magdalena Hinterdobler und Bariton Peter Schöne als Dorella und Brighella. Bernhard Berchtold brachte mit seinem ansprechenden Tenor und seiner verschmitzten Spielfreude Singspiel-Atmosphäre in das teilweise ernste Geschehen (Todesstrafe auf freie Liebe!). Den nur äußerlich sittenstrengen Statthalter Friedrich sang der finnische Bassbariton Tuomas Pursio, der besonders seine große Szene zu Beginn des zweiten Aktes eindringlich und mit guter deutscher Diktion gestaltete. Auch die übrigen Rollen waren mit Mauro Peter und Andreas Winkler (beide Tenor), Kay Stiefermann (Bariton) und Michael Driess (Bass) sehr gut besetzt. Maestro Ulf Schirmer, dem die Einstudierung und die leichte Kürzung des Werkes zu verdanken ist, dirigierte das gut aufgelegte Münchner Rundfunkorchester und den nicht immer textverständlichen Prager Philharmonischen Chor mit Schwung und Präzision bei manchmal etwas solistenunfreundlicher Lautstärke. Viel Beifall der begeisterten Abonnenten und Gäste dieses Abends und der wegen ihrer aparten Programmgestaltung und künstlerischen Vielfalt und Qualität zu Recht so beliebten Konzertreihe „Sonntagskonzerte“.

Helga Schmöger

Rating
(5/10)
User Rating
(3/5)
Media Type/Label
HO, PO
Technical Specifications
128 kbit/s CBR, 44.1 kHz, 142 MByte (MP3)
Remarks
Broadcast (Bayerischer Rundfunk)
Concert performance