Die Walküre
Wolfgang Bozic | ||||||
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover | ||||||
Date/Location
Recording Type
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Siegmund | Vincent Wolfsteiner |
Hunding | Albert Pesendorfer |
Wotan | Robert Bork |
Sieglinde | Kelly God |
Brünnhilde | Brigitte Hahn |
Fricka | Khatuna Mikaberidze |
Helmwige | Arantxa Armentia |
Gerhilde | Karen Frankenstein |
Ortlinde | Carmen Fuggis |
Waltraute | Monika Walerowicz |
Siegrune | Mareike Morr |
Grimgerde | Valentina Kutzarova |
Schwertleite | Sandra Fechner |
Roßweiße | Julia Faylenbogen |
Brünnhilde auf der Tankstelle
Nach dem fulminanten „Rheingold“ wurde die „Walküre“ in Hannover mit außerordentlicher Hochspannung erwartet. Regisseur Barrie Kosky hatte mit dem Auftakt seiner „Ring“-Inszenierung die Erwartungen auf die folgenden Teile der Tetralogie sehr hoch geschraubt. Doch während im „Rheingold“ die Ideen übersprudelten, Handlungsstränge und –ebenen spannend beleuchtet und verknüpft wurden, legt Kosky in der „Walküre“ zunächst eine Pause ein, so dass man glauben könnte, er hätte das Musiktheater auf Diät gesetzt. Auch Bühnenbildner Klaus Grünberg hat eher spartanische Bilder entwickelt.
Im ersten Akt treffen wir wieder auf den Kasten als Bühne auf der Bühne, der hier als eleganter Bungalow mit Ledergarnitur, Fensterfront und Baseball auf dem Kunstrasen dahinter ausgestattet ist. Sieglinde, deren billiges Kleid so gar nicht zu diesem edlen Schick passen will, ist auf dem Sofa eingenickt. Mit Siegmunds Erscheinen beginnt ein wilder Aktionismus, der dem Zwillingspaar offensichtlich als Erbschaft mitgegeben worden ist. Vielleicht erkennen sie sich ja auch daran als Geschwister wieder: Beide stehen in geradezu neurotischer Form unter ständigem Angstzittern wie verfolgte, verängstigte Tiere. Das macht Siegmund – den echtestes Helden des Nibelungen-Zyklus’ – zum echtesten Antihelden.
Hunding ist ein brutaler, neureicher Macho, der seiner Gattin und sich auf dem Heimweg von dubiosen Geschäften fünf Portionen Chinafood mitbringt und dazu ein Bier nach dem anderen serviert bekommt. Mit seinem Gürtel verprügelt er Sieglinde hinter dem Sofa, dort, wo später der inzestuöse Ehebruch stattfindet.
Nachdem Sieglinde sich um Siegmunds blutende Hände gekümmert hat – ein Bild, das unweigerlich an Christi Wundmale erinnert – und nachdem der Lenz in Form einer giftgrünen Bühnenbeleuchtung in den Saal gelacht hat, greift Siegmund tief in eine die Zimmerdecke durchbrechende Wurzelspitze (oder sonstige biologische Beule) und zieht das bisher unsichtbar gebliebene Schwert geburtsähnlich und mit viel gelblicher Flüssigkeit hervor. Das ist kein besonders angenehmer Anblick – zumal dadurch das schöne Ledersofa verdorben wird. Dass während des anschließenden Zeugungsaktes weitere Flüssigkeit nachfließt, macht das Bild vielleicht erklärlicher – aber nicht ästhetischer.
Der zweite Aufzug ist am treffendsten mit „Vorhang auf – Vorhang zu – Vorhang auf – Vorhang zu…“ beschrieben. Ein erhöhter, bühnenbreiter Weg mit Mitteltreppe und Geländer ist die Spielfläche – variiert durch vier verschiedene Vorhänge, die sich je nach Stimmungs- und Lebenssituation öffnen und schließen. Wotan ist ebenso wie Hunding ein Geschäftsmann – jedoch ein edlerer. Beim Joggen wird er von Security-Männern begleitet, die ihm Wasser und Handtuch hinterhertragen. Sein Fitnessprogramm wird vom Schneider, von der Sekretärin und nicht zuletzt von der Gattin (im orangefarbenen Kleid mit lila Pumps) gestört.
Während Wotan bei Brünnhilde (in Lederjacke mit Motorradhelm) seine Lebensbeichte ablegt, verfängt er sich im roten Bühnenvorhang. („In eig’ner“ Fessel fing ich mich…“). Sinnig. Und wenn er dann vom „freien Helden“ spricht, öffnet sich der Vorhang wieder. Noch sinniger. Zur Todesverkündigung erhellt eine einsame Lampe ihr Licht von rot zu orange. Da Wotan (natürlich) keinen Speer besitzt, kann Siegmunds Schwert Nothung auch nicht planmäßig daran zerschellen. Es bricht trotzdem und gibt Hunding die Gelegenheit, Siegmund in unbändiger Wut brutal zu meucheln, bevor er unter irrem Lachen selbst das Leben aushaucht.
Den „Knaller“ haben sich Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner für den Schluss aufgespart: Als „Walküren-Felsen“ sehen wir eine durch und durch elfenbeinfarbene Tankstelle. 17 Walküren aus dem Punkermilieu (mit Brünnhilde sind es später 18) rennen wie eine wild gewordene Mädchengang über die Bühne. 8 singen 9 kreischen (hat da jede eine Auszubildende oder Praktikantin?). Sie sind wirr und verdreckt und machen sich an blutüberströmten splitternackten Jungmännerleichen in vielfältiger Weise zu schaffen. Elfenbeinfarbene Autos passieren die Tankstelle. Einige bringen Heldennachschub.
Ganz eigeninitiativ zieht sich Brünnhilde am Schluss ihre Lederjacke wieder an und legt sich auf den harten Beton neben die Zapfsäule, aus der Wotan mit Benzin einen nassen Kreis um die unartige Tochter zieht – nicht ohne ihr vorher den Motorradhelm aufgesetzt zu haben. Sicherheit muss sein. Aber keine Angst (oder Hoffnung): Der Feuerzauber fällt bescheiden aus, denn Wotan drückt Brünnhilde lediglich eine Fackel in die Hand.
Die ganze Geschichte spielt in heutiger Zeit. An Stelle eines Feuerkreises gibt es einen nassen Kreis, statt eines Helden einen Neurotiker. Statt hehrer Kampfesmaiden durchgeknallte Teenies. Bringt uns das weiter? Und wenn ja, wohin? Ein bisschen wirken diese Bilder wie verpuffte Provokationen. War die Personenregie im „Rheingold“ noch das große Plus in der Waagschale, wirkt sie hier weniger subtil als plakativ, ja zuweilen deutlich überzogen. Und – und das war am allerwenigsten zu erwarten – über lange Strecken ist die Inszenierung einfach langweilig. Der Kontrast zwischen Langeweile und Überdrehtheit entzündet nicht einmal einen spannenden Funken. Das ist alles in allem szenisch doch sehr enttäuschend.
Doch zum Glück gibt es ja auch die musikalische Seite dieser Produktion. Und da ist an vorderster Stelle Vincent Wolfsteiner zu nennen, der ein phänomenales Debüt als Siegmund gab. Sein glanzvoller, in allen Lagen ansprechender und sicherer Tenor hat ein ausgesprochen angenehmes Timbre. Er verfügt gleichermaßen über strahlende Höhen und warme, lyrische Töne. Dabei gestaltet er seine Partie sehr durchdacht und uneitel, so dass auch die phantastischen „Wälse“-Rufe nicht geprahlt wirken.
Ebenfalls als Rollendebüt gestaltet Brigitte Hahn die Brünnhilde, deren substanzreicher Sopran über viele Farben verfügt und die die Partie mit unglaublicher Präzision singt, ohne dabei die emotionalen Aspekte zu vernachlässigen. Auch Robert Bork debütiert in seiner Partie und besticht mit seinem noblen Bass-Bariton als Wotan. Nach kurzen anfänglichen Unsicherheiten überzeugte er sowohl im wohltönenden Sprechgesang des zweiten Aktes (mit exzellenter Wortverständlichkeit) als auch mit den großen Bögen und Ausbrüchen des Schlußbildes.
Albert Pesendorfer ist ein stimmgewaltiger und doch kultiviert singender Hunding. Kelly God gestaltet die Sieglinde sehr intensiv, klingt wunderschön im Piano, in den Höhen aber immer wieder angestrengt. Im Walküren-Oktett vereinen sich die individuellen Stimmen zu einem harmonischen Ganzen. Über Khatuna Mikaberidzes Fricka schweigt des Rezensenten Höflichkeit, es kommt immer wieder vor, dass Ensemblemitglieder Partien übernehmen müssen, die ihre stimmlichen Möglichkeiten überschreiten.
GMD Wolfgang Bozic spart nicht mit blühenden Kantilenen und harten Orchesterschlägen, spannende, die Partitur analysierende Akzente hört man jedoch nicht. Sein Dirigat ist zuverlässig und sängerfreundlich und er hält die musikalische Seite in sicheren Händen – auch dann, wenn das Orchester patzt, was am Premierenabend keine Seltenheit war.
FAZIT
Szenisch kann diese „Walküre“ dem „Rheingold“ nicht das Wasser reichen. Die Regie schwankt unausgewogen zwischen schrill und langweilig. Die musikalische Seite ist überwiegend erfreulicher. Herausragend: Vincent Wolfsteiners phänomenales Rollendebüt als Siegmund.
Bernd Stopka | Premiere in der Staatsoper Hannover am 23. Mai 2010
Die bösen Mädchen von der Tankstelle
Barrie Kosky setzt seinen Ring in Hannover mit der “Walküre” ebenso knallig wie banal fort. Und jene betörend traurigen und sensibel gemischten Orchesterklänge, die man erwartete, ließen auf sich warten.
Bei “Rheingold” hatten Wolfgang Bozic, sein Orchester, aber auch die Protagonisten ebenso enttäuscht wie die revuehaften Bilder von Barrie Kosky, mit denen er mehr auf ein Spiel mit Tabuverletzungen setzte, als die Exposition für einen großen Wurf zu liefern. Als Wagner-Orchester vermochten Bozic und seine Musiker auch jetzt nicht in die Schlacht um den Walkürenfelsen zu ziehen. Nicht nur die Bläser waren erstaunlich eigenwillig. Es dauerte lange, bis es jene betörend traurigen und sensibel gemischten Orchesterklänge gab, die man in einem Haus wie Hannover bei einem ambitionierten Ringprojekt erwarten darf.
Diesmal überzeugte immerhin das Sängerensemble. Selbst die paar Buhs für Khatuna Mikaberidzes Fricka waren allenfalls auf die allzu ungefähre Artikulation ihres Deutschs zu beziehen, nicht aber auf die dunkle Leuchtkraft ihrer Stimme oder ihre szenische Präsenz. Vincent Wolfsteiner gehört mit seinem Siegmund sogar in die Gruppe konditionsstarker Wagnertenöre, die obendrein über darstellerisches Potenzial verfügen. Dass die Ensemblemitglieder Kelly God als emotional entflammte Sieglinde, Albert Pesendorfer als machtvoller Hunding und Brigitte Hahn als kultiviert klangschöne Brünnhilde überzeugen würden, war ebenso zu erwarten wie die Fähigkeit des Hauses, die Walküren eindrucksvoll zu besetzen. Als Gast rundete der nicht zu dunkle Bassbariton Robert Borck als nobel eloquenter Wotan das Ensemble ab.
Auf der Bühne wird bei jeder Gelegenheit gerannt: Um das Ledersofa in Hundings schlicht bürgerlichem Bungalow (Bühne Klaus Grünberg). Vor einem grauen Vorhang und hinter einem Geländer, an dem ein mit Personenschutz joggender Wotan Pausen einlegt, um nebenbei zu regieren.
Im Hunding-Bungalow, in den Siegmund in Jeans und T-Shirt (Kostüme: Klaus Bruns) über die Terrassentür eindringt, muss sich der Hausherr bei Kosky derart daneben benehmen, dass es nicht mehr zur bürgerlichen Umgebung passt. Der Ober-Proll, der das Fastfood vom Asiaten mitbringt und seine Frau durchprügelt, passt allerdings ebenso wenig zum archaischen Ehrenmann, der dem Todfeind für die Nacht Gastrecht einräumt. Wenn dann aber das Wunderschwert wie ein Neugeborenes von Siegmund aus einer metaphorischen Deckenvulva (oder eiternden Wunde?) gefingert wird, dann übertreibt Kosky ebenso effektversessen, wie er beim Wonnemond das musikalisch aufscheinende Wunder völlig unterspielt. Für sich genommen überzeugend sind die von Siegmund und Sieglinde beglaubigten Traumata als Verfolgter und Misshandelte.
Der zweite Akt ist eine szenische Nulllösung. Wenigstens einen Hauch von Bezug zum “Rheingold” liefert dann die Walkürenfelsen-Tankstelle, an der geisterhaft Autos vorbeiziehen. Vom Leder-Outfit der Biker-Brünnhilde vorbereitet, mag man das als eine Art Albtraum sehen. Hier vergnügt sich die außer Kontrolle geratene, mit Statistinnen aufgestockte, männerklatschende Mädchengang an ein paar nackten Männerleichen. Obwohl Wotan für den großen Feuerzauber selbst einen Eimer Benzin um die zwischen den Zapfsäulen schlafende Brünnhilde ausgießt, entzündet er am Ende doch nur die Fackel in der Hand seiner Wunschmaid. Bleibt man bei dem Bild, dann fliegt hier, früher oder später, alles in die Luft. Vielleicht passiert aber auch gar nichts. Ein Großer Knall oder die Banalität einer erloschenen Fackel – das wären dann die Koordinaten für die Fortsetzung dieses Rings.
Überhaupt ist das eigentliche Problem dieses Ring-Projekts, dass Kosky der große Deutungsbogen nicht zu interessieren scheint. Er nimmt sich einzelne Szenen vor und lotet sie assoziativ aus. Der gemeinsame Nenner ist dabei – bis jetzt jedenfalls – mehr szenischer Überaktionismus oder auch das Misstrauen in Wagners Theater-Instinkt als die schlüssige Idee. Mittlerweile glaubt man ihm sogar, dass er mit dieser Methode, wie geplant, die Götterdämmerung (in Hannover und in Essen) gleich zwei Mal hinbekommt. Mehr oder weniger.
Joachim Lange | 27.05.10
Barrie Kosky inszeniert Wagners „Walküre“
Regisseur Barrie Kosky verleiht Wagners „Walküre“ an der Staatsoper Hannover eine weibliche Note – und Wahrhaftigkeit.
Es geht um Sekunden. Wenn Siegmund im ersten Akt von Richard Wagners „Walküre“ Hilfe suchend seinen verschwundenen Vater anruft, löst er damit im Publikum normalerweise kein Mitleid aus, sondern die innere Stoppuhr: Kann sich der Tenor durch besonders ausdauernde und laute Töne in die ewige Bestenliste des Wagnergesangs einschreiben? In Hannover, wo Barrie Koskys mit Spannung erwartete „Ring“-Inszenierung jetzt in die zweite Runde gegangen ist, muss Vincent Wolfsteiner auf jeden sportlichen Ehrgeiz verzichten. Er hält die Fermate genauso lang, wie es musikalisch sinnvoll ist (also kurz) – und trifft doch mit seinen „Wälse“-Rufen mitten ins Herz. Hier ist einmal zu erleben, dass Siegmund wirklich in der „höchsten Not“ steckt, von der er immer singt.
Bei Kosky ist Siegmund nicht erst in der dritten Szene ein trauriger Antiheld. Schon zu Beginn der Oper bricht nicht der übliche, dekorativ zerkratzte Abenteurer in die Zivilisation ein, sondern ein psychisch Versehrter. Statt zur großen Geste auszuholen, zupfen seine Hände haltsuchend am T-Shirt – man braucht die Geschichte gar nicht zu kennen, um zu bemerken, dass hier jemand mit schwieriger Kindheit auf der Bühne steht. Klaus Grünberg hat sie im ersten Akt spektakulär als funktional kaltes Wohnzimmer gestaltet, das als eine Art Blackbox frei im Bühnenraum zu schweben scheint: Kontakt zur Außenwelt wird man hier vergeblich suchen.
In diesem eleganten und beklemmenden Raum lebt Sieglinde (Kelly God), um deren psychische Konstitution es nicht besser bestellt ist als um die ihres Bruders. In vorauseilendem Gehorsam erwartet sie die Rückkehr ihres sadistischen Mannes Hunding (angemessen grob: Albert Pesendorfer) direkt an der Tür. Sobald er diese durchschreitet, entschuldigt sie die Anwesenheit Siegmunds: „Müd’ am Herd fand ich den Mann.“ All das Warten, Drohen und In-den-Raum-Starren, das sonst oft in dieser Szene zu sehen ist, wird überflüssig. Allein der überraschend späte Auftritt Hundings schafft eine neue Spannung – auch so kann man aus der Musik heraus inszenieren.
Stefan Arndt | 04.06.2010
In Jeans und blutigem T-Shirt taumelt Siegmund in einem Wohnzimmer mit Couchtisch, Sofa und Sessel hin und her. Das Mahl nimmt man mit Stäbchen aus chinesischen Lunchboxen zu sich und trinkt dazu Bier. Hunding tritt ständig seine Frau in den Hintern und verprügelt sie. Als Siegmund sich auf Sieglinde stürzt, folgt ein gewaltiger Erguß einer schleimigen Flüssigkeit aus der Deckenöffnung, was nach dem unmittelbar folgenden Vorhang einen Buh-Orkan auslöste.
Danach befindet man sich offenbar in einem Theater: Ränge, Aufgänge, Vorhänge – wohl das große Welttheater. Der Walkürenfelsen ist eine – ganz in weiß gehaltene – Tankstelle. Die acht Walküren, als Punkermädel hergerichtet, sind an Zahl verdoppelt. Sie kreischen und hüpfen (auch während der Musik) blutige Leichname schwingend durch die Szene. Zum Feuerzauber liegt Brünnhilde in einer Tankstellen und Wotan leert ein paar Eimer Benzin rund um die Zapfsäule. Doch er entzündet nur eine kleine Gartenfackel an Brünnhildes Kopf (Gestattete die Feuerwehr nicht mehr?)
Sänger und Orchester
GMD Wolfgang Bozic dirigierte Wagner wie gewohnt, aber nicht bei allen Hannoveranern beliebt, klassisch – wieder keine Überraschungen, aber meistens mit viel Rücksicht auf die Sänger. Nur das Blech war besonders anfangs durchaus nicht auf Medaillenkurs.
Dramatischste Ausdruckskraft, Kondition und Stimmkraft ohne Grenzen; der Wälse!Wälse! Ruf Vincent Wolfsteiners (Siegmund) hätte Tote auferweckt – eine gigantische Leistung von der aber auch ein Meister des Subtilen: im schwermutsvollen und folgenreichen Gespräch mit Brünnhilde beispielsweise. Ihm ebenbürtige Partnerin mit gewohnter Stimmgewalt Kelly God als Sieglinde. Auch Brigitte Hahn (Brünnhilde0) kam da bestens mit und ließ keinerlei Schwächen der herausfordernden Rolle erkennen. Nicht gerade – um es mal so zu formulieren – ihren allerbesten Tag hatte Khatuna Mikaberidze als Fricka; irgendwie fand sie nicht zu sich und zu ihrer Rolle an diesem Premierenabend. Wer sie allerdings schon des öfteren in großen Partien in Hannover bewundern konnte, der weiß: Das war nur ein vorübergehender kleiner Durchhänger. Mit sicherem düsterem Baß Albert Pesendorfer als grimmiger Hunding. Imposant auch in der absolut glaubwürdigen Erscheinung bis hin zum fiesen Triumph in seinem markanten Gesicht, als er Siegmund den Todesstoß verpaßt. Vielleicht wirkte deshalb ein an sich tadellos singender Robert Bork als Wotan blaß. Die Walküren (außer dem störenden Gekreische) haben dann ihren Walkürenritt bravourös absolviert
Fazit
Riesen-Beifall für die Sänger, verdientermaßen die meisten Bravos für Siegmund, einige Buhs für Fricka. Als Barrie Kosky erschien, brach ein Buh-Sturm unerwarteter Größenordnung los, dazwischen auch Bravorufe. Offensichtlich teilten das Publikum sich in eine etwa halbe-halbe Zustimmung bzw. Ablehnung der Inszenierung.
Rüdiger Ehlert | 25. Mai 2010
Hunding is not a nice man. He beats up his wife between mouthfuls of Chinese takeaway in front of their visitor. He has a giant blister on the ceiling of his hut – from which, after Sieglinde has drugged Hunding, Siegmund pulls the sword Nothung. It comes out in a gush of vomit-coloured slime, which oozes again, meaningfully, as the twins make love behind Hunding’s sofa.
Barrie Kosky’s Die Walküre for Hanover’s State Opera exults in this kind of scatological detail. The Valkyries are not above the odd incestuous lesbian grope, and slap each other’s backsides with glee. Wotan, a morally compromised head of state, appears in jogging clothes with bodyguards.
After a reportedly promising Das Rheingold, the Hanover Ring cycle continues with considerably more style than content. Klaus Grünberg and Klaus Bruns provide sets and costumes that place the action somewhere in the 20th century, in an unnaturally cold world that blends Edward Hopper with David Lynch. Hunding’s hut is a luxury pad, Wotan and Fricka joust between the curtains on a stage-within-a-stage, and the last act takes place in between ghostly gasoline pumps.
The detail with which Kosky etches the chemistry between Siegmund and Sieglinde is conspicuously absent in the subsequent acts, which look under-rehearsed and haphazardly conceived.
Elaborately costumed supernumeraries (Kosky adds a crowd of extra Valkyries, dressed as blood-smeared biker girls) have nothing to do but run from stage left to stage right and back again, squealing. Of political, social or psychological insight there is little trace. Fricka is a caricature, Brünnhilde is bland, Wotan looks helplessly insecure throughout. The singers give their best, but seldom seem comfortable.
A reckless, scorching Siegmund from Vincent Wolfsteiner is the evening’s highlight. Kelly God aims for similar intensity but sometimes sounds strained as Sieglinde, Robert Bork’s Wotan is almost never on the beat, Brigitte Hahn is a harmless Brünnhilde. The Valkyries make a horrendous racket, and the orchestra seems to play deliberately badly for Wolfgang Bozic, generally a solid Wagner conductor. This Walküre looks and sounds depressingly unfinished.
Shirley Apthorp | MAY 27 2010
A production by Barrie Kosky (premiere)
This recording is part of a complete Ring cycle.