Die Walküre

Jeffrey Tate
Orchester der Wiener Staatsoper
Date/Location
31 May 2014
Staatsoper Wien
Recording Type
  live   studio
  live compilation   live and studio
Cast
Siegmund Peter Seiffert
Hunding Ain Anger
Wotan Tomasz Konieczny
Sieglinde Gun-Brit Barkmin
Brünnhilde Linda Watson
Fricka Elisabeth Kulman
Helmwige Regine Hangler
Gerhilde Olga Bezsmertna
Ortlinde Hyuna Ko
Waltraute Stephanie Houtzeel
Siegrunde Ulrike Helzel
Grimgerde Zsuzsanna Szabó
Schwertleite Zoryana Kushpler
Roßweiße Juliette Mars
Gallery
Reviews
Wiener Zeitung

Wotan im Stresstest

Schon das muss man loben: Tomasz Konieczny ist über die “Walküre”-Runden gekommen. Und: Er krönte die Langstreckenpartie des Wotan, indem er den Feuerzauber unverhofft wuchtig entfachte. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht: Im Jahr 2007 ist dem Premieren-Wotan (freilich viral bedingt) frühzeitig die Stimme weggebrochen; der Ersatzmann wurde angeblich von einer Pizza weggerufen.

Der Idealfall war aber auch die jetzige “Walküre” an der Staatsoper nicht. Konieczny, hier über die Jahre vom (formidablen) Alberich an die Götterspitze aufgerückt, glänzt nämlich fast nur durch Ressourcenmanagement. Die matte Seite der Medaille sind seine oft verhangenen Töne, weder angetan dazu, akustisch Allmacht zu signalisieren, noch den dritten Aufzug mit psychologischer Spannung zu speisen. Wobei das hier auch ein Meisterstück wäre: Sven-Eric Bechtolfs Regie versandet gegen Ende an der Talsohle der Fantasielosigkeit; und Jeffrey Tate, der Dirigent der aktuellen “Ring”-Serie, lässt das Orchester nach einem (vor allem für Siegmund) langatmigen Beginn oft struppig dröhnen und bisweilen stinnstiftende Strukturen vermissen. Resultat: In erster Linie ein Sänger-Stresstest, den Konieczny ebenso bestanden hat wie die robuste Allwetter-Brünnhilde von Linda Watson.

Mitunter steigt das Wagner-Niveau aber doch auch markant an; man dankt es vor allem Elisabeth Kulman als Fricka. Nicht nur fulminant stimmschön, färbt sie ihren Mezzo rollengestaltend emotional ein und setzt ihrem Göttergatten spitz bis hydrahaft zu. Hut ab auch vor Gun-Brit Barkmin, einer blühenden, glühenden, dabei wundersam wortklaren Sieglinde. Ain Anger wiederum erweist sich mit seiner Stimmbreite und -schwärze erneut als Super-Hunding; der routinierte Peter Seiffert zeigt vor allem in wichtigen Siegmund-Momenten volltönend Flagge. Zuletzt einhelliger Applaus trotz eines durchwachsenen Abends.

Christoph Irrgeher | 04.06.2014

onlinemerker.com

Zu Recht umjubeltes Wälsungenpaar

Na bitte, es müssen nicht immer die ganz großen Namen sein, welche triumphale Opernabende garantieren. Denn nach dem ersten Akt der Walküre beim ersten Ring-Zyklus der Saison 2013/14 gab es in der Wiener Staatsoper einen begeisterten Pausenapplaus wie schon lange nicht, obwohl keine Sensationsgastspiele angekündigt waren und auch kein Christian Thielemann am Werk war. Und das völlig zu recht, denn was die beiden Wiener Rollendebütanten Peter Seiffert und Gun-Brit Barkmin als Wälsungenpaar Siegmund und Sieglinde unter der Leitung von Jeffrey Tate boten, war Opern-Champions-League vom Feinsten. Seiffert hatte unlängst auf derselben Bühne schon als hochdramatischer Tristan überzeugt, diesmal war mehr lyrischer Ausdruck gefordert, den der in absoluter Hochform singende Tenor aber ebenso drauf hat. Und wenn es dann doch richtig zur Sache geht, dann punktet Seiffert natürlich nochmals. Daher gab es auch Wälserufe, wie sie Wien schon lange Zeit nicht mehr gehört hatte, beim „Wälsungenblut“ wäre sogar etwas weniger mehr gewesen. Das Publikum verzeiht in solchen Sternstunden auch schon mal Koordinationsprobleme und „Hänger“ bei den Einsätzen. Seiffert hatte aber auch mit Gun-Brit Barkmin eine ideale und adäquate Partnerin an seiner Seite. Vielleicht wurde ihre Stimme in der einen oder anderen Szene ein wenig zu metallisch, aber das Versprechen, das sie zuletzt als Salome an der Staatsoper gab, löste sie mit dieser Sieglinde zu 100 % ein.

Ain Ainger war im Eröffnungsakt der Dritte im Bunde und mit seiner überzeugenden Rollengestaltung als Hunding hielt er die Spannung immer hoch. Überhaupt beeindruckend, wie gerade in der Walküre die Personenführung von Sven-Eric Bechtolf prächtig funktioniert, während die übrigen Deutungsversuche des Regisseurs am Werk Richard Wagners weiterhin unzureichend scheinen.

In gleicher Intensität ging nach dem Pausenjubel der zweite Akt weiter. Hier zog gleich einmal Elisabeth Kulman als Fricka alle erotischen Register und brachte in dieser Schlüsselszene ihren Göttergemahl Wotan davon ab, den schützenden Schild über Siegmund zu halten. Apropos Wotan: Tomasz Konieczny zeichnete diesmal einen wirklich Zerrissenen, der aber eher in der menschlichen Sphäre als in der Götterwelt angesiedelt schien. Immer noch in Fricka verknallt, empathisch und mitfühlend, dann wieder in seinen eigenen Prinzipien gefangen. In stimmlicher Hinsicht wird sein Wotan aber immer problematisch bleiben, er „knödelt“ zwar nicht mehr so wie in der Anfangsphase seiner Karriere, das raue und herbe Timbre scheint aber in manchen Szenen doch nicht ideal zu passen. Aber eindrucksvoll, wie er bis zum Schluss präsent blieb. Als absolutes Highlight – sowohl Koniecznys als auch des Wiener Staatsopernorchesters – empfand ich den Wotan-Monolog des zweiten Aktes: Aus flüsterndem Sprechgesang entwickelte Konieczny die finalen dramatischen Ausbrüche – so von mir noch nie gehört!

Natürlich freute man sich im Vorfeld auf alle drei Brünnhilden von Nina Stemme. Aber die krankheitsbedingte Absage der Schwedin brachte mit Linda Watson einen Luxusersatz nach Wien, so eine Einspringerin kann man sich gefallen lassen: Selten tremolierend, mit ihrer Routine auch darstellerisch ein starker Pluspunkt der Aufführung. Bleiben noch die übrigen Walküren zu erwähnen, von denen Hyuna Ko, Stephanie Houtzeel, Zoryana Kushpler, Regina Hangler, Zsuzsanna Szabó sowie Juliette Mars gut entsprachen. Olga Beszmertna und Ulrike Helzel verdienen hingegen als Gerhilde und Siegrune eine besondere Erwähnung und stachen positiv heraus. Endlich auch einmal entsprechend artikulierte Begeisterung beim immens disziplinierten Wiener Publikum!

Ernst Kopica | 01.06.2014

onlinemerker.com (II)

Das Publikum erlebte an diesem Abend einen großartigen 1. Aufzug der „Walküre“, an dem alles stimmte. Ein besonders glückliches Händchen bewies die Staatsoper mit der Besetzung der Sieglinde mit Gun-Brit Barkmin, die im Vorjahr am Ring als Ellen Oxford in „Peter Grimes“ debütierte und auch noch die Salome sang. Sie war eine einnehmende, darstellerisch in jedem Moment präsente und attraktive Sieglinde, die die Rolle mit viel Empathie verkörperte. Ihr etwas dunkel timbrierter Sopran ist bei großer Klangschönheit auch höhensicher und dabei äußerst wortdeutlich. Mit diesem Rollendebut an der Wiener Staatsoper hat sich Barkmin sofort und die Herzen des Publikums gesungen. Aber sie hatte auch zwei kongeniale Partner. Der seit langem als ausgezeichneter Siegmund bekannte Peter Seiffert sang die Rolle eindrucksvoll mit seinem kultivierten, bestens geführten Tenor. Darstellerisch ist er immer etwas zurückhaltend. Aber die wenigen Gesten, die er zeigte, wirkten mit der Aura einer gewissen Tragik, die er dem Siegmund gibt, umso nachhaltiger. Nahezu unglaublich erschien die Länge seiner Wälserufe, mit der er sicher in den Top 10 der Staatsoper liegen dürfte, sowie sein lang und sicher gehaltenes „So blühe denn Wälsungenblut!“, obwohl diese keine ausschlaggebenden Parameter für eine Siegmund Performance sein sollten. Mit diesem Abend bewies Seiffert, dass er immer noch zu den großen Rollenvertretern unserer Tage zählt. Zu denen zählt im Falle des Hunding Ain Anger ohnehin. Viel stärker als mit der Rolle des Fafner am Vorabend konnte er nun als Hunding mit der ganzen farbigen Klangfülle seines Edelbasses glänzen und auch wieder ein eindringliches Rollenportät des finsteren, misstrauischen und gewalttätigen Widersachers geben.…

Im 2. Aufzug bewies die für die erkrankte Nina Stemme eingesprungenen Linda Watson, dass sie immer noch unter den hochdramatischen Brünnhilden zur ersten Wahl gehört. Mit ihrer enormen Rollenerfahrung weiß sie ihre Kräfte gut zu dosieren und so die geforderten Höhen auch noch klangvoll und ohne Schärfen zu singen, auch wenn zu Beginn des 3. Aufzugs die Stimme etwas zu metallisch klang. Im Dialog mit Wotan fand sie dann zu einer weicheren gesanglichen Note mit viel stimmlicher Ausdruckskraft zurück. Dazu kam Watsons äußerst souveräne Rollengestaltung, welche die Höhen und Tiefen der „Walküre“-Brünnhilde weitestgehend auslotete. Der gerade als „Walküre“-Wotan noch immer viel zu junge und damit auch so wirkende Tomasz Konieczny konnte als Wotan in einigen Momenten an diesem Abend durchaus auch stimmlich überzeugen. Im allgemeinen hielt sich aber der Eindruck vom Vorabend und früheren Auftritten als Wotan am Ring, dass sein Bariton gerade für die noch viel höheren Ansprüche des „Walküre“-Wotan einfach zu leichtgewichtig ist. Es fehlt an bassbaritonaler Farbe bei zu wenig Tiefe und Resonanz. Die Stimme klingt kopflastig und immer wieder allzu guttural und nasal bei geringem Phrasierungspotenzial. Sprachlich hat Konieczny sich seit seinen ersten Wagner-Auftritten, u.a. als Amfortas vor einigen Jahren am Palast der Künste Budapest, klar verbessert. Auch darstellerisch konnte er an diesem Abend einige gute und emotionale Akzente setzen, insbesondere im Finale des 3. Aufzugs.…

Einen Glanzpunkt des Abends setzte einmal mehr Elisabeth Kulman als Fricka, die sie mit einer bestechend subtilen und dennoch fordernden Darstellung interpretierte und dabei mit ihrem klangvollen und variationsreichen Mezzo verführerisch schön sang. Endlich einmal keine stereotyp keifende alternde Ehefrau, sondern eine immer noch attraktive und im Prinzip auch liebevolle, in der Sache aber knallharte Partnerin. Das Walküren-Oktett agierte nach Bechtolfscher Regieanweisung übermotiviert und sang auf Staatsopernniveau (Regine Hangler als Helmwige, Olga Bezsmertna als Gerhilde, Hyuna Ko als Ortlinde – alle drei mit Rollendebut am Haus, Stephanie Houtzeel als Waltraute, Ulrike Helzel als Siegrune, Zsuzsanna Szabó als Grimgerde, Zoryana Kushpler als Schwertleite und Juliette Mars als Rossweiße.…

Wieder, wie schon am Vorabend, aber vom Publikum da wohl noch nicht ganz wahrgenommen, sorgte Jeffrey Tate am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper für einen mit äußerst ruhiger Hand ausgeführten exakten Schlag. Tate strahlte große Souveränität und Sicherheit aus, die sich den ganzen Abend positiv auf die erstklassige musikalische Leistung des Orchesters auswirkte. Starker Applaus und viele Bravi vor dem 2. und 3. Aufzug sowie am Schluss waren der überaus verdiente Dank. Sein großes Verdienst ist es, anders als bisweilen sonst an diesem Platz vor dem Orchester in Wien üblich, das Orchester zum Ausmusizieren anzuregen, ganz und gar zwanglos einfach Autorität delegierend. Es wurde ihm und dem Publikum gedankt durch ein oft wundervolles Hervorheben einzelner Stimmen mit einer inneren Spannung und Leichtigkeit, die nicht immer im „Ring“ am Ring zu hören sind. Als ein Beispiel von vielen sollen die „Winterstürme“ genannt werden, die wundersam kammersmusikalisch lyrisch erklangen und somit auch ein hohes Maß der genau in diesem Moment so relevanten Emotionen offenbarten, trotz des kargen Bühnenbildes. Dabei hat Jeffrey Tate nichts gegen ein bisweilen angedeutetes Pathos, welches gerade in dieser recht konturlosen Produktion als musikalischer Kontrast durchaus angebracht ist.…

Womit auch noch ein paar Worte zur Inszenierung gesagt werden sollen. Sven-Eric Bechtolf zeigt mit seiner Sicht der „Walküre“ Sinn für das Wesentliche, kommt meist gleich zum Punkt, und das bei weitgehend einfühlsamer Personenregie, die immer die direkte Auseinandersetzung zwischen den Protagonisten ins Zentrum rückt. Man sieht die Handschrift des (Burg)-Schauspielers stets mehr als jene eines Wagner-erfahrenen Opernregisseurs, der die große Linie und holistische Sicht vor die Akribie der Einzelaktion stellt und dabei zwar zu keiner neuen Sicht auf das Werk kommt, aber doch zu einer bleibende Eindrücke hinterlassenden Aussage. Dennoch wirkt allzu vieles optisch einfach zu banal und flach und auch aus anderen Produktionen entlehnt. Insbesondere das Einheitsbühnenbild mit der aus der berühmten Kurt Horres Produktion an der Rheinoper stammenden klassizistischen hellgrauen Bühnenbox, in der Wotan im 3. Aufzug, wie sein Vorgänger in der Bayreuther Jürgen Flimm-Prodution, die Türen vor Brünnhildes Schlafversenkung schließen muss, langweilt doch sehr. Ganz beliebig und eindruckslos ist das Bühnenbild von Rolf Glittenberg für den 2. Aufzug mit seinen oben abgeschnittenen Baumstämmen und den Camembert-ähnlichen hinzugewürfelten Felsenscheiben, die für die Kinderbett-Gestelle von Christine Mielitz aus Meiningen und Dortmund in diesen „Ring“ kamen. Die Kostüme von Marianne Glittenberg können hingegen durch große Geschmacksicherheit überzeugen. Es bedarf jedenfalls guter SängerdarstellerInnen, um aus dieser ganz und gar den Erfordernissen des Repertoiretheaters folgenden Insznenierung etwas Lebendiges zu machen…

Klaus Billand | 01.06.2014

operainwien.at

Freitag „Rheingold“, Samstag „Walküre“: Die Staatsoper war wieder sehr gut besucht. Der Kartendrucker bei der Stehplatzkassa ging diesmal nicht ein, so wie am Vortag. Einer würdigen Aufführung stand also nichts mehr im Wege.

Jedenfalls gab es den ganzen Abend lang keinen Zweifel daran, dass Wagners Musik von Jeffrey Tate „würdig“ dirigiert wurde – und dass er dieser Musik viel Raum und Entfaltungsmöglichkeiten ließ, sie im ersten Aufzug auf einen langsam fortschreitenden Ruhepol fokussierend, ja fast schon „zelebrierend“, was der Spannung aber einigermaßen abträglich war. Doch das Finale, in dem sich Peter Seiffert als Siegmund mit Heldenmut ins „Wälsungenblut“ stürzte, zog plötzlich an – insofern war der kollektive Jubelausbruch nach dem Fallen des Vorhangs nachvollziehbar. Und ab dem zweiten Aufzug begann sich der Abend auch für mich immer stimmiger zu runden.

Peter Seiffert hatte um den Siegmund schon ein bisschen zu kämpfen, und dazu zählten nicht nur Textprobleme. Oft begleitete ein langwelliges Vibrato seinen Gesang, und machte deutlich, dass dieser Wälsungensohn schon sehr viele Bühnengefechte ausgefochten hat. Aber diese Einwände verblassten nicht nur vor den außerordentlich lange gehaltenen Wälserufen oder dem schon erwähnten Finale des ersten Aufzugs. Seiffert manövrierte seinen in den letzten Jahren deutlich „schwerer“ gewordenen Tenor überraschend behutsam durch die Liebesnacht des Wonnemonds und schlussendlich lag ihm das Publikum zu Füßen.

Und weil Ain Anger als Hunding auch eine mächtige Bühnenerscheinung war und sich mit seinem Bass genug Bedrohungspotenzial ersang, ergab das ein kampfstarkes Heldentreffen auf der Staatsopernbühne. Die Sieglinde der Gun-Brit Barkmin (Rollendebüt am Haus) musste teils etwas forcieren, die Stimme klang ein bisschen metallisch in der Höhe, und war insgesamt vielleicht eine Spur zu „leicht“. Aber die Sängerin sang sich ausgesprochen einsatzfreudig in die Herzen des Publikums.

Für einen gesanglichen und darstellerischen Höhepunkt sorgte Elisabeth Kulman als Fricka: eine liebende Frau mit Grundsätzen, von der Entwicklung der Dinge zuerst überrascht und seelisch angegriffen, dann sehr konsequent Wotan in die Schranken weisend. Eine begehrenswerte, selbstbewusste Fricka, die das Ringen um den Gemahl ohne Gezank führte, auch zu anschmiegsamen Tönen fähig, aber genauso klar und prägnant ihr Anliegen auf den Punkt bringend. Aus diesem plastisch ausgefeilten Rollenporträt ließ sich schließen, dass Fricka immer noch berechtigte Hoffnungen hegt, ihren Gemahl wieder ganz für sich zu gewinnen. Der Wotan von Tomasz Konieczny zeigte sich in dieser Szene fast beschämt und durchaus liebevoll. Das enge emotionale Zusammenspiel von Wotan und Fricka im „Rheingold“ und in der „Walküre“ war bis jetzt der interessanteste Aspekt dieser „Ring“-Serie: ein noch recht jung wirkendes „Ehepaar“ (auch vom Aussehen und den Stimmen her), das deutlich gezeigte Gefühle für einander hegt und offenbar mit der Beziehung noch nicht abgeschlossen hat.

Tomasz Konieczny begann seinen langen Wotan-Abend etwas „knödelnd“, sang sich dann in der Erzählung frei, die er wirkungsvoll und spannend zu gestalten wusste. Seine markante, auch in der Höhe kräftige Stimme erzeugte dort Aufmerksamkeit, wo andere Sänger in der „Pflichtübung“ verharren. Dass Koniecznys Kraft (fast immer) bis zum Finale reicht und noch Loge mit einem Rufzeichen hinter der Stimme herbei zu zitieren vermag, ist natürlich eindrucksvoll. Dass der Sänger nicht wirklich über ein „Wotan-Timbre“ verfügt, ist schade, obwohl er sich in der Aussprache stark verbessert hat und die Stimme nicht mehr so grell färbt wie seinerzeit beim Alberich.

Linda Watson sprang als Brünnhilde wieder einmal in einem Wiener „Ring“ ein, diesmal für Nina Stemme. Die Sängerin bot in dieser Partie eine routinierte Mischung aus Heroik und Herzenswärme, und durfte sich ebenfalls beim Schlussvorhang über starken Beifall erfreuen. Die Aufführung kam insgesamt sehr gut beim Publikum an – auch das Dirigat von Jeffrey Tate, dessen Zugang an eine mehr „romantische“ Deutungstradition anschloss, wurde eifrig bejubelt.

Dominik Troger | Wiener Staatsoper 31. Mai 2014

Rating
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User Rating
(3/5)
Media Type/Label
Technical Specifications
320 kBit/s, 44.1 kHz, 500 MByte (MP3)
Remarks
In-house recording
A production by Sven-Eric Bechtolf (2007)
Linda Watson replaces Nina Stemme as Brünnhilde.
This recording is part of a complete Ring.