Lohengrin

Simone Young
Chor und Orchester der Wiener Staatsoper
Date/Location
2 November 2018
Staatsoper Wien
Recording Type
  live   studio
  live compilation   live and studio
Cast
Heinrich der Vogler Kwangchul Youn
Lohengrin Andreas Schager
Elsa von Brabant Elza van den Heever
Friedrich von Telramund Evgeny Nikitin
Ortrud Petra Lang
Der Heerrufer des Königs Clemens Unterreiner
Vier brabantische Edle Roman Lauder
Martin Müller
Michael Wilder
Dominik Rieger
Stage director Andreas Homoki
Set designer Wolfgang Gussmann
TV director Dominik Kepczynski
Gallery
Reviews
Der Standard

Trachten-“Lohengrin” an der Wiener Staatsoper

Andreas Schager singt den Lohengrin als Angeber

Nun hat er es also endlich getan. Andreas Schager, einer der klangmächtigsten und begehrtesten Heldentenöre dieser Jahre, hat an der Staatsoper erstmals Wagner gesungen: den Lohengrin. Doch der gebürtige Niederösterreicher demonstrierte seine vokale Potenz über Gebühr – ist der Lohengrin nicht die leiseste von Wagners Lichtgestalten? Ein Beispiel: Bei der zum zarten Gralsmotiv (Orchester: piano) geäußerten Frage “Wenn ich im Kampfe für dich siege, willst du, dass ich dein Gatte sei?” schwang sich Schager zum dreifachen Forte auf. Ist der Lohengrin eines Klaus Florian Vogt ganz vokale Reinheit und Demut und jener von Piotr Beczala ein Offizier und Gentleman, so ist Schagers Schwanenritter eher ein Angeber. Minimale Intonationstrübungen kamen dazu, etwa zu Beginn des dritten Aufzugs, bei dem aber endlich ein wenig Zauber hätte entstehen können – wenn nicht der Maestro suggeritore störend laut eingesagt hätte. Souverän, enttäuschend, limitiert

Elza van den Heever war eine souveräne Elsa von Brabant, Evgeny Nikitin enttäuschte als blasser Telramund im ersten Aufzug. Petra Lang unterhielt als böse Ortrud mit der exaltierten Mimik einer Stummfilmdiva und schöpfte ihr limitiertes Stimmpotenzial zur Gänze aus. Clemens Unterreiner war ein nobler Heerrufer, Kwangchul Youn ein nuancenreicher König Heinrich. Simone Young bot mit dem tollen Staatsopernorchester einen spannenden Lohengrin. Im Straffen, Militärischen, im Drama war sie in ihrem Element; dem äußerlichen Getriebe fehlte mitunter eine präzise emotionale Füllung (dritter Aufzug). Das Ätherische liegt ihr leider nicht – das Gralsthema war zu diesseitig. Das hat Sebastian Weigle im Juni berührender hinbekommen.

sten | 24. Oktober 2018

Wiener Zeitung

Du lieber Schwan. . .!

Andreas Schager als Lohengrin in der Wiener Staatsoper.

Ein Plastikschwan kündigt Lohengrin an, der schließlich in Form von Andreas Schager erscheint. Doch schnell wird klar: Man hat ihn weiß Gott schon besser gehört. Sein Timbre ist zwar das wohligste von allen und sein Volumen beeindruckt, doch seine Töne müssen ihren Sitz oft erst suchen.

Auch die Damen in der Runde bestechen nicht gerade durch Elysisches. Elza van den Heever als Elsa, zuerst noch schrill und scharf im Klang und vor allem mit hohlem Vibrato, füllt dieses im Laufe des Abends zumindest mit Stimme auf, die sich auch zunehmend erwärmt. Ihre weibliche Kontrahentin Petra Lang (als Ortrud) geht eher den umgekehrten Weg – und dass man die ihrem Spiel fehlende Eleganz auf die primitive Inszenierung von Andreas Homoki schieben kann, ist auch nur bedingt tröstlich.

Diese übrigens kann man nicht nur beiläufig erwähnen. Müsste man sich nämlich, ganz stückkonform, zwischen göttlichen Sphären und irdischem Jammertal entscheiden, wäre sie wohl eher in Letztgenanntem anzusiedeln. Schon durch das erste Bild auf der transparenten Leinwand schwant einem Böses. “Es gibt ein Glück” werden da zwei aufgemalte Herzen in Flammen betitelt, die wohl an die CD von Schlagersänger Hansi Kiesler erinnern würden, vorausgesetzt jemand würde den kennen. Die Lederhosen- und Dirndlgesellschaft in Wirtshausatmosphäre, Lohengrin als Jungbauer und Elsa als seine Bäuerin – gerade bei Wagner fällt eine Assoziation mit diesem Heimatbegriff besonders schwer, auch wenn es ironisch gedacht sein sollte.

Dirigentin Simone Young schafft es mit ihren großen auslandenden Bewegungen nicht, das Orchester in präzise Abstimmung mit den Sängern, speziell mit dem Chor zu bringen. Bleibt zu hoffen, dass die Hauptakteure während der Aufführungsserie noch in ihre Rollen hineinfinden.

Katharina Hirschmann | 24.10.2018

Kleine Zeitung

Mein lieber Schager!

Startenor Andreas Schager feierte im Haus am Ring sein umjubeltes Rollendebüt als Schwanenritter.

Manche Inszenierungen werden mit der Zeit besser wie ein gut abgehangenes Steak. Und manche schrumpeln zusammen wie eine alte Zitrone. Andreas Homokis “Lohengrin”, der 2014 an der Wiener Staatsoper Premiere feierte, gehört zu den Zitrusfrüchten. Daran kann selbst ein Rollendebüt von Andreas Schager nichts ändern. Aber immerhin lohnt sich hier das Augenschließen, um dem Bauernschwank zu entkommen.

Hatte bei der Premiere noch Klaus Florian Vogt die Titelpartie übernommen, gewährte am Dienstag nun Schager der Staatsoper das Ius primae noctis für seinen Lohengrin. Nach seinem Max im “Freischütz” ist die Wagner-Partie nun bereits die zweite Hauptrolle, die der 1971 geborene Schager heuer im Haus am Ring singt. Nachdem der gebürtige Niederösterreicher seine steile Weltkarriere primär in Berlin unter Daniel Barenboim gestartet hatte, entdecken mittlerweile auch die Wiener ihre Liebe zur Stimme des Tenors.

Dass diese von der Charakteristik gar nicht so weit entfernt von Vorgänger Klaus Florian Vogt ist, erwies sich auch am Dienstagabend wieder. Licht und von schneidender Klarheit in der Höhe, geschmeidig im Ansatz und vibratoarm in der Ausgestaltung, machte Schager vergessen, dass er in der Homoki-Inszenierung die Partie des Schwanenritters entweder in der Lederhose oder im Schlafrock singen muss.

Aber immerhin weiß er sich da ja in guter Gesellschaft, wenn Routinier Petra Lang als Ortrud wie eine dralle Wies’n-Wirtin statt dämonischer Nemesis daherkommt oder Evgeny Nikitin – spätestens seit dem Skandal um ein angebliches Hakenkreuztattoo, das ihn das Engagement in Bayreuth kostete, bekannt -, als Telramund nach anfänglichem Schwanken zu wirkstarkem Ausdruck fand, obgleich über weite Strecken wie eine Wilhelm-Busch-Figur gewandet. Das Quartett komplettierte Elza von den Heever als Elsa, die mit der Tiefe und wenig nuancierter Intonation kämpfte. Der einhellige Jubel war am Ende allen Beteiligten sicher, zu denen am Pult auch Simone Young zählte, die ihre Musiker nach gemächlichem Anfangstempo überraschend forsch durch den Abend führte.

Den größten Applaus konnte allerdings zu Recht Andreas Schager einheimsen. Dessen Debüt reiht sich in eine ganze Kohorte an persönlichen Rollendebütanten ein, die sich in dieser Saison an der Staatsoper praktisch die Klinke in die Hand geben. So wird Piotr Beczala etwa im Februar erstmals den Cavaradossi in der “Tosca” singen und im Mai Nina Stemme die Färbersfrau aus Strauss’ “Frau ohne Schatten”. Hoffentlich ohne dabei auszusehen wie frisch dem Musikantenstadl entsprungen.

24. Oktober 2018

forumopera.com

Mais quel champion ! Jetez un œil sur la fiche Operabase d’Andreas Schager : c’est proprement stupéfiant. En six mois, trois séries de Parsifal (Berlin, Paris, Bayreuth), deux de Tristan (Berlin, Paris), un Max du Freischütz pour le plaisir. Pour les six prochains : deux fois les deux Siegfried (à Hambourg et à New York), un Tannhäuser, deux Strauss (dont une prise de rôle), et encore un Tristan. Au milieu de ce tourbillon, voilà l’Autrichien à la maison pour sa prise de rôle dans Lohengrin, dernier des grands rôles wagnériens abordé depuis le début de son ascension façon Blitzkrieg (2009 !). Lohengrin en apothéose, contre-intuitif ? Un simple concours de circonstances, on imagine, dans cette carrière si jeune et si incroyablement remplie. Un choix peut-être, pour infuser le héros romantique des parfums du wagnérisme le plus chimiquement parfait, pour en faire un quasi-Siegfried, ou un presque-Tristan. C’est réussi. On ne dit plus rien de la voix en elle-même : la projection, l’impact fou, la diction souveraine, l’engagement du souffle. On ne dit mot non plus de la déception que nous inspire son « In fernem Land », trop plein d’agitation (un illustre collègue a tué l’air pour un bon moment). Ce qui scotche surtout, dans la voix et aussi dans le personnage, c’est cette sorte d’abattage monstrueux qui ravage tout sur scène, l’ivresse sans la gueule de bois, la rage sans la violence. Schager, c’est cet animal blessé qui traverse cinq heures de spectacle sans jamais lâcher la bride ; pourvu qu’il ne s’épuise pas. Chapeau l’artiste.

En face, il faut du répondant. Quelle bonne idée de lui avoir adjointe Elza van den Heever ! Son Elsa n’est pas la plus attendue du petit monde lyrique : elle n’en est que plus admirable. Ce n’est qu’une demi-surprise, tant on a déjà admiré chez la sud-africaine la conduite de la ligne, l’impeccable musicalité, la couleur chaude mais aussi la mélancolie du timbre. Mais c’était jusqu’ici dans un autre répertoire (en est-ce pourtant vraiment un autre ?) : Verdi, Donizetti, Bellini. Chez Wagner, la leçon de style se double d’une incarnation princière : on n’est vraiment pas loin des meilleures Elsa (au hasard, d’une Harteros). Autour, des joies diverses. L’impeccable roi de Kwangchul Youn impressionne mais peine à imposer une personnalité. Evgeny Nikitin n’est pas dans son meilleur jour : son Telramund est bien sonore, mais pas loin d’être débraillé. Les maléfices de Petra Lang nous fichent toujours la trouille d’Halloween, mais ce sont ses aigus qui vont bientôt nous faire peur.

Les forces vives du Staatsoper nous donnent à entendre ce qu’est une grande maison. Orchestre au cordeau, si ce n’étaient les faussetés des suraigus chez les cordes (mais quels cuivres, quel violoncelle !). Simone Young tient sa phalange avec autorité, un grand sens du discours et une attention de chaque instant au plateau. Ce n’est pas révolutionnaire, mais c’est tout de même rondement mené. Forte impression des chœurs, surtout masculins, renversants.

La mise en scène d’Andreas Homoki, déjà reprise plusieurs fois depuis 2014, donc sans doute affadie, a été largement commentée (dans ces colonnes, par Yannick Boussaert et Pierre-Emmanuel Lephay), sans que personne ne puisse vraiment dire ce qu’elle apportait à l’œuvre. La réponse est probablement : rien de neuf, et même un peu d’ennui. Restent des effets de masses assez saisissants, des duos (dans le II surtout) pas trop mal agencés et une danse du cygne involontairement comique. Vous avez compris que l’essentiel était ailleurs.

Maximilien Hondermarck | 01 Novembre 2018

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Media Type/Label
Technical Specifications
1920×1080, 5.2 MBit/s, 8.0 GByte (MPEG-4)
Remarks
Webstream (staatsopern.tv)
Also available as audio recording