Die Walküre

Lothar Zagrosek
Orchester der Staatsoper Stuttgart
Date/Location
29 September 2002, 2 January 2003
Staatsoper Stuttgart
Recording Type
  live   studio
  live compilation   live and studio
Cast
Siegmund Robert Gambill
Hunding Attila Jun
Wotan Jan-Hendrik Rootering
Sieglinde Angela Denoke
Brünnhilde Renate Behle
Fricka Tichina Vaughn
Helmwige Magdalena Schäfer
Gerhilde Eva-Maria Westbroek
Ortlinde Wibke Göetjes
Waltraute Stella Kleindienst
Siegrune Nidia Palacios
Grimgerde Maria Theresia Ullrich
Schwertleite Helene Ranada
Roßweiße Margit Diefenthal
Stage director Christof Nel (1999)
Set designer Karl Kneidl
TV director János Darvas, Thorsten Fricke
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Reviews
Zeit

Feuer ohne Zauber

Christoph Nel und Lothar Zagrosek setzen den neuen Stuttgarter “Ring” mit einer unwirtlichen “Walküre” fort

Wenn Herr Wotan zu Hause ist und die schwere Last der Weltherrschaft von ihm abzufallen beginnt, lässt er sich gerne etwas gehen. Dann zieht er seine schlabberige Trainingshose an, bläst die blau-rote Luftmatratze auf und rekelt sich auf seinem mächtigen Bauch, über dem ein viel zu enges T-Shirt spannt. Dann hält er als Zeichen der Macht nicht mehr seinen Speer in der Hand, sondern einen langen Grashalm, mit dem er sein Lieblingskind Brünnhilde gedankenverloren an der Wange kitzelt. Eine merkwürdige Geste: Zärtlich ist sie, aber auch besitzergreifend und unverhohlen lüstern. Denn Herr Wotan, wir erfahren es bald, ist ein sadistischer Kinderquäler, ein Inzesttäter, ein anderer Monsieur Dutroux, ein Machtmensch, der seinen Perversionen freien Lauf lässt.

Christoph Nel hat in Stuttgart Walküre inszeniert und zeigt mit Wagner, wie das ineinander greift: Herrschaftsverfall, Lust und Gewalt. Brünnhilde war ihrem Vater nicht mehr bedingungslos zu Willen, hat eine freie Entscheidung getroffen. Und dafür wird sie bestraft. Im letzten Akt der Oper ist die Bühne in zwei Ebenen geteilt. Oben blicken wir auf eine schmuddelige Wand, vor der ein blanker Tisch und zwei Stühle stehen wie im Gefängnis. Das ist der Walkürenfelsen – ein fensterloses Verlies, in das Brünnhilde verbannt wird.

Unten befindet sich ein schwarzer Regieraum, in dem Wotan Kaffee und Whisky trinkt und sich mit der Fernbedienung Monitorbilder von Brünnhilde auf einen Fernseher zappt. Er kann nicht genug kriegen von den Kerkeraufnahmen seiner Tochter, spult ein ums andere Mal zurück. So desolat, so schwankend zwischen inzestuöser Zuneigung und fieser Qual hat man Wotans Abschied noch nicht gesehen. Fünf Haushaltskerzen reicht er ihr hinauf, die sie im Halbkreis auf den Tisch stellt. Mehr Feuerzauber ist nicht. Wenn Loges Flammen im Orchestergraben züngeln, richtet Wotan einen gleißenden, folterhellen Scheinwerfer auf Brünnhilde. Geblendet, gebannt, voyeuristisch preisgegeben ist das Kind.

Auch Sieglinde hat offenbar ihre Erfahrungen mit dem Vater gemacht. Wotans Schwert (und Phallus) ist ihr als brennendes Lichtmal, als Stigma auf den zierlichen Körper geschrieben. Inzestverwundungen auch hier. Und Siegmund zieht Notung nicht aus der Weltesche, sondern dreht es schier aus dem Leib seiner Zwillingsschwester, so schmerzverzerrt und krampfhaft hält sie es umklammert. Wie die Liebe des Wälsungenpaars überhaupt eine Entwicklung ganz gegenläufig zu den Stückkonventionen nimmt: Ganz nah sind sie sich vor allem zu Beginn. In hellen Flammen steht ihre Leidenschaft vom ersten Augenblick an ihrer Begegnung – wie sie sich lustschaudernd die Finger lecken, wie Sieglinde ihren Körper dem Bruder lasziv entgegenbiegt. Und wenn dann zu “Winterstürme, wichen dem Wonnemond” die Gefühle endgültig rasen und sich die beiden “erkennen”, beobachtet man plötzlich einen schmerzlichen Prozess der Entfremdung, nicht der Verschmelzung. Die schockierende Ahnung des vorbestimmten Schicksals, wohl auch die keimende Einsicht, dass sie von höherer Macht benutzt werden, scheint sie einander fremd werden zu lassen. An den Händen sich haltend, streben sie verzweifelt in entgegengesetzte Richtungen auseinander, bevor der Vorhang am Ende des ersten Aufzugs fällt.

Von der Natur bleibt bei Christof Nel nur ein Klumpen rohes Fleisch
So spürt Nel immerzu der Triebdynamik von Wagners Protagonisten nach, oft grandios, oft spekulativ. Aber manchmal rutscht er auch aus auf dem vielen Dramaturgengehirnschmalz, das in die Interpretation eingeflossen ist: Szenisch wenig überzeugend ist der Showdown am Schluss des zweiten Aufzugs, wenn der Heldenkampf zwischen Hunding und Siegmund als Blechritter-Puppenspiel nachgestellt wird, während die Sänger plötzlich mit Flüstertüten hinter Notenständern stehen.

Die traditionsbewussten Wagner-Liebhaber werden da ihre Walküre kaum wiedererkannt haben. Ausgerechnet dieses plüschige, großdimensionierte Ruhekissen im anstrengenden “Ring”, in dem es sich mancher bei süffiger Musik gemütlich zu machen pflegt, den Sängern nachschmeckt und ab und an ein wenig wegdämmert, erlangt in Stuttgart fröstelnde Unwirtlichkeit. Getilgt ist aller illusionistische Zauber, subversiv unterlaufen werden die spektakulären Bühnentricks des alten Theaterrecken Wagner. Von Natur keine Spur in den etwas krude zwischen Weite und Enge und verwirrenden Perspektivwechseln changierenden Räumen des Bühnenbildners Karl Kneidl. Nur ein Klumpen rohes Fleisch taucht da als Restnatur im ersten Aufzug auf. Hunding knallt ihn in einer Plastiktüte auf den Tisch. Sieglinde legt ihn in die Pfanne auf dem Campingkocher. Blutig kommt er auf die Teller der Männer.

Von distinkter Zurückhaltung wollte auch Lothar Zagrosek im Orchestergraben wenig wissen. Zu einer wahren Musik des Schreckens formte er das Vorspiel.

Leidenschaftlich und doch differenziert peitschte er die Wälsungenleidenschaft voran. Bremste in den großen Monologen des zweiten Aufzugs Tempi und Phrasierungsduktus allzu sehr ab, verlor dabei mitunter die Spannung für die großen Bögen und legte dafür den Walkürenritt als übertourt spektakelnde Shownummer hin mit hüftschwingenden tank-girls in Lackpants, Minis und Lederkleidern auf der Bühne.

Das Sängerensemble ist wie im Rheingold durchweg exzellent besetzt mit Jan-Hendrik Rootering als Wotan, Robert Gambill als Siegmund, Renate Behle, die als Brünnhilde auch ohne Heroinenton ein suggestives Rollenprofil liefert. Und Angela Denoke als traumhaft starke Sieglinde: Musikalisch wie darstellerisch stehen ihr alle Ausdrucksfacetten von zehrender Sehnsucht bis zur alle Grenzen überschreitenden Ekstase zu Gebote. Und so nimmt der neue Stuttgarter “Ring”, der ja von vier verschiedenen Regisseuren inszeniert wird, langsam Gestalt an.

Claus Spahn | 8. Juli 1999

anaclase.com

Son livret achevé le 1er juillet 1852, sa partition à la fin mars 1856, Die Walküre devra attendre le 26 juin 1870 pour être créé à Munich. Si Das Rheingold laissait un peu de place à la légèreté (le malheureux Alberich ridiculisé), nous entrons de plein pied dans le drame lorsque l’étranger Siegmund demande asile à Hunding. Ce dernier renifle en lui un ennemi, avant que le guerrier triste reconnaisse en l’hôtesse sa sœur jumelle Sieglinde, dont il fut séparé enfant. Pris de passion amoureuse, le couple s’enfuit, emportant l’épée Nothung (Détresse en allemand) qui attendait son propriétaire.

Le premier acte est tout en tension et en concentration. Robert Gambill (Siegmund), avec des aigus plutôt cuivrés et des graves magnifiques, ne s’installe pas toujours dans la note. Ses médiums sont nasillards et pas toujours justes. Il semble préoccupé par des démonstrations techniques, ce qui lui donne un air emprunté. Au fur et à mesure de la représentation, il favorise un mezzo-forte constant plutôt qu’une approche nuancée, finissant par ne plus rien exprimer. Sieglinde fragile et animale, Angela Denoke chante, pour sa part, de mieux en mieux. Dommage qu’elle soit obligée de plier son jeu excellent aux lourdeurs de la mise en scène de Christoph Nel (frénésie de film muet expressionniste, connotations phalliques de l’épée appuyées, etc.)

Allongé sur un matelas gonflable, c’est Jan-Hendrik Rootering en un Wotan un peu poussif que nous découvrons ensuite. Cependant, la voix est homogène sur toute la tessiture et le timbre est bien distribué. Tichina Vaughn (Fricka) chante souvent faux ; ses aigus sont beaux mais ses graves passables. Ici encore, l’indigence de la mise en scène frise l’amateurisme : scène de ménage avec baffes à répétition, immondes statuettes en caoutchouc qui figurent les Velsung, etc. L’espace n’est pas occupé, les personnages pas construits et ça tourne en rond. Quelques beaux moments demeurent cependant, tel le récit bien joué et la détresse crédible de Wotan en tête-à-tête avec sa fille préférée (scène 2) et l’apparition de Brünnhilde derrière son bouclier de plumes, fatale aux Héros.

Belle surprise que les huit Walkyries de l’Acte III ! Il y a un équilibre entre toutes ces voix – citons en particulier celle, splendide et très sonore, de Eva-Maria Westbroek, et celle de Helene Ranada. Féminines, armées de leur bouclier de plumes, on est loin de l’habituelle virago métallique. Du coup, elles sortent de la neutralité jusqu’à attirer la sympathie. Ce sont presque des gamines qui passent le temps en comptant les morts. Dans un espace sombre entre terre et ciel (la fosse et l’étage aménagé), Wotan, très flic, suit l’action depuis un écran de télésurveillance. En bannissant Brünnhilde de sa vue, il brise leur alliance comme un mafieux corrompu lâcherait une sentence irrévocable.

Vaillante mais semblant fatiguée à son apparition, Renate Behle (Brünnhilde) a juste besoin de se chauffer. Son désespoir nous émeut jusqu’au dénouement lorsque, résignée, elle allume de petites bougies entre lesquelles sa tête reposera, tandis que Wotan rembobine la bande pour revoir son enfant chérie en vie… (dommage qu’il y ait ce coup de projecteur final !)

Comme dans Das Rheingold à la tête du Staatsorchester Stuttgart, Lothar Zagrosek, demeure excellent.

laurent bergnach

Rating
(3/10)
User Rating
(2/5)
Media Type/Label
TDK, EuroArts
EuroArts
Technical Specifications
1920×1080, 9.3 Mbit/s, 18.6 GByte (MPEG-4)
Remarks
Telecast
This recording is part of a complete Ring cycle.