Parsifal
![]() | Constantin Trinks | |||||
Chorus and Orchestra of the Sofia National Opera | ||||||
Date/Location
Recording Type
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Amfortas | Atanas Mladenov |
Titurel | Peter Buchkov |
Gurnemanz | Angel Hristov |
Parsifal | Kostadin Andreev |
Klingsor | Biser Georgiev |
Kundry | Radostina Nikolaeva |
Gralsritter | Hrisinir Damyanov |
Stefan Vladimirov | |
Stage director | Plamen Kartaloff (2017) |
Set designer | Sven Jonke |
TV director | – |
Mittlerweile hat sich die Nationaloper Sofia international einen Namen gemacht mit ihren sehenswerten Inszenierungen wichtiger Werke Richard Wagners, stets als bulgarische Erstaufführungen. Dabei wurde und wird großer Wert gelegt auf ein weitgehendes Befolgen Wagners Werkaussage und Regieanweisungen. Dem westeuropäischen Wagnerschen Regietheater erteilt man hier eine klare Absage. Der unermüdliche Motor hinter dieser Pionierbewegung ist der Intendant Prof. Plamen Kartaloff, der bisher einen viel beachteten „Ring des Nibelungen“ inszeniert hat, welcher bereits im Festspielhaus Füssen gastierte und im Mai des kommenden Jahres am Bolschoi Theater Moskau zu sehen sein wird. Im vergangenen Jahr kam Kartaloff mit einer ebenfalls großartigen Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“ heraus.
Amfortas mit Titurel und den Gralsrittern 1. AufzugAmfortas mit Titurel und den Gralsrittern 1. Aufzug
So war es kaum verwunderlich, dass als nächstes Werk des Bayreuther Meisters „Parsifal“ – gewissermaßen als Herzensangelegenheit – anstand, zumal Richard Trimborn, musikalischer Coach der bulgarischen Sänger bei der Einstudierung all dieser Musikdramen, auch den „Parsifal“ für die Sofioter Bühne präferierte. Diese beiden Männer scheinen menschlich und künstlerisch auf das Beste miteinander zu harmonieren, ganz gewiss ein Element des nun schon einige Jahre andauernden Erfolges. So kam es Anfang Juli also zur bulgarischen Erstaufführung des „Parsifal“, immerhin 135 Jahre nach der Uraufführung.
Kartaloff geht es bei der Konzeption dieses „Parsifal“ vor allem um die Vermittlung emotionaler Inhalte, wobei die Kategorien Brüderlichkeit, Menschlichkeit und Nächstenliebe eine Verbindung mit göttlicher Strahlkraft und spiritueller Heilung eingehen. Das spirituelle Mysterium der „Parsifal“-Legende sowie die philosophischen Botschaften der Charaktere und ihr Verlangen nach einem „finalen Nirwana“ sollten im Mittelpunkt stehen. Das zu zeigen verlangt einen hohen Grad an Abstraktion und eine fein ausgefeilte Personenregie, was beides bereits im 1. Aufzug und durch das ganze Stück eindrucksvoll zu erleben ist.
Nach einem getragen und mit mystischem Aplomb musizierten Vorspiel blickt man in den heiligen Wald aus kunstvoll miteinander verflochtenen Tuchbahnen, die sich bei der Verwandlung zur Gralsburg unmerklich in Säulen verwandeln. Dass die Zeit dabei zum Raum wird, legt das Wandeln von Gurnemanz mit Parsifal in diesem sich nahezu unmerklich wandelnden Bühnenbild nahe. In einer Retrospektive sehen wir auf der Drehbühne, wie Klingsor Amfortas den Speer entwendet. Amfortas wird auf einem Rollstuhl in einem weißen Gewand mit der Blutspur der Wunde hereingeführt – man kann ihn später im Bühnenhintergrund beim Baden im See gewahren. Gurnemanz und die Ritter erscheinen in von Stanka Vauda geschmackvoll gestalteten weißen Kostümen mit den typischen Mönchskapuzen und geben damit einen wirksamen Kontrast zu den eher dunklen Bühnenbildern von Numen+Ivanka Jonke. Das Lichtdesign von Andrej Hajdinjak ist stets auf die stimmungsvollen Bilder abgestimmt. Der verwundete Schwan ist ein gefiederter Balletttänzer, der so dem Tier eine stärkere Persönlichkeit verleiht und Parsifal umso intensivere Schuldgefühle abverlangt. Sehr fantasievoll und mit großer Symbolkraft wirkt die Gralserhebung im 1. Aufzug: Während Amfortas – und Titurel steht dabei vor ihm – die Hände hebt, bildet sich der Gral durch das Ineinanderlaufen mehrerer vom Bühnenplafond herunter hängender Seile, die das Gefäß in seiner Struktur erahnen lassen – nur ein Beispiel für den Abstraktionsgrad, mit dem der Regisseur hier arbeitet. Einen interessanten Akzent setzt Kartaloff am Schluss des 1. Aufzugs: Statt als „Gänser“ von Gurnemanz hinaus geworfen zu werden, geht dieser umgehend ab und Parsifal bleibt allein auf der Bühne zurück. Nach dem Erlebten erkennt man an seiner begeisterten Mimik, dass er seinen Auftrag, Amfortas zu erlösen, verstanden hat und sich also „wissend“ auf die Odyssee macht…
Im 2. Aufzug agiert Klingsor umtriebig auf einem bühnenweiten Podest, auf dem eine Stellage montiert ist, die einen Laserstrahl erzeugt – wohl Ausdruck seiner vergeblichen Versuche, eine Lösung für seine unlösbare Problematik zu finden. Der Zaubergarten entfaltet sich sodann im wahrsten Sinne des Wortes in Form eines riesigen roten Luftkissens, in dem die sechs Blumenmädchen der 1. und 2. Gruppe – der restliche Damenchor singt aus dem Off – und später Kundry um Parsifal buhlen. Immer wieder wirkt dieses Luftkissen wie ein großer roter Mund, ohnehin eine naheliegende Assoziation zu dem darin statt findenden Kuss. Im Hintergrund droht ständig Klingsors Wirkungsfeld, von hier wirft er auch den Speer auf Parsifal, was nicht so ganz klappt.
Im 3. Aufzug sehen wir wieder den heiligen Wald, nun etwas kontrastreicher beleuchtet, und die folgende Verwandlung zu den Säulen des Gralstempels in der letzten Szene. Nachdem Parsifal Amfortas mit von seiner Wunde befreit hat, führt er in der Bühnenmitte den Speer in die Höhe unter den sich wieder aus den Seilen bildenden Gral, die durch Lasereffekte nun viel heller erleuchten als im 1. Aufzug – die Vereinigung von Gral und Speer wird somit optisch wirkungsvoll dokumentiert. Die Gralsritter liegen im Kreis um Parsifal herum und deuten damit die Wiederherstellung des Gralsordens an. Kundry singt vorn entseelt zu Boden – alles genauso wie Wagner es haben wollte, wie es aber im Wagnerschen Regietheater heute unvorstellbar wäre… Dafür gelingt dem Regieteam mit relativ begrenzten szenischen Mitteln, die aber in ihrer optischen Assoziation sehr wirksam eingesetzt werden, ein hoher Aussagegrad des Stückes, der es auch dem bulgarischen Publikum, das es überwiegend noch nie erlebt hat, verständlich werden lässt. Entsprechend war auch der starke Applaus am Schluss.
Mit dem jungen Dirigenten Constantin Trinks ist dabei gelungen, was Plamen Kartaloff als Maxime für das Zusammenwirken von Musik und Handlung gerade bei diesem Werk Wagners aufgestellt hatte – die Visualisierung der Musik. Das Orchester der Sofia Oper und Ballett lässt sich von seiner besten Seite hören, mit feiner Tongebung bei meist getragenem Rhythmus, ohne je in unangemessenes Pathos zu verfallen. Man merkte in jeder Phrase, dass es über die vergangenen Jahre ein großes Verständnis und Gefühl für die Musik Wagners entwickelt hat. Nur die Glasglocken hätten besser intoniert werden können. Der von Violeta Dimitrova geleitete Chor der Sofia Oper war bestens choreografiert und sang kraftvoll bei guter Transparenz. Venetsia Karamanova leitete den Kinderchor des Bulgarischen Nationalradios.
Während all dieser Jahre hat Plamen Kartaloff einen beachtlichen Stamm guter Wagnersänger aufgebaut, mit der Hilfe Richard Trimborns und durch intensives Proben. Dieser Stamm erlaubt es ihm nun, die Hauptpartien sogar doppelt zu besetzen! Sämtliche Sängerinnen und Sänger absolvierten an diesem Premierenabend ihre jeweiligen Rollendebüts und dies bereits mit durchaus beachtlichem Ergebnis: Kostadin Andreev gab einen sehr baritonal unterlegten aber mit kräftigem tenoralen Aplomb versehenen Parsifal, der wie schon bei seinem Siegfried im „Ring“ sehr energisch agiert. Er muss allerdings weiter an seinem Deutsch arbeiten, um auch sängerisch besser verstanden zu werden. Der noch sehr junge Atanas Mladenov sang einen lyrisch betonten Amfortas bei bester Wortdeutlichkeit. Er war der Gunther im „Ring“. Angel Hristov, der Hagen und Hunding im „Ring“, gestaltete den Gurnemanz mit seinem tragfähigen, für diese Partie nicht allzu großen Bass, bei bester Wortdeutlichkeit fast kontemplativ. Biser Georgiev gab einen eindringlichen Klingsor mit einem etwas zu gutturalen und nicht immer verständlichen Bassbariton, was er aber mit seiner intensiven Darstellung gut überspielen konnte. Die Sofioter Isolde Radostina Nikolaeva sang eine gute Kundry, wenn auch die blendenden Spitzentöne ihres Soprans mehr überzeugten als ihre Tiefe, die bei der Kundry ja auch gefragt ist. Darstellerisch machte sie ihre Sache bestens.
Petar Buchkov war ein ansprechender Titurel. In den weitgehend gut besetzten Nebenrollen sangen Hrisinir Damyanov und Stefan Vladimirov als 1. und 2. Gralsritter. Rada Toreva, Ina Petrova, Krasimir Dinev und Kalin Dushkov verkörperten die Knappen. Gesanglich und optisch anregend agierten die Blumenmädchen der 1. und 2. Gruppe, Lyubov Metodieva, Mariela Alexandova, Ina Petrova, Mirela Yabandzhieva, Angelina Mancheva und Alexandrina Stoyanova-Andreeva.
Mit dieser „Parsifal“-Produktion hat die Nationaloper Sofia ihren so erfolgreichen Weg zu Richard Wagner eindrucksvoll fortgesetzt. Die Inszenierung würde manchem großen Haus in Westeuropa zur Ehre gereichen.
Klaus Billand | Sofia Parsifal – Bulgarische Erstaufführung 4. Juli 2017
Notturno Parsifal
Messo in scena per la prima volta in Bulgaria l’estremo capolavoro wagneriano al Teatro dell’Opera di Sofia.
È stato un evento di rilevanza nazionale la prima messa in scena, al Teatro dell’Opera di Sofia, del Parsifal: titolo mai rappresentato in Bulgaria. D’altronde, il “dramma mistico” oggetto di devozione incondizionata da parte di tanti ferventi wagneriani e, invece, di aspra critica per coloro che non ne condividono i risvolti di trascendenza religiosa (in primis Nietzsche, che dopo la prima del 1882 ruppe l’amicizia con il compositore) è un’opera che il pubblico degli appassionati deve conoscere. Necessariamente. Allestirla, però, è impresa tra le più impegnative e carica d’incognite: il teatro balcanico ha dimostrato di avere tutte le carte in regola per superare la prova, tanto più che la Bulgaria vanta un ampio numero di talenti vocali – molti dei quali, storicamente, divenute stelle di prima grandezza – da cui poter attingere.
Sul podio dell’estremo capolavoro wagneriano è stato invece chiamato un direttore tedesco, che possiede una notevole familiarità con questo repertorio. Constantin Trinks ha guidato la solida e compatta orchestra del teatro con encomiabile precisione, scandendo i temi in modo nitido, tale da ottenere sonorità trasparenti soprattutto nelle parti solo strumentali. Gli strumentisti lo hanno assecondato con rigore e impeccabile correttezza, anche se, per mantenere ininterrotta la tensione sottesa nel Parsifal, sarebbero forse servite sonorità più idiomatiche.
In palcoscenico si è ascoltato un buon cast. Su tutti emergeva il Gurnemanz di Angel Hristov, dall’emissione mai forzata, efficace nel disegnare la figura del vecchio saggio concepito da Wagner come una sorta di narratore oratoriale: del resto su di lui, più che sul protagonista, è incardinata l’intera opera (il lunghissimo primo atto si regge quasi esclusivamente sul suo canto). Radostina Nikolaeva ha affrontato l’impervio ruolo di Kundry, che proprio in virtù della sua doppia natura – pura e peccatrice – richiede una voce anfibia (un ostacolo che Karajan aggirò utilizzando due diverse cantanti nell’arco della stessa recita), trovandosi più a suo agio nella dimensione contraltile che nelle impennate verso il registro superiore. Convincente anche Atanas Mladenov, baritono di tinta chiara, che plasma un Amfortas capace di comunicare il suo umanissimo fallimento. Petar Buchkov ha evidenziato solidi mezzi da basso nel piccolo ruolo di Titurel. Ancorato invece a una vocalità un po’ stentorea, retaggio di un modo più caricato di concepire il canto wagneriano, il baritono Biser Georgiev interprete del mago Klingsor, anima nera del dramma. Protagonista nominale, infine, Kostadin Andreev: ha disegnato un Parsifal efficace nelle sue disarmanti ammissioni di non sapere nulla, ma purtroppo i problemi d’intonazione (emersi soprattutto nel duetto con Kundry) gli hanno impedito di raggiungere appieno la dimensione trascendente del “puro folle”.
L’efficace spettacolo di Plamen Kartaloff vive soprattutto di atmosfere notturne. Grazie alla scenografia semplice ed essenziale di Numen e Ivana Jonke, e all’apporto dei suggestivi costumi di Stanka Vauda, delinea nel primo atto una sorta di foresta mentale – servendosi di sottili teli bianchi calati dall’alto – che fanno convergere l’attenzione su alcuni dettagli. Rimane così impressa in modo indelebile l’immagine di Kundry (sempre a terra per l’intero atto) avvolta in un abito maculato e raggomitolata quasi come un animale, o quella di Anfortas che si muove su una carrozzina per handicappati. Nel secondo atto i complessi riferimenti sessuali non si limitano, in modo fin troppo ovvio, al solo giardino delle delizie abitato dalle fanciulle-fiore, ma assume notevole rilevanza la simbologia legata a quella lancia che l’evirato Klingsor è impotente di lanciare contro Parsifal. La celebrazione finale del trionfo di Parsifal – dopo tanta oscurità – avviene con un suggestivo e geometrico gioco di luci (firmate da Andrej Hajdinjak) che illuminano i cavalieri, provati da tante peripezie, in modo molto discreto.
Un ruolo visuale assai significativo è affidato alle masse corali. I bianchi custodi del Graal, incappucciati e disposti plasticamente secondo precisi schemi organizzativi, assumono una notevole rilevanza scenica: un giusto riconoscimento per le eccellenti qualità musicali di questo magnifico coro preparato da Violeta Dimitrova.
Giulia Vannoni | SOFIA, 4 luglio 2017