Götterdämmerung

Martin Lukas Meister
Chor und Orchester des Staatstheaters Darmstadt
Date/Location
9 May 2013
Staatstheater Darmstadt
Recording Type
  live   studio
  live compilation   live and studio
Cast
Siegfried Jeffrey Dowd
Brünnhilde Katrin Gerstenberger
Gunther Oleksandr Prytolyuk
Gutrune Susanne Serfling
Alberich Stefan Stoll
Hagen Thomas Mehnert
Waltraute Anja Jung
Woglinde Margaret Rose Koenn
Wellgunde Erica Brookhyser
Floßhilde Gae-Hwa Yang
1. Norn Gae-Hwa Yang
2. Norn Erica Brookhyser
3. Norn Susanne Serfling
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klaus-billand.com

In der „Götterdämmerung erreicht der der Dewsche „Ring“ noch einmal einige Höhepunkte. Nachdem im Vorspiel alle nur denkbaren postmodernen Stereotypen von der Kaffeekanne bis zum Toaster und dem Brot mit Butter und Marmelade bedient worden sind, geht die Geschichte mit Wotans Speerspitze interessant weiter. Im 2. Aufzug gelangt sie von Alberichs Hand in jene Hagens in somnambulen Zustand, der sich der scharfen Waffe sichtbar bewusst wird. Zielstrebig setzt er sie zum Mord an Siegfried ein. Nachdem er ihn von hinten – theatralisch einmal gelungen – getroffen hat, bleibt Wotans Speerspitze wiederum liegen. Alberich zieht diesen im Hintergrund auf die Szene, um ihm den Mord an seinem Enkel zu zeigen. Siegfried war in einer ergreifenden Szene zuvor angesichts des eintretenden Todes in die Arme der seitlich erscheinenden, ganz in schwarz wie eine Todesbotin wirkenden Brünnhilde gesunken – eines der bewegendsten Bilder des gesamtes Darmstädter „Ring“. Aber Dew hat noch eine weitere fesselnde Idee: Als Wotan über Siegfrieds Tod in einer Versöhnungsgeste Brünnhilde umarmt und man meint, nun könne sich doch noch die Vater-Tochter-Beziehung klären, gewahrt er den Ring an des toten Siegfrieds Hand und giert erneut wie besessen nach dem Gold, selbst in diesem Moment größter emotionaler Bewegung… Ein unglaublicher Moment, der dazu führt, dass Brünnhilde den eigenen Vater wie einen Verbrecher mit der Speerspitze von der Bühne jagt! Am Ende kommt dann der zu erwartende Atompilz, der aber längst nicht mehr in Verbindung mit einem stringenten und über die vier Abende konsequent durchgeführten Regiekonzept steht.

Jeffrey Dowd ist als Siegfried der „Götterdämmerung“ zwar etwas besser als sein Vorgänger im „Siegfried“, kann jedoch den Anforderungen dieser Rolle nur begrenzt entsprechen. Er muss viel Kraft einsetzen, um die Töne zu bekommen und ist allzu sehr auf den Dirigenten fixiert, um darstellerisch wirklich glaubhaft zu werden. Hinzu gesellen sich auch Textprobleme. Katrin Gerstenberger singt die Brünnhilde um vieles besser und wieder mit einnehmendem Charisma, wenngleich die Stimme in den dramatischen Höhen doch an Klang verliert. Manchmal klingt sie leicht belegt. Eine Hochdramatische ist sie sicher nicht. Thomas Mehnert gibt einen manchmal leicht forcierenden Hagen, aber mit einer guten Rollengestaltung, wieder einmal in Militäruniform… Anja Jung als Waltraute führt ihren Mezzo nicht ganz sauber, wirkt auch als Figur wenig glaubwürdig in der so wichtigen Waltraute-Szene. Susanne Serfling hat als Gutrune ein hörbares Vibrato. Oleksandr Prytolyuk singt einen guten Gunther. Stefan Stoll ist auch der Alberich der „Götterdämmerung“, ein kraftvoller Bassbariton, nicht immer ganz gradlinig geführt. Einwandfrei singen die Nornen Gae-Hwa-Yang, Erica Brookhyser und mit Abstrichen Susanne Serfling als Dritte Norn. Die drei Rheintöchter Margaret Rose Koenn (Woglinde), Erica Brookhyser (Wellgunde) und Gae-Hwa-Yang sind besonders gut bei Stimme. Der Chor und Extrachor des Staatstheaters Darmstadt agiert stimmstark und transparent, einstudiert von André Weiss.

Der blutjunge neue GMD von Darmstadt, Martin Lukas Meister, dirigierte nach dem „Rheingold“ und er „Walküre“ auch diese beiden Abende mit bereits großer Wagner-Kompetenz. Schon das Vorspiel zu „Siegfried“ ließ beste Transparenz erkennen, und die tiefen Bässe konnten ihre Qualitäten ausspielen. Die meisten Hornrufe gelangen sehr gut. In den Orchester-Zwischenspielen zog Meister immer wieder Tempo und Intensität an, was zu einem sehr plastischen Klangbild führte. Er ging er stets auf die SängerInnen ein und stellte große Harmonie zwischen Graben und Bühne her. Meister ist sicher auf einem guten Weg zu einem wirklichen Meister, eine große Hoffnung am Dirigentenhimmel und für Darmstadt.

Klaus Billand | Darmstadt 9. Mai 2013

Rating
(4/10)
User Rating
(2/5)
Media Type/Label
Technical Specifications
320 kbit/s CBR, 44.1 kHz, 601 MByte (MP3)
Remarks
In-house recording
A production by John Dew (2011)
This recording is part of a complete Ring cycle.