Das Rheingold

Ádám Fischer
Orchester der Wiener Staatsoper
Date/Location
4 April 2018
Staatsoper Wien
Recording Type
  live   studio
  live compilation   live and studio
Cast
Wotan Tomasz Konieczny
Donner Clemens Unterreiner
Froh Jörg Schneider
Loge Norbert Ernst
Fasolt Ryan Speedo Green
Fafner Sorin Coliban
Alberich Martin Winkler
Mime Herwig Pecoraro
Fricka Michaela Schuster
Freia Anna Gabler
Erda Monika Bohinec
Woglinde Daniela Fally
Wellgunde Stephanie Houtzeel
Floßhilde Bongiwe Nakani
Stage director Sven-Eric Bechtolf (2009)
Set designer Rolf Glittenberg
TV director Ella Gallieni
Gallery
Reviews
bachtrack.com

Glänzende Festspiele im Repertoire: Das Rheingold an der Wiener Staatsoper

Der Vorabend zu Richard Wagners Tetralogie live an der Wiener Staatsoper oder doch lieber Anna Netrebko als Verdis Lady Macbeth im Kino (in einer Übertragung aus dem Royal Opera House in Covent Garden)? Eine schwere Entscheidung für Opernfreunde, oder, um ein geflügeltes Wort von Helmut Qualtinger zu zitieren: „Das nenn‘ ich Brutalität! Ich habe mich in dieser Partie auf die Seite der Heimmannschaft geschlagen und keine Sekunde bereut.”

Könnte man nur mit allen Entscheidungen so gut leben wie ich mit dieser! Welch fatale Konsequenzen eine falsche oder vielleicht auch nur unvorsichtig getroffene Entscheidung im Leben haben kann, davon wird im Ring mehr als nur ein Lied gesungen. Im Prinzip wird dessen gesamtes Personal von einer falschen Entscheidung getrieben, und die Lösung des daraus resultierenden Problems birgt schon das nächste in sich. Wotan hat sich von Fafner und Fasolt ein Haus auf Kredit bauen lassen (als Statussymbol, vielleicht auch weil Schmuck als Wiedergutmachung für die oft betrogene Ehefrau nicht mehr genügt) und vergessen, sich um die Finanzierung zu kümmern – als oberster Gott hat er wohl damit gerechnet, dass den Riesen die Ehre, sein Haus zu bauen, genügen wird. Derartige Fehleinschätzungen, die auf Selbstüberschätzung und Geringschätzung von anderen beruhen, sind neben der Kapitalismuskritik ein wesentliches Thema im Rheingold. Die Rheintöchter rechnen nicht damit, dass Alberich „der Minne Macht entsagt“, wohingegen Alberich sehr wohl recht hat, wenn er Loge vorhält, „andre denkt er immer sich dumm“, nur um kurz darauf Opfer seiner eigenen Angeberei zu werden.

Die Inszenierung von Sven-Erich Bechtolf vermittelt immerhin derartige Einsichten. Sie geht mittlerweile in ihre zehnte Saison und ihr hervorstechendstes Merkmal ist, dass das Rheingold als erotische Ersatzbefriedigung dient und in Körperteile geschmiedet wird. Nachdem Fafner seinen Bruder erschlagen hat, erfreut er sich daher an einer goldenen Frauenstatue. Ansonsten wird ein wenig mit Licht gespielt, und das war es dann auch schon. Fairerweise muss man sagen, dass sich Bechtolf seine Personenregie gut überlegt hat, und diese nach wie vor erkennbar ist – vielleicht auch, weil Sängerinnen und Sänger der Premierenbesetzung immer wieder im Einsatz sind.

An vorderster Stelle gilt das für Tomasz Konieczny, der als Alberich begonnen hat und längst zu Wotan gereift ist. Auch in dieser Partie konnte er seine Stärken, eine überaus agile, virile Bassstimme mit schmetternder Höhe, bestens zur Geltung bringen. Für den jugendlichen Rheingold-Wotan, der ohne Loge ratlos ist und sich doch immer wieder donnernd in Szene setzt, war er somit eine Idealbesetzung. Mit Norbert Ernst als Loge bildete er ein kongeniales Duo. Ernst verstand es nicht nur, mit messerscharfer Diktion zu überzeugen, sondern fand auch verschiedene Stimmfarben für diesen wetterwendischen Charakter. Stets war er in Bewegung, wirbelte zum Loge-Motiv herum, sprang auf Felsen oder bewegte sich schlangenartig am Boden, und verlor doch nie seinen Atem. Ein großes Bravo für diese Leistung

. Martin Winkler ist für mich einer der interessantesten Sänger der letzten Jahre, insofern habe ich sein Staatsoperndebüt mit Spannung erwartet und ihn natürlich auch als Alberich in der zur Triologie verkürzten Tetralogie am Theater an der Wien beobachtet. Da wie dort bewies er vordergründig Mut zur Hässlichkeit, doch legte Winkler seine Partien nie eindimensional an. Stimmlich war sein Alberich von zwielichtigem Charakter, der eher eine Verwandtschaft mit Loge denn mit seinem Bruder Mime vermuten lässt. Den Ring-Fluch gestaltete er nicht als emotionalen Ausbruch, sondern eher als eine kühle Prophezeiung und gefährliche Drohung des Gedemütigten. Ein ebenfalls gelungenes Rollendebüt gab Ryan Speedo Green als Fasolt, der dem bewährten Fafner von Sorin Coliban ein Partner auf Augenhöhe war. Mime, Froh und Donner waren mit Herwig Pecoraro, Jörg Schneider und Clemens Unterreiner ausgezeichnet besetzt.

Als Woglinde war Daniela Fally eine Bereicherung. Bei ihrem kurzfristig angesetzten Rollendebüt zusammen mit Stephanie Houtzeel (Wellgunde) und Bongiwe Nakani (Flosshilde) bildete sie eines der besten Rheintöchter-Trios, das mir je untergekommen ist. Bei mittelmäßigen Rheintöchtern habe ich mir oft schon bei „Leialalei!“ gewünscht, Alberich möge die eine oder andere erwischen und zum Schweigen bringen, aber an diesem Abend hatte ich keinen Grund zur Klage; statt waberndem Vibrato hörte man jugendlich-klare Frische. Michaela Schuster verlieh Fricka die nötige Strenge und Schärfe, Gabler traf Freias angstvoll hohe Töne kraftvoll. Als Erda überzeugte Monika Bohinec.

Beim versierten Wagner-Dirigenten Ádám Fischer ist der Ring in besten Händen; ein derartiges Mammut-Projekt profitiert insbesondere im Repertoire davon, wenn Orchester und Dirigent einander kennen. Das Publikum dankte ihm für seine zahlreichen Einsätze für die Sache schon mit kräftigem Auftrittsapplaus und wurde nicht enttäuscht. Die Tempi immer frisch und zügig, arbeitete dieser das Lautmalerische der Partitur und den Witz, mit dem das Ring-Personal gezeichnet ist, bestens heraus, die musikalischen Wendungen gelangen elegant.

Das Orchester gab sich diszipliniert; nur die Hörner wirkten anfangs grob und wenig eingespielt, gegen Ende waren ein oder zwei Ermüdungs-Kiekser zu hören. Davon ging aber die Welt im Ring (noch) nicht unter: Nach diesem Einstieg herrscht große Vorfreude auf das, was noch kommt.

Snapdragon | 06 April 2018

klassik-begeistert.de

Man muss dieses alle Sinne erfassende Kunstwerk einfach live erleben!

Am Nachmittag des 5. September 1853 versinkt Richard Wagner in der italienischen Kleinstadt La Spezia im harten Ruhebett einer Gaststätte. Anstatt den ersehnten Schlaf zu finden, versinkt er in eine Art „somnambulen“ Zustand, in dem sich ihm eine der genialsten Eingebungen der Musikgeschichte offenbart: das Orchester-Vorspiel zum „Rheingold“.

Das Brummen der Kontrabässe in Es-Dur ist der Beginn eines gewaltigen Spektakels. Der ungarische Maestro Adam Fischer, 68, der den Ring schon einige Male am Hause geleitet hat, gibt ohne jegliche Atempause den Einsatz und entführt das Wiener Publikum in die Tiefen des Rheins – Hörner setzen mit Fehlern ein, das unruhige Publikum hätte noch einige Momente der Stille vertragen.

Auf der Bühne erscheinen die drei Rheintöchter Woglinde, Wellgunde und Flosshilde, während die sich verfinsternde, drohend wirkende Musik das Nahen des lüsternen Zwergs Alberich verkündet – Hausdebütant Martin Winkler gibt einen sehr guten Nibelungen. Der in Bregenz geborene Charakter-Bariton verwandelt sich mit Haut und Haar zu dem kleinen, geifernden Zwerg, der des Goldes und der Macht wegen schicksalsträchtig die Liebe und letztendlich auch den Ring selbst verflucht.

Neben Aberich ist der hochintelligente aber unberechenbare Halbgott Loge mit Sicherheit die interessanteste Figur am „Vorabend“. In die Partie des schelmischen Götterberaters schlüpft ein schauspielerisch grandioser und gesanglich guter Norbert Ernst, 40. Der österreichische Tenor fasziniert im Zusammenspiel mit Alberich in den Tiefen der Nibelungen, in denen auch Herwig Pecoraro als misshandelter Zwergenbruder Mime zu überzeugen weiß.

Darstellerisch wie auch stimmlich sticht – aus der durchwegs zumindest guten Riege an Künstlern – auch noch ein weiterer Protagonist hervor: Bassbariton Tomasz Konieczny, 46, steigert sich bis zur abschließenden vierten Szene zu einem Wotan, der das Prädikat Weltklasse verdient hat – für Kenner des gefragten polnischen Wagner-Sängers keine allzu große Überraschung. Göttergattin Michaela Schuster gibt sich keine Blöße, bleibt jedoch als Fricka relativ unauffällig.

Dieses Wotans wegen (und des Alberichs wegen) sollte man sich mit aller Gewalt um die Eintrittskarten der restlichen Ring-Tetralogie („Die Walküre“, „Siegfried“, „Die Götterdämmerung“) an der Wiener Staatsoper bemühen.

Mit der Auszeichnung Weltklasse dürfen sich auch zwei „riesige“ Ensemblemitglieder schmücken: Ryan Speedo Green, 32, als Fasolt, und Sorin Coliban, als Fafner, der mit dem Mord an Fasolt für den ersten Toten im Schatten des verfluchten Ringes sorgt. Vor allem der in Bukarest geborene Sorin Coliban trumpft mit einer gewaltigen Bühnenpräsenz, einer glaubwürdigen Mimik und einer durchdringenden, tiefen Bassstimme.

Zur Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf: Obwohl Richard Wagner seinen Ring als Gesamtkunstwerk aus Text, Musik und Bühnenbild gesehen hat, sollte der Inszenierung, wie Tomasz Konieczny der österreichischen Sängerin Elisabeth Kulman in einem Interview gestand, „nicht immer so viel Bedeutung geschenkt werden“!

Alleine die geballte Ladung an berauschenden Klängen aus dem Orchestergraben nimmt den Zuhörer mit auf eine Hochschaubahn der Gefühle, lässt mal den Atem stocken, dann wiederum das Herz so rasend schlagen, dass einem nicht nur das Wasser in die Hände, sondern beinahe fassungslos aus den Augen schießt – auch der rührenden Erda der großartigen Monika Bohinec wegen.

Richard Wagners geniale Kunst hinterlässt in Summe ein staunendes Wiener Publikum, dessen Sinne beinahe überfordert wurden. Das „Rheingold“, dessen Uraufführung zuwider Richard Wagner am 22. September 1869 von seinem Gönner Ludwig II. in die Bahnen geleitet wurde, annähernd in Worte zu fassen, wird immer ein hoffnungsloses Unterfangen bleiben – man muss dieses alle Sinne erfassende Kunstwerk einfach live erleben! Trotz des ein oder anderen schmerzhaften Fehlers beim Blech, giert dieser Wiener Ring nach mehr…

Jürgen Pathy | 6. April 2018

dermerker.com

I.
Nicht wonnig ward es gewonnen — das erste Viertel des Reifs. Gediegenes Repertoire. Und: verlängerte Osterferien für alle. (Das ist es.)

II.
Die aktuellen Vorstellungen des Ring des Nibelungen vereinen vertraute Mienen mit neuen Gesichtern. Manche Spannung erwächst aus dieser Konstellation: Wenn sich beispielsweise Michaela Schuster als Fricka und Wotan Tomasz Konieczny bei der Ankunft der »Bauunter­nehmung Fasolt & Fafner« (© Loriot) in Pose werfen und Anna Gabler als Freia sie darin übertrumpft. (Die »Corinne« der Madame de Staël läßt grüßen.) … Oder wenn der Alberich des Martin Winkler bei seinem Haus-Debut sich sklavisch an des Spielvogt Sven-Eric Bechtolf Vorgaben hält: Wie lächerlich nehmen sich Winklers Schwimmbewegungen(?) am Grunde des Rheins dann aus… Winkler ist eine mögliche Besetzung des Alberich; — wenn man Repertoire-Vorstellungen zu besetzen hat. Der Ring-Fluch allerdings führt seinen Baßbariton hörbar an dessen Grenzen: Da mißlangen ein paar Spitzentöne, verlor die Stimme den Fokus.

III.
Winkler fügte sich so nahtlos ins erste Bild mit seinen Vokalisen… Denn mit der Text­verständlichkeit der Rheintöchter — Daniela Fally (Woglinde), Stephanie Houtzeel (Wellgunde) und Bonigwe Nakani (Flosshilde) — war es nicht zum besten bestellt. Wiewohl angemerkt werden soll, daß Houtzeel den günstigsten Eindruck hinterließ und Fally sich in der mittleren Sopranregion hörbar wohler fühlte denn als Oscar im Herbst.

IV.
Der Froh des Jörg Schneider wartete mit dunkel timbriertem und gut geführtem Tenor auf; — welch ein Unterschied zu den sonst üblichen Besetzungen! Und welch ein Unterschied zum dagegen trocken und resonanzlos klingenden Donner des Clemens Unterreiner…
Anna Gabler sang nach ihrem Haus-Debut als Arabella erstmals die Freia, mit gesund klingender Mittellage, aber einigen Schärfen im oberen Register. Trotz allem: Die Göttin liegt Gabler besser in der Kehle als das Wiener Mädel aus einstmals gutem Haus.

V.
Die Fricka der Michaela Schuster vermochte stimmlich nicht zu verhehlen, daß ihre Beziehung zu Wotan schon länger währt: In den höheren Regionen waren die Abnützungserscheinungen deutlich zu vernehmen, klang die Stimme oftmals überfordert. Einerseits. Andererseits waren da die kleinen Gesten Schusters, mit welchen sie die Handlung unterstützte: Ausdruck jahrelanger Erfahrung.

VI.
Tomasz Konieczny kehrte uns als Rheingold-Wotan wieder. Auffällig dreierlei: Koniecznys diesmal überaus stark hervortretender polnischer Akzent. Seine das Orchester problemlos überstrahlende Stimme, ohne daß ich das Gefühl allzu starken Forcierens hatte. Und seine Lust am Spiel, auch (oder vor allem) in den vom Spielvogt ersonnenen komischen Augenblicken.
(Den Nuancen, welche Wagner ja durchaus auch komponiert hat, schenkte man an diesem Abend generell nicht allzu viel Aufmerksamkeit.)

VII.
Norbert Ernst spielte, nein, war Loge: Des Feuers Element imitierend, schwer faßbar, machte er sich die Szene zur Bühne. Sein Tenor ist nachgedunkelt, voller geworden. Und läßt ein wenig von jener Behendigkeit missen, welche Ernsts Spiel eignet. Konieczny und er harmonieren im Schlaf, beherrschen die Vorstellung über weite Strecken.

VIII.
Überraschend Ryan Speedo Green bei seinem Wiener Rollen-Debut als Fasolt: Gewiß, noch erreicht er nicht die in sich ruhende stimmliche Gestaltung eines Ain Anger. Für eine positive Überraschung des Abends langt es allemal. Gleiches darf auch von Sorin Coliban als Fafner berichtet werden: Die Partie des Fafner zählt unzweifelhaft zu den besten des Rumänen.

Monika Bohinec debutierte als unauffällige Erda, und Herwig Pecoraro spielte als Mime mit sichtlicher Freude.

IX.
Laut war‘s. (Dies vorweg.) Ádam Fischer ließ diesmal über weite Strecken (zu) laut spielen, den Rhein bereits als Bach, nicht als Rinnsal entspringen. Da wäre weniger mehr gewesen… (Vielleicht hatte man zwischen Dantons Tod und Parsifal auf Proben verzichtet?) Hin und wieder wackelte es nämlich im Graben… Nicht nur die Hörner und Tuben ließen ein paarmal aufhorchen; — und nicht immer klang alles so, wie ich es in Erinnerung habe.

X.
Alles in allem eignete dem Abend eine gewisse Oberflächlichkeit. Gepflegte Wiener Schlamperei. Ganz so, als wüßte man um das eigene Können und darum, den Vorabend ohne größere »Unfälle« geordnet über die Bühne zu bringen. (Was auch gelang.)

Das Ausschreiten des Wagnerschen Kosmos, wie man‘s erhofft hatte: Diesmal unterblieb es.

Thomas Prochazka | 4. April 2018 Wiener Staatsoper

onlinemerker.com

Ihrem Ende eilen sie zu

„Ihrem Ende eilen sie zu“. Keine Frage, das Ende naht mit Riesenschritten, nicht nur bei den Göttern im Walhall, auch die derzeitige Direktion endet mit Auslaufen der Spielzeit 2020, waltet also gerade noch einmal zwei Saisonen lang. Mit Einzug des neuen Personals, mit den Namen Bogdan Roscic als Direktor, Sergio Morabito als neuem Chefdramaturgen und Phillipe Jordan als Musikdirektor wird man sich in Wien hoffentlich die Chance auf eine Erneuerung des germanischen Götterhimmels nicht entgehen lassen. Sind doch, wenn man eine einmalige Verlängerung des Vertrages jetzt schon einkalkuliert, in einem Zeitraum von zehn Saisonen 50 bis 60 Neuinszenierungen ein mögliches Ziel und damit also genügend terminliche Reserven für eine Neuaufstellung der Nibelungen vorhanden.

Die Optik unter Wasser bei den Rheintöchtern ginge ja noch an, als die Debütantinnen Daniela Fally – eine besondere Rheingoldkehle – und Bongiwe Nakani zusammen mit Stephanie Houtzeel den Staastopernebütanten Martin Winkler als Alberich nervten. Der schien keinen guten Tag gehabt zu haben, war er doch schon unter Wasser viel zu leise und verhaute später seinen Fluch total, so sehr steckte ihm der Frosch noch in der Kehle, in den er sich zu verwandeln von Loge hatte überreden lassen. Eigentlich schade, denn er gab optisch ein hervorragendes Schlitzohr.

Dann aber, die freie Gegend in Bergeshöhen mit den eisblockartigen Felsbrocken, aber ohne Walhall: nicht einmal eine Berghütte war zu sehen, für welche die Riesen eine Entlohnung verdient hätten. Und für das hat Wagner eine seiner schönsten Musiken komponiert! Wotan Tomasz Konieczny – stimmlich durchaus souverän, wenn auch noch immer mit deutlichen sprachlichen Einschränkungen – hatte dafür Freia, Anna Gabler, (das ist die mit den Äpfeln) aufs Spiel gesetzt. Ein tatsächlich fesches und schön singendes Mitglied des Göttergeschlechts bei ihrem Rollendebüt, wegen der die Riesen sogar in Streit geraten! Riesendebütant Fasolt, Ryan Speedo Green, im deutschen Fach hörbar besser als im belkantesken Süden, musste das büßen und verlor durch seinen Neid Ring und Leben gegen Baumeisterkollegen Fafner, Sorin Coliban, der heftig dröhnend mit dem ganzen Schatz abzog.

Da hatte Wotan also noch einmal Glück gehabt, als er auf der Debütantin dunkel-dräuende Drohung hörte, Monica Bohinec warnte als Erda dunkelstimmig auch nicht vergebens und Fricka war auch noch dazu beruhigt und zufrieden. Michaela Schuster gab diese als köstlich keifende Ehefrau eines Gottes, der unter ihr zu leiden hatte.

Und die Fäden hatte Norbert Ernst als quirliger Loge in der Hand, Donner und Froh: der großstimmige Clemens Unterreiner und der schönstimmige Jörg Schneider unterstützten ihn dabei. Deutlich seine Qualen besang Herwig Pecoraro in seiner kurzen Szene in der Unterwelt.

Adam Fischer war mit den Wiener Philharmonikern der verlässliche Begleiter des Geschehens, durchhörbar in des Rheines Fluten und mit den großen Ausbrüchen im Kampf um das Gold, mit den manchmal leichten Trübungen im Blech, so wie wir es mit dem Fett bei leicht durchzogenem Fleisch vom Rind in Wien so lieben.

Eigentlich eine lustige Gesellschaft, diese Familie.

Peter Skorepa | 4. April 2018 Wiener Staatsoper

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