Die Meistersinger von Nürnberg
| Roland Böer |
Chor und Orchester der Oper Frankfurt |
Date/Location 24 September 2006 Opernhaus Frankfurt | | Recording Type live | studio | live compilation | live and studio | |
Cast
Hans Sachs | Wolfgang Koch |
Veit Pogner | Magnús Baldvinsson |
Kunz Vogelgesang | Christian Dietz |
Konrad Nachtigall | Carlos Krause |
Sixtus Beckmesser | Johannes Martin Kränzle |
Fritz Kothner | Franz Mayer |
Balthasar Zorn | Christoph Kayser |
Ulrich Eißlinger | Hans-Jürgen Lazar |
Augustin Moser | Michael McCown |
Hermann Ortel | Gérard Lavalle |
Hans Schwartz | Jacques Does |
Hans Foltz | Florian Plöck |
Walther von Stolzing | Raymond Very |
David | Carsten Süß |
Eva | Juliane Banse |
Magdalene | Claudia Mahnke |
Ein Nachtwächter | Simon Bailey |
Reviews
Frankfurter Rundschau
Ein bisschen abgehangen
Die Frankfurter Oper nimmt Christof Nels “Meistersinger von Nürnberg” wieder auf
Im dritten Akt denkt Hans Sachs über der Welten Wahn nach, und er hat allen Grund dazu. Schließlich ist Wahn ein zentrales Wort im Leben und Schaffen Richard Wagners, der die Meistersinger von Nürnberg geschrieben hat, in der Hans Sachs denkt. Christof Nel hat diesen Wahn zum Ausgangspunkt seiner Inszenierung der Meistersinger genommen, die vor gut einem Dutzend Jahren erstmals in Frankfurt zu sehen war und nun in neuer Besetzung wieder im Spielplan der Oper steht. Genau genommen sind es zwei Arten von Wahn: der eine gilt der zentralen Figur der Eva (Juliane Banse in ihrer ersten Rolle an der Oper Frankfurt), zu der sich die relevanten Männer auf der Szene hingezogen fühlen, zum anderen geht es um den Wahn von Regeln, Ausgrenzung und Ordnung, an deren Ende jemand zusammengeschlagen am Boden liegt oder sechseckige Sterne und Haufen von Schuhen auf der Bühne Assoziationen wecken.
Komisch jedenfalls ist das nicht, was da zu sehen ist, die Inszenierung ist streng, gestattet wenig losen Witz und setzt nachdrückliche ideologiekritische Akzente. Sie wirkt darum, wenn auch nicht unsympathisch, so doch ein bisschen abgehangen und statuarisch. Wolfgang Koch ist ein ehrwürdiger und stimmlich ausdruckskräftiger Hans Sachs, Johannes Martin Kränzle ein überaus präsenter Beckmesser, Raymond Very ein tenoral strahlender Stolzing.
In der Wiederaufnahme-Premiere gab es im ersten Akt noch Klärungsbedarf zwischen Ensemble und Orchester, den Roland Böer im zweiten Akt in den Griff bekam, wenngleich seine Annäherung an Wagner ein wenig Schliff vermissen ließ. Die fast einhellige Begeisterung des Publikums galt der enormen Energieleistung, der inszenierten Opulenz und den ausgezeichneten sängerischen Leistungen des Ensembles.
HANS-JÜRGEN LINKE | 6. September 2006
Frankfurter Neue Presse
Ein Alpdruck liegt über der Festwiese
Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg” wurden an der Frankfurter Oper wieder aufgenommen.
Christof Nel tauchte das Geschehen hinter den altfränkischen Butzenscheiben in ein gleißendes, weißes Licht. Diese „Meistersinger”-Inszenierung aus dem Jahr 1993 ist in ihrer Klarheit und Symbolik im Gedächtnis haften geblieben und – nach einer Neupremiere 2002 – nun völlig zu Recht wieder aufgenommen worden.
Nürnbergs Handwerkerzunft besteht aus lauter fein gekleideten Herren. Nur Sachs, der Schuhmachermeister, kommt im verschwitzten Unterhemd daher. In seiner Werkstatt spielen ja auch weite Teile der Handlung. Und da gibt es den Stadtschreiber Beckmesser, den Außenseiter und Mittelpunkt des Pogroms im zweiten Akt. Der antisemitische Aspekt der „Meistersinger” steht ja im Mittelpunkt der Deutung Nels. Hier wölben sich überdimensionale Davidsterne auf der Bühne, wird die zentrale Rolle des Schreibers mit einem großen Zeigefinger symbolisiert. Ein Alpdruck liegt also über der fröhlichen Handwerkerschar, die auf der Festwiese ihren Sangeswettstreit feiert. Auch hier gibt es weder den großen Lindenbaum noch die Fachwerkhäuschen. Die Menge steht vor einem fahlen, grauen Hintergrund und feiert Stolzing und Eva Pogner.
Die Wiederaufnahme profitierte von den hervorragenden sängerischen Leistungen der Hauptdarsteller, allen voran Wolfgang Koch als Sachs, der nicht nur in der Fliederarie sanften Schmelz verbreiten konnte. Kräftig, wie es sich für einen Meister gehört, kam auch Magnus Baldvinsson als Pogner zum Einsatz; in einem reizenden Kontrast hierzu die zarte Juliane Banse als Eva. Erwähnung aber hat vor allem Raymond Very als Stolzing verdient, der mit seinem „Morgenlich leuchtet” nicht nur das Personal der Festwiese sondern auch das Publikum verzauberte. Das kräftige Blech des von Roland Böer geleiteten Museumsorchesters wirkte am Ende satt und füllig.
GE | 05.09.2006
Rating
(NR)
Technical Specifications
–
Remarks
In-house recording
A production by Christof Nel