Die Walküre

Alexander Joel
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Date/Location
27 April 2017
Staatstheater Wiesbaden
Recording Type
  live   studio
  live compilation   live and studio
Cast
Siegmund Andreas Schager
Hunding Albert Pesendorfer
Wotan Egils Siliņš
Sieglinde Sabina Cvilak
Brünnhilde Evelyn Herlitzius
Fricka Margarete Joswig
Helmwige Sarah Jones
Gerhilde Sharon Kempton
Ortlinde Heike Thiedmann
Waltraute Judith Gennrich
Siegrune Marta Wryk
Grimgerde Maria Rebekka Stöhr
Schwertleite Romina Boscolo
Roßweiße Anna Krawczuk
Gallery
Reviews
der-neue-merker.eu

Not tut……der Text!

Im Rahmen der Internationalen Maifestspiele wird die Inszenierung von Wagners „Der Ring des Nibelungen“ in der Lesart von Uwe Eric Laufenberg zwei Mal als Zyklus aufgeführt. Nun in der „Walküre“ gab es verschiedene Umbesetzungen.

Kurzfristig entschied sich Laufenberg, den Siegmund mit Andreas Schager zu besetzen. Schager ist und bleibt in seinen Rollen ein großer Sympathieträger. Wie bereits bei den Siegfried-Partien begeisterte Schager mit frischer, gesunder Stimme und szenischem Totaleinsatz sein Publikum. Lyrische Ansätze, z.B. in den „Winterstürmen“ gibt es kaum. Verstörend dennoch abermals die außerordentlich vielen Textpatzer! Hinzu kamen zu viele falsche Einsätze und sogar auch falsche Töne. Bei den „Wälse“-Rufen forcierte Schager derart stark, dass vor allem der zweite „Wälse“-Rufe empfindlich zu hoch geriet und zudem die Stimme ihr Vibrato verlor. Diese Kraftmeierei hat Schager überhaupt nicht nötig. Wenn er auf Linie singt, dann kann er mühelos, leicht und strahlend tönen, wie das herrliche „Wälsungenblut“ zeigte. All diese Einwände trübten jedoch nicht den großen Jubel für ihn.

An seiner Seite gab Sabina Cvilak eine sehr lyrische Sieglinde. Ich bleibe bei meinem Eindruck, den ich bereits in der Premiere hatte: diese Partie ist in ihren Anforderungen nicht ideal für Sabina Cvilak. Sicher, die Mittellage und die Tiefe nehmen ein. In der Höhe kommt die Stimme zu deutlich an Grenzen, die Stimme spreizt sich, die Höhen flackern und Vokalverfärbungen müssen dazu beitragen, die Anforderungen zu bewältigen.

Evelyn Herlitzius begeisterte mit ihrer mitreißenden Darstellung, dem wissenden Ausdruck und der passenden Stimmgröße als Brünnhilde. Jauchzend, mitfühlend und bewegend verstand sie es, die Wunschmaid in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken. Die „Hojotohos“ sind bei ihr keine Bravournummer, sondern authentischer Ausdruck einer jungen Unbekümmertheit. Wunderbar die Sonorität in der Todesverkündigung und beseelt die Kantilenen im großen Schluß-Duett.

Egils Silins als Wotan erschien mir etwas engagierter als im Januar. Stimmlich war er hervorragend disponiert und blieb der Partie nichts schuldig. Irritierend seine ausdrucksbezogene Teilnahmslosigkeit im 2. Aufzug. Alles klang gleich, keine Wortakzente oder dynamische Differenzierung. Dass es in der Erzählung um alles geht, war zu keinem Zeitpunkt erfahrbar. Ob „Nimm den Eid“, „Und für das Ende sorgt Alberich“ oder das verächtliche „Geh“…….kein Ausdruck. Nichts! Schade! Und wie bereits im Januar, die große Wende kam auch hier bei ihm wieder mit dem 3. Aufzug. Endlich, ging Silins aus sich heraus, setzte klare, markante Akzente, gestaltete wesentlich musikalischer und textbezogener. Sein Abschied geriet markant und bewegend.

Gewachsen in Stimme und Interpretation die Fricka von Margarete Joswig. Im Textbezug wählte sie nun auch ein paar „spitze“ Töne, die der Göttergattin gut anstanden.

Die beste Leistung bot für mich der neue Hunding von Albert Pesendorfer. Was für ein Hunding! Gefährlich, bedrohlich, verschlagen und ungemein hintergründig. In seiner Gestalt und seinem „sprechenden“ Gesicht spielte sich weit mehr ab, als die flache Inszenierung von Laufenberg zeigte!Welcher Triumph in seiner Mimik als er Siegmund als seinen Todfeind erkannte! Bei Pesendorfer saß jeder Ton, jede Nuance, jede Geste! So und nicht anders! Eine große, unvergessliche Leistung!

Das Hessische Staatsorchester, in diesen Wochen intensivst gefordert, spielte wie beflügelt auf. Auch das Dirigat von Alexander Joel wirkte freier und drängender. Herrlich waren die Soli im Cello und den Klarinetten. Das Blech war in Geberlaune, kultiviert, sauber in der Intonation und niemals dröhnend. Als strapazierfähiger Optimist dachte ich, dass ich nun im 3. Versuch meinen bis dato immer geschmissenen Beckenschlag bei „Ich berührte Alberichs Ring“ bekommen würde! Und? Natürlich, wieder geschmissen, ebenso der Beckenschlag im Feuerzauber! Diese „Beharrlichkeit“ gibt es nur in Wiesbaden und seltsamerweise (zum Glück…) nur bei Wagner.

Und: rauschender Szenenapplaus für das brav galoppierende (!) Pferd!

Großer Jubel am Schluss!

Dirk Schauss | Staatstheater Wiesbaden 27. April 2017

Rating
(5/10)
User Rating
(3/5)
Media Type/Label
Technical Specifications
320 kbit/s CBR, 44.1 kHz, 502 MByte (MP3)
Remarks
In-house recording from the Internationale Maifestspiele 2017
A production by Uwe Eric Laufenberg (2017, Linz 2014)
This recording is part of a complete Ring.