Das Rheingold

Alexander Joel
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Date/Location
13 April 2017
Staatstheater Wiesbaden
Recording Type
  live  studio
  live compilation  live and studio
Cast
WotanThomas Hall
DonnerBenjamin Russell
FrohAaron Cawley
LogeThomas Blondelle
FasoltShavleg Armasi
FafnerYoung Doo Park
AlberichThomas de Vries
MimeMatthäus Schmidlechner
FrickaMargarete Joswig
FreiaBetsy Horne
ErdaRomina Boscolo
WoglindeKatharina Konradi
WellgundeMarta Wryk
FloßhildeSilvia Hauer
Gallery
Reviews
Wiesbadener Tageblatt

Die ewige Geschichte von Macht und Geld – Gefeierte „Rheingold“-Inszenierung

Wenn die Götter am Schluss von „Rheingold“ in ihren durch Betrug, Korruption und Intrigen erworbenen Palast einziehen, dann zeigt Loge, der Feuergeist, der das zustande gebracht hat, kurz und ironisch auf das Publikum. „Na, sind das eure Träume?“, scheint er andeuten zu wollen. Das hindert das Publikum im Staatstheater nicht, Thomas Blondelle, der den Loge mit bewundernswertem Reichtum an Schattierungen – von geisterhaftem Flüstern bis zu größter Kraft – gesungen und intelligent böse gespielt hat, im Applaus zu feiern. Ebenso wird das ganze Ensemble, werden Orchester und musikalischer Leiter Alexander Joel, zum Auftakt der Maifestspiele bejubelt.

Dass die Maifestspiele in diesem Jahr mit einem kompletten „Ring des Nibelungen“ aufwarten können, lässt sicher die Herzen vieler Opernfreunde höher schlagen. Ach, wenn das der Kaiser noch erlebt hätte… Nun, er hat es erlebt. Denn 1896 fanden die ersten Maifestspiele auf Wunsch von „Willem Zwo“ statt. Bereits drei Jahre später hatte der Kaiser dann auch seinen „Ring“ mit herrlichster Germanen-Staffage.

Schonungslose Abrechnung

Eigentlich ist das „Rheingold“ eine schonungslose Abrechnung mit Macht- und Gewinnstreben, das um die vorletzte Jahrhundertwende überall Triumphe feierte und im Grauen des 1. Weltkriegs endete. Wiesbadens Prunk und Pracht zeugt noch beredt von dieser Ära. Wenn man gewollt hätte, hätte man damals schon in den Spiegel schauen können. Der Reichtum, der unumschränkte Macht verleiht, kann bei Wagner nur durch schonungslose Ausbeutung, sowohl der Natur wie vieler Menschen (der „Nibelungen“) erreicht werden. Damit wird Erda, die Natur als weibliches Grundprinzip (Bernadett Fodor mit mystisch verschattetem Alt) beleidigt. Die großartigen „Deals“, mit denen Wotan (Thomas Hall als ganz gewöhnlicher, uncharismatischer Machtpolitiker) seine Stellung sichern will, beruhen auf Lug und Trug. Oben sein und oben bleiben – das ist die banale Maxime der germanischen Götter, auch der hilflos Dominanz darstellenden Hausherrin Fricka (Margarete Joswig).

Die interessanteste Figur und eigentlicher tragischer Held im „Rheingold“ ist Alberich. Thomas de Vries zeigt ihn völlig unzwergenhaft (bis auf die kaum spielbare, eher peinliche Märchenszene mit den Rheintöchtern am Anfang) als normalen Bürger. Wer Macht und Reichtum erlangen will, muss der Liebe entsagen – irgendwie „logisch“. Wer als braver Bürger nicht sieht, dass über ihm noch schlauere „Götter“ walten, der ist dann schnell wieder alles los. Thomas de Vries setzt das spielerisch und sängerisch großartig um. Das Wiesbadener Publikum liebt ihn wegen seines Könnens, aber vielleicht auch, weil es ihm so nah ist.

Mime, Alberichs unterdrückter und ausgebeuteter Bruder, wird diesmal von Matthäus Schmidlechner mit wandlungsfähigem, starkem Tenor, ohne jede Karikatur, gegeben. Alexander Joel dirigiert sehr sachlich, manchmal eher verwaltend. Dadurch geht manch mystisches Wabern und Wogen verloren. Die aufregend aktuelle Modernität von Wagners Musik kommt aber umso klarer herüber. Sie ist es, die Wachheit und Nachdenklichkeit fordert, gegen allen kaiserlichen Pomp.

Dietrich Stern | 28.04.2017

Rating
(4/10)
User Rating
(2/5)
Media Type/Label
Technical Specifications
320 kbit/s CBR, 44.1 kHz, 357 MByte (MP3)
Remarks
In-house recording
A production by Uwe Eric Laufenberg (2016, Linz 2013)
This recording is part of a complete Ring.