Parsifal

Martin Lukas Meister
Chor und Orchester des Staatstheaters Darmstadt
Date/Location
18 April 2014
Staatstheater Darmstadt
Recording Type
  live   studio
  live compilation   live and studio
Cast
Amfortas Ralf Lukas
Titurel Hubert Bischof
Gurnemanz Dimitry Ivashchenko
Parsifal Zurab Zurabishvili
Klingsor Gerd Vogel
Kundry Katrin Gerstenberger
Gralsritter Andreas Heideker
Thomas Mehnert
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der-neue-merker.eu

Mit Spannung und großem Interesse sah ich dem Parsifal-Debüt des bisherigen Fach-Belkantisten Zurab Zurabishvili entgegen. Um es sogleich vorweg zu nehmen, möchte ich Hans Sachs zitieren: Kein Regel wollt da passen – und war doch kein Fehler drin – und war doch so neu! Der Vogel, der heut sang, dem war der Schnabel hold gewachsen!

Hier kam weder ein baritonal gefärbter Heldentenor  oder ein helltimbrierter Sängerknabe daher, nein der georgische Tenor singt den Parsifal entgegen aller bisherigen Hörgewohnheiten. Man vernimmt einen jungen „Toren“ ungekünstelt, unbekümmert, strahlend hell, lyrisch, italienisch gefärbt. Belkantesk schwingen die Kantilenen, einschmeichelnd im Timbre, gefestigt in der Mittellage – kurzum ein Parsifal der ganz anderen Art. Mögen die Laut- und Leise-Betonungen noch etwas irritieren, dürfte sich diese kleine „Merkerei“ mit zunehmender Routine garantiert legen, doch überraschte der vielseitige Sänger mit frappierender Artikulation und vorbildlicher Textverständlichkeit. Ein beachtliches Rollen-Debüt, diesem Parsifal gehört die Zukunft.

Eine bessere kongeniale Partner-Riege hätte sich der „Debütant“ wohl kaum wünschen können, unter denen Dimitry Ivashchenko mit seinen kernigen Bass, absoluter Wortverständlichkeit und großer Bühnenpräsenz als Gurnemanz mühelos dominierte. Der inzwischen international renommierte Sänger reüssierte mit seiner dynamischen, imponierenden Erzählkraft, seinem wohltimbrierten Organ zum vokalen Fixstern. Nach einem sehr eindrucksvollen Wotan hier am Hause, fesselte Ralf Lukas mit herrlich strömendem Material, liedhaft ausgemalten Phrasen als leidender Amfortas und blieb mit seinem markanten Bassbariton an Importanz in der Durchdringung der Partie nichts schuldig.

Die Kundry, die Verführerin von einem Sopran gesungen wirft meist Probleme auf. Katrin Gerstenberger, eine Sänger-Darstellerin mit Mezzowurzeln, hörte ich bereits in der Premiere 2008 und seitdem festigte sich ihre Stimme. Die hohen Sopranlagen verloren ihre Schärfen, die Mittellage klingt runder und respektvoll sang Gerstenberger die anspruchsvolle, schwierige Partie bis in die Extremlagen. Doch klingt diese Rollenvertreterin (Nr. 39) in meinen Ohren zu unterkühlt, der Stimme fehlt es an Wärme, vokal gänzlich an erotischer Ausstrahlung und die Dame bietet dafür gestalterisch weitaus größeres Potenzial.

Durchschlagskräftig, wenig ansprechend, trocken erklang der helle Bass von Gerd Vogel (Klingsor), mit reifer Stimme gab Hubert Bischof dem Titurel  brüchige Konturen, in unterschiedlichem Qualitätslabel absolvierten Andreas Heideker, Thomas Mehnert (Gralsritter), Aki Hashimoto, Erica Brookhyser, Minseok Kim, Peter Koppelmann (Knappen) ihre Partien und neckisch, schönstimmig umgarnten Klingsors Zaubermädchen  Aki Hashimoto, Susanne Serfling, M.V. Jorge Hernándiz, Catalina Bertucci, Anja Vincken, Erica Brookhyser den willigen Parsifal. Sonor und pastos sang Elisabeth Hornung die Stimme aus der Höhe. Traumhaft,  elegisch-schwebende Töne brachten die Damen und fein abgestuft, sich in elementarer Wucht steigernd,  die Herren des Chor- und Extrachores mit ein.

Überrascht hat mich das Musizieren von Martin Lukas Meister mit dem ausnahmsweise präzise und bestens disponierten  Staatsorchester Damstadt, trefflich erschien mir der agogische Aufbau der Partitur, das dynamische Raffinement, die vielen dunklen, orchestralen Farbschattierungen. Dramatische Akzente verlieh Meister dem zweiten Aufzug und in ruhevoller Andacht erklangen transparent und ausgewogen die Klangbilder des Finalaktes.

 Intendant John Dew würdigte am Schluss die wieder gekehrten Gäste Zurabishvili und  Ivashchenko im gefeierten Ensemble (seltsamerweise keine Solovorhänge) und ein Vertreter des hessischen Kultusministeriums verlieh den verdienten Mitgliedern des Staatstheaters Damstadt, Frau Katrin Gerstenberger sowie Herr Hubert Bischof, den Titel „ Kammersänger“.

Gerhard Hoffmann | Darmstadt: „PARSIFAL“ 13.04.2014

Rating
(4/10)
User Rating
(3.5/5)
Media Type/Label
Technical Specifications
160 kbit/s CBR, 44.1 kHz, 270 MByte (MP3)
Remarks
In-house recording
A production by John Dew