Das Musiktheater Amsterdam setzte am 29.1. seine Hommage an den 200. Geburtstags des Bayreuther Meisters mit einem fulminanten Rheingold fort, dem bis zum 14. Februar der ganze Zyklus sowie ein zweiter folgen werden. Hartmut Haenchen musizierte mit dem Niederländischen Philharmonischen Orchester schlicht auf Festspielniveau. Die wirkungsmächtige Inszenierung von Pierre Audi in den opulenten Bildern von George Tsypin und den an die griechische Antike angelehnten Kostümen von Eiko Ishioka und Robby Duiveman aus den Tagen, als noch umfangreichere Mittel für die Oper vorhanden waren, konnte nicht nur das holländische Publikum einmal mehr begeistern. Trotz ihrer über 15 Jahre wirkte sie frisch und lebendig. Thomas Johannes Mayer überzeugte als eindringlicher „wagender Gott“ vor allem baritonal und höhensicher, Stefan Margita gab einen exzellenten Loge, Werner von Mechelen und Wolfgang Ablinger-Sperrhacke einen beeindruckenden und agilen Alberich bzw. Mime. Weiterhin hervorzuheben sind die glänzende und Wotan mit großer Attraktivität und Subtilität fordernde Erda von Marina Prudenskaja sowie Stephen Milling als gesanglich eloquenter Fasolt. Der Abend gelang wie aus einem Guss, weil alles stimmte: Musik, Bild, Licht, Dramaturgie, gesangliche Leistungen, sowie eine Demonstration des „Ring“-immanenten Wagnerschen Mythos, ohne in plakative oder gar banale Konventionalität zu verfallen. Leider wird die Produktion mit diesen beiden Zyklen endgültig zu Grabe getragen. Es soll aber einen Aufnahme entstehen, zumindest für das Haus. Trotz ausverkaufter Aufführungen sei den Liebhabern des Wagnerschen Werkes ein Besuchsversuch in Amsterdam nahegelegt!
Klaus Billand | Amsterdam 29. Januar 2014