Parsifal
Simon Rattle | ||||||
Rundfunkchor Berlin Berliner Philharmoniker | ||||||
Date/Location
Recording Type
|
Cast
Amfortas | Gerald Finley |
Titurel | Reinhard Hagen |
Gurnemanz | Franz-Josef Selig |
Parsifal | Stuart Skelton |
Klingsor | Evgeny Nikitin |
Kundry | Nina Stemme |
Gralsritter | Neal Cooper |
Guido Jentjens |
Reviews
Der Tagesspiegel
Erlösung dem Erlöser
Wenn die Philharmoniker zu Ostern Oper an der Oos spielen, erreicht Berlin immer ein starker Nachklang. Was sich in Baden-Baden szenisch runden muss, darf in der heimischen Philharmonie allein auf musikalische Kräfte vertrauen. Was bei diesem „Parsifal“, Simon Rattles letzter Opernproduktion als Philharmoniker-Chef, noch dazu kommt: Für die beiden konzertanten Aufführungen gibt es eine intensiver leuchtende Besetzung, die für zeitraubende szenische Unterweisungen so nicht zu haben war.
Das alles nährt die Vorfreude auf diesen „Parsifal“ in einem Raum, der dem Hören kaum Grenzen setzt, von den Musikerinnen und Musikern aber noch einmal hörbar Umdenken einfordert. Was in den Weiten des Festspielhauses achtsam musiziert erscheint, kann an den Hängen von Scharouns Weinbergterrassen recht robust wirken. Hinzu kommt, dass man hier sehen kann, wie Wagners Wunderklänge angemischt werden – ein Vorgang, den der Meister in Bayreuth unbedingt unterm Orchesterdeckel halten wollte. Es hätte ihn sicher auch geschmerzt, in welchen seltsamen Bühnenbekleidungen sich die Sänger aufs Parkett wagen und verlegen leise wieder abgehen.
Simon Rattle überrascht mit getragenem Dirigierfluss und dunklem Klang, dem Helligkeit nur als ferner Schimmer bekannt ist. Die Verwandlungsmusik im ersten Aufzug etwa versieht er mit schwerem, pastösem Strich und erreicht Lautstärkegrade, die Ohren zuklappen lassen. Sollten sich darin Zweifel an der Gralsrittergemeinde artikulieren? Eher wirkt Rattles Zugriff so beherzt kernig, um keinerlei Fragen aufkommen zu lassen nach dem, was im „Parsifal“ als Bühnenweihfestspiel behauptet wird. Der auf Emporen hoch über dem Saal verteilte Rundfunkchor klingt beim Liebesmahl nicht immer, als sei er ganz bei Leibeskräften.
Ein großer Gurnemanz, eine würdevolle Kundry
Ob eine „Parsifal“-Aufführung ins Erzählen kommt, hängt unmittelbar vom Interpreten des Gurnemanz ab. Franz-Josef Selig ist für die Rolle des alten Helden, der alles gesehen hat und dem alles geweissagt wurde, eine Idealbesetzung. Der Nuancenreichtum seiner Artikulation lässt die ellenlangen Berichte nie fad oder belehrend werden, sein Zartgefühl für die Handelnden dieses abgekarteten Leidespanoramas scheint schier unendlich. Stuart Skelton, nur in Berlin als Parsifal zu hören, bedient sich aus dem weitgefassten Fundus von kindlichen Tränen, pubertärer Aufwallung bis hin zum hermetisch Heldischen. Dabei gelingen ihm feine Findungen, die sich aber nicht zu einer echten Charakterzeichnung fügen, weil die Übergänge brachial und eben keine Wagner-Kunst sind.
Auch Nina Stemme ist nur in der Philharmonie dabei, eine Sängerin, die genügend Isolden durchlitten hat, um zu wissen, woher Kundrys Schmerz rühren könnte. Eine überlegene, würdevolle Darstellung, bei der der Klingsor von Evgeny Nikitin blass aussieht, weil er zwar finster schaut, seine Diktion aber nie waffenscharf wird. Gerald Finley gelingt ein berührend menschlich leidender Amfortas, als einziger Sänger vergisst er auch die Zuhörer in seinem Rücken nicht.
Und Rattle? Sein Dirigat nimmt dem „Parsifal“ die Aura des Singulären, reiht ihn ein in den Sound von Wagners Musikdramen, schafft kraftvolle Querverweise. Letzte Dinge meidet der scheidende Chef. Er ist eben kein Claudio Abbado, der „Parsifal“ auch kurz vor Ende seiner Berliner Zeit dirigierte.
Ulrich Amling | 08.04.2018
Wenn die Philharmoniker zu Ostern Oper an der Oos spielen, erreicht Berlin immer ein starker Nachklang. Was sich in Baden-Baden szenisch runden muss, darf in der heimischen Philharmonie allein auf musikalische Kräfte vertrauen. Was bei diesem „Parsifal“, Simon Rattles letzter Opernproduktion als Philharmoniker-Chef, noch dazu kommt: Für die beiden konzertanten Aufführungen gibt es eine intensiver leuchtende Besetzung, die für zeitraubende szenische Unterweisungen so nicht zu haben war.
Das alles nährt die Vorfreude auf diesen „Parsifal“ in einem Raum, der dem Hören kaum Grenzen setzt, von den Musikerinnen und Musikern aber noch einmal hörbar Umdenken einfordert. Was in den Weiten des Festspielhauses achtsam musiziert erscheint, kann an den Hängen von Scharouns Weinbergterrassen recht robust wirken. Hinzu kommt, dass man hier sehen kann, wie Wagners Wunderklänge angemischt werden – ein Vorgang, den der Meister in Bayreuth unbedingt unterm Orchesterdeckel halten wollte. Es hätte ihn sicher auch geschmerzt, in welchen seltsamen Bühnenbekleidungen sich die Sänger aufs Parkett wagen und verlegen leise wieder abgehen.
Simon Rattle überrascht mit getragenem Dirigierfluss und dunklem Klang, dem Helligkeit nur als ferner Schimmer bekannt ist. Die Verwandlungsmusik im ersten Aufzug etwa versieht er mit schwerem, pastösem Strich und erreicht Lautstärkegrade, die Ohren zuklappen lassen. Sollten sich darin Zweifel an der Gralsrittergemeinde artikulieren? Eher wirkt Rattles Zugriff so beherzt kernig, um keinerlei Fragen aufkommen zu lassen nach dem, was im „Parsifal“ als Bühnenweihfestspiel behauptet wird. Der auf Emporen hoch über dem Saal verteilte Rundfunkchor klingt beim Liebesmahl nicht immer, als sei er ganz bei Leibeskräften.
Ein großer Gurnemanz, eine würdevolle Kundry
Ob eine „Parsifal“-Aufführung ins Erzählen kommt, hängt unmittelbar vom Interpreten des Gurnemanz ab. Franz-Josef Selig ist für die Rolle des alten Helden, der alles gesehen hat und dem alles geweissagt wurde, eine Idealbesetzung. Der Nuancenreichtum seiner Artikulation lässt die ellenlangen Berichte nie fad oder belehrend werden, sein Zartgefühl für die Handelnden dieses abgekarteten Leidespanoramas scheint schier unendlich. Stuart Skelton, nur in Berlin als Parsifal zu hören, bedient sich aus dem weitgefassten Fundus von kindlichen Tränen, pubertärer Aufwallung bis hin zum hermetisch Heldischen. Dabei gelingen ihm feine Findungen, die sich aber nicht zu einer echten Charakterzeichnung fügen, weil die Übergänge brachial und eben keine Wagner-Kunst sind.
Auch Nina Stemme ist nur in der Philharmonie dabei, eine Sängerin, die genügend Isolden durchlitten hat, um zu wissen, woher Kundrys Schmerz rühren könnte. Eine überlegene, würdevolle Darstellung, bei der der Klingsor von Evgeny Nikitin blass aussieht, weil er zwar finster schaut, seine Diktion aber nie waffenscharf wird. Gerald Finley gelingt ein berührend menschlich leidender Amfortas, als einziger Sänger vergisst er auch die Zuhörer in seinem Rücken nicht.
Und Rattle? Sein Dirigat nimmt dem „Parsifal“ die Aura des Singulären, reiht ihn ein in den Sound von Wagners Musikdramen, schafft kraftvolle Querverweise. Letzte Dinge meidet der scheidende Chef. Er ist eben kein Claudio Abbado, der „Parsifal“ auch kurz vor Ende seiner Berliner Zeit dirigierte.
Ulrich Amling | 08.04.2018
konzertkritikopernkritikberlin.wordpress.com
Simon Rattles konzertanter Parsifal in der Philharmonie Berlin
Ein kurzer Überblick über Rattles Zielgerade: Nach dem sakral überwölbten Parsifal folgt Schumanns sanftes Oratorium Das Paradies und die Peri, sodann ein Kombi-Abend mit Bernstein, Korngold und zeitgenössischem Kleingemüse sowie Mahlers 6., nebst zweier als Vorbereitung zur letzten Tour dazwischengeschobenen Einzelkonzerte (Bruckner 9., Lutosławski 3., Brahms 1., Widmann, Abrahamsen). Das war’s dann.
Nun also Wagners Parsifal, den die Berliner Philharmoniker konzertant abgespeckt aus Baden-Baden mitbringen, ihrer fernen, intensiv beschallten Osterresidenz.
Erwähnt sei es, generell tut die Konzertfassung keiner Oper gut. Konzertant heißt beim „Bühnenweihfestspiel“ Parsifal Steigerung des Oratoriumsaspekts und Schwächung des Dramas, wobei sich letzteres von der Bühne in die Kehlen und Resonanzkörper verlagert. Ein konzertanter Parsifal ist so eher Weihfest als Bühnenspiel. Und entzieht dem verschlossenen Spätwerk die dringend benötigte Deutung. Adieu, Bedeutungsebenen, adieu, heikle Erlösungsthematik, willkommen, reine Musik. Doch gilt es zu akzeptieren, dass konzertante Opernaufführungen ein eigenes, jüngst auch von Deutscher Oper (L’Arlesiana) und RSB (Wagner-Zyklus) erfolgreich beackerters Subgenre mit ganz eigener Dramaturgie sind.
Es singt ein vielfach Wagner-erfahrenes Sängerensemble.
Franz-Josef Selig präsentiert einen väterlich noblen Gurnemanz voller vokaler Würde. Er singt einen sorgfältigen, im Piano weich timbrierten, im Forte bisweilen trockenen, doch ungemein sprachgewandten Gralsritter. Seligs Ausdruck ist mild bis zur Bedächtigkeit, ja, wird sogar bis zum Betulichen herabgedrückt. Ich wünschte mir da mehr ruhige Kantabilität, mehr dramatisches Profil. Kurz, der Zugriff auf Text und Subtext könnte mehr Schwung vertragen, zumal Seligs Mezzavoce nicht recht klangreich ist (das Schneegefieder dunkel befleckt? Gebrochen das Aug‘).
Als in feinen Zwirn gehüllte Kugel entspricht Stuart Skelton kaum dem Idealbild des Parsifal. Doch bei konzertanten Aufführungen ist Phantasie gefragt, und immerhin schaut Skelton in der Manier eines aggressiven Teddys auf Kundry, als die ihm den Tod der Mutter kündet. Auch Skeltons zerfurchte Stirn während der Selbstbezichtigungen in Aufzug 2 und 3 ist eines zerknirschten Büßers würdig. Singen tut Skelton einen feinsinnigen, vokal untadeligen Toren. Wer über das farblich begrenzte Timbre und den Vortrag, der die letzte expressive Komponente schuldig bleibt, hinweghören kann, findet in der schmalen, festen, hellen und durchschlagsstarken Männerstimme, deren untere Lage dunkel schimmern kann, eine ideale Parsifalverkörperung. Die Deklamation ist lebendig, der Vortrag engagiert. Deutsch und Textverständlichkeit sind beachtlich, Stuart Skelton singt immer, schreit nie.
Als Kundry ist Nina Stemme zu hören. Die Schwedin trägt Ringellöckchen an den Schläfen wie einst Clara Schumann. Schreien und Stöhnen lässt sie sich trotz Konzertform nicht nehmen. Sie tut es mit gramzerfurchtem Gesicht. Stemme agiert klug und emphatisch, ihre Stimme klingt dunkler und belegter als vor Wochenfrist in der Staatsoper gehört. Die Spitzentöne kommen mühevoller, die ekstatischen Aufgipfelungen (schreien, wüten, toben, rasen) angespannter. Doch was Stemmes große Stimme an Farben und Ausdruck besitzt, was sie an gedecktem Pathos und Pracht einbringt, das gibt ihrer Kundry eine dunkel lockende Intensität. Gut.
In punkto Textdeutlichkeit ist Gerald Finley Selig gleichzustellen (Frau Stemme hingegen verschluckt das ein oder andere „s“). Der Brite schenkt dem moribunden Amfortas sein nuanciertes Singen. Da hört man betörend Schönes, etwa bei Waldes Morgenpracht. Aber die wühlenden Schmerzensakzente? Nimmt man ihm nicht ganz ab, bzw. sind nicht da. Wie ein zu Tode Verletzter klingt der Mann nicht. Eher wie ein zu Todverletztheit wild Entschlossener, der so preziös larmoyant singt, dass selbst die Gralsritter die Geduld mit ihm verlieren (Enthülle den Gral! Walte des Amtes!). Finley liefert ein manieriert-übernuanciertes, doch schlussendlich ungemein faszinierendes Rollenporträt, das eher was für Feinschmecker sein dürfte, für solche, die mit den Ohren schmecken und denen wuchtiges Drama wurscht ist und sich stattdessen an liedhafter Wortziselierung erfreuen können.
Als zauberkundiger Klingsor erfüllt Evgenij Nikitin das Podium mit dramatischer Präsenz und wirkt geradezu gefährlich. Die Deklamation ist energisch (auf der Zinnäää), die Artikulation ist ein bisserl unverbindlich (will sagen, Nikitin gibt den gesungenen Wörtern nur wenig zusätzliche Bedeutung durch spezifische Kolorierung), was auf Dauer doch ein Nachteil ist. Dem todgezeichneten Titurel schenkt Reinhard Hagen grimmige Würde. Die Blumenmädchen imponieren mit schimmerndem, klarem, punktgenauem Schönklang und einfallsreichen Roben (rabenschwarze Tüllwolke vorm Dekolleté!). Die Damen rechts nehmen „Blumenmädchen“ wörtlich und hüllen sich in blumengemusterte Kleider, deren Farben Pfefferminzblau und Erdbeereisrot einschließen.
Die Berliner Philharmoniker spielen gepflegt und sauber. Simon Rattle lässt sie hauchfeine Geigenfäden spinnen, dazu packen die Musiker Streicherglanz und satte Posaunenwucht aus. Aber hat das Biss? Das Vorspiel zum 1. Aufzug wirkt knochenlos, das Glaubensthema erklingt arg am Taktschlag ausgerichtet. Das Parsifalpotenzial der Berliner taucht zum ersten Mal am Ausgang des Vorspiels auf, als das Orchester in den letzten Takten der Bühnenfassung sanft verglüht und die Geigen bis zum viergestrichenen Es hinaufkrabbeln. Das Vorspiel zum zweiten Aufzug ist überraschend lebhaft durchpulst, das zum dritten butterweich und darüber hinaus mild vergrämt. Gut finde ich Rattles Zugang erst im dritten Aufzug. Da ist dann der vielfach gebrochene, leuchtende Klang, und die großen Formbögen schließen sich zu einer zart verschwimmenden, ewig im Musikaugenblick verweilenden Gegenwart.
Der Rundfunkchor Berlin singt die abscheulich schönen Chöre mit fast erlöschender Zartheit, so als hätte Rattle quasi per päpstlicher Bulle nazarenisch milden Männergesang angeordnet. Mehr männliche Markanz hätte dem Rundfunkchor vielleicht gut getan, wo die Intonation doch so bombensicher, die Dynamik schier endlos staffelbar und die Tonreinheit traumhaft sind.
Schlatz | 09.04.2018
Ein kurzer Überblick über Rattles Zielgerade: Nach dem sakral überwölbten Parsifal folgt Schumanns sanftes Oratorium Das Paradies und die Peri, sodann ein Kombi-Abend mit Bernstein, Korngold und zeitgenössischem Kleingemüse sowie Mahlers 6., nebst zweier als Vorbereitung zur letzten Tour dazwischengeschobenen Einzelkonzerte (Bruckner 9., Lutosławski 3., Brahms 1., Widmann, Abrahamsen). Das war’s dann.
Nun also Wagners Parsifal, den die Berliner Philharmoniker konzertant abgespeckt aus Baden-Baden mitbringen, ihrer fernen, intensiv beschallten Osterresidenz.
Erwähnt sei es, generell tut die Konzertfassung keiner Oper gut. Konzertant heißt beim „Bühnenweihfestspiel“ Parsifal Steigerung des Oratoriumsaspekts und Schwächung des Dramas, wobei sich letzteres von der Bühne in die Kehlen und Resonanzkörper verlagert. Ein konzertanter Parsifal ist so eher Weihfest als Bühnenspiel. Und entzieht dem verschlossenen Spätwerk die dringend benötigte Deutung. Adieu, Bedeutungsebenen, adieu, heikle Erlösungsthematik, willkommen, reine Musik. Doch gilt es zu akzeptieren, dass konzertante Opernaufführungen ein eigenes, jüngst auch von Deutscher Oper (L’Arlesiana) und RSB (Wagner-Zyklus) erfolgreich beackerters Subgenre mit ganz eigener Dramaturgie sind.
Es singt ein vielfach Wagner-erfahrenes Sängerensemble.
Franz-Josef Selig präsentiert einen väterlich noblen Gurnemanz voller vokaler Würde. Er singt einen sorgfältigen, im Piano weich timbrierten, im Forte bisweilen trockenen, doch ungemein sprachgewandten Gralsritter. Seligs Ausdruck ist mild bis zur Bedächtigkeit, ja, wird sogar bis zum Betulichen herabgedrückt. Ich wünschte mir da mehr ruhige Kantabilität, mehr dramatisches Profil. Kurz, der Zugriff auf Text und Subtext könnte mehr Schwung vertragen, zumal Seligs Mezzavoce nicht recht klangreich ist (das Schneegefieder dunkel befleckt? Gebrochen das Aug‘).
Als in feinen Zwirn gehüllte Kugel entspricht Stuart Skelton kaum dem Idealbild des Parsifal. Doch bei konzertanten Aufführungen ist Phantasie gefragt, und immerhin schaut Skelton in der Manier eines aggressiven Teddys auf Kundry, als die ihm den Tod der Mutter kündet. Auch Skeltons zerfurchte Stirn während der Selbstbezichtigungen in Aufzug 2 und 3 ist eines zerknirschten Büßers würdig. Singen tut Skelton einen feinsinnigen, vokal untadeligen Toren. Wer über das farblich begrenzte Timbre und den Vortrag, der die letzte expressive Komponente schuldig bleibt, hinweghören kann, findet in der schmalen, festen, hellen und durchschlagsstarken Männerstimme, deren untere Lage dunkel schimmern kann, eine ideale Parsifalverkörperung. Die Deklamation ist lebendig, der Vortrag engagiert. Deutsch und Textverständlichkeit sind beachtlich, Stuart Skelton singt immer, schreit nie.
Als Kundry ist Nina Stemme zu hören. Die Schwedin trägt Ringellöckchen an den Schläfen wie einst Clara Schumann. Schreien und Stöhnen lässt sie sich trotz Konzertform nicht nehmen. Sie tut es mit gramzerfurchtem Gesicht. Stemme agiert klug und emphatisch, ihre Stimme klingt dunkler und belegter als vor Wochenfrist in der Staatsoper gehört. Die Spitzentöne kommen mühevoller, die ekstatischen Aufgipfelungen (schreien, wüten, toben, rasen) angespannter. Doch was Stemmes große Stimme an Farben und Ausdruck besitzt, was sie an gedecktem Pathos und Pracht einbringt, das gibt ihrer Kundry eine dunkel lockende Intensität. Gut.
In punkto Textdeutlichkeit ist Gerald Finley Selig gleichzustellen (Frau Stemme hingegen verschluckt das ein oder andere „s“). Der Brite schenkt dem moribunden Amfortas sein nuanciertes Singen. Da hört man betörend Schönes, etwa bei Waldes Morgenpracht. Aber die wühlenden Schmerzensakzente? Nimmt man ihm nicht ganz ab, bzw. sind nicht da. Wie ein zu Tode Verletzter klingt der Mann nicht. Eher wie ein zu Todverletztheit wild Entschlossener, der so preziös larmoyant singt, dass selbst die Gralsritter die Geduld mit ihm verlieren (Enthülle den Gral! Walte des Amtes!). Finley liefert ein manieriert-übernuanciertes, doch schlussendlich ungemein faszinierendes Rollenporträt, das eher was für Feinschmecker sein dürfte, für solche, die mit den Ohren schmecken und denen wuchtiges Drama wurscht ist und sich stattdessen an liedhafter Wortziselierung erfreuen können.
Als zauberkundiger Klingsor erfüllt Evgenij Nikitin das Podium mit dramatischer Präsenz und wirkt geradezu gefährlich. Die Deklamation ist energisch (auf der Zinnäää), die Artikulation ist ein bisserl unverbindlich (will sagen, Nikitin gibt den gesungenen Wörtern nur wenig zusätzliche Bedeutung durch spezifische Kolorierung), was auf Dauer doch ein Nachteil ist. Dem todgezeichneten Titurel schenkt Reinhard Hagen grimmige Würde. Die Blumenmädchen imponieren mit schimmerndem, klarem, punktgenauem Schönklang und einfallsreichen Roben (rabenschwarze Tüllwolke vorm Dekolleté!). Die Damen rechts nehmen „Blumenmädchen“ wörtlich und hüllen sich in blumengemusterte Kleider, deren Farben Pfefferminzblau und Erdbeereisrot einschließen.
Die Berliner Philharmoniker spielen gepflegt und sauber. Simon Rattle lässt sie hauchfeine Geigenfäden spinnen, dazu packen die Musiker Streicherglanz und satte Posaunenwucht aus. Aber hat das Biss? Das Vorspiel zum 1. Aufzug wirkt knochenlos, das Glaubensthema erklingt arg am Taktschlag ausgerichtet. Das Parsifalpotenzial der Berliner taucht zum ersten Mal am Ausgang des Vorspiels auf, als das Orchester in den letzten Takten der Bühnenfassung sanft verglüht und die Geigen bis zum viergestrichenen Es hinaufkrabbeln. Das Vorspiel zum zweiten Aufzug ist überraschend lebhaft durchpulst, das zum dritten butterweich und darüber hinaus mild vergrämt. Gut finde ich Rattles Zugang erst im dritten Aufzug. Da ist dann der vielfach gebrochene, leuchtende Klang, und die großen Formbögen schließen sich zu einer zart verschwimmenden, ewig im Musikaugenblick verweilenden Gegenwart.
Der Rundfunkchor Berlin singt die abscheulich schönen Chöre mit fast erlöschender Zartheit, so als hätte Rattle quasi per päpstlicher Bulle nazarenisch milden Männergesang angeordnet. Mehr männliche Markanz hätte dem Rundfunkchor vielleicht gut getan, wo die Intonation doch so bombensicher, die Dynamik schier endlos staffelbar und die Tonreinheit traumhaft sind.
Schlatz | 09.04.2018
klassik-begeistert.de
Simon Rattles konzertanter Parsifal in der Philharmonie Berlin
Gerade eine Woche ist es her, dass ein ausgezeichneter „Parsifal“ an der Berliner Staatsoper Unter den Linden über die Bühne ging, da folgt schon eine weitere grandiose konzertante Aufführung dieses Werks mit den Berliner Philharmonikern in der Philharmonie.
Auf so einem hohen Niveau lässt man sich eine „Parsifalitis“ gerne gefallen. Wo sonst auf der Welt kann man das innerhalb so kurzer Zeit erleben? Was für ein Glücksfall für die Hauptstadt, aus deren Opernwelt in letzter Zeit nicht allzu viel international Beachtenswertes kam!
Das Wort grandios ist dabei noch untertrieben, der Abend der Berliner lässt sich nicht mehr toppen, er ist eine Sensation! Und das in mehrfacher Hinsicht. Außer vielleicht noch den Wiener Philharmonikern kann kein anderes Spitzenorchester derzeit eine vergleichbar exquisite Solistenriege im Blech aufbieten. Diese Klasse und Nervenstärke bewiesen die Hörner und Posaunen besonders im dritten Akt, in dem sie mit exponierten Soli stark gefordert sind. So makellos, brillant und perfekt wird man ihre Stimmen vermutlich nicht sobald wieder hören, so oft Oper spielen die Berliner schließlich nicht. Hier gelang wirklich jeder noch so heikle Ansatz, nicht der geringste Kiekser schlich sich ein. Ob sich Richard Wagner, der sich zu seiner Zeit mit einem bescheideneren Instrumentarium zufrieden geben musste, wohl beim Schreiben seiner Musik einen so vollkommenen Klang vorstellen konnte?
Darüber hinaus lief Dirigent Simon Rattle in dieser Einstudierung, die an Ostern szenisch in Baden-Baden Premiere hatte, zu einer Hochform auf, dass man ihn kaum wiedererkannte.
War das wirklich Sir Simon, der in vergangenen Jahren das klassische und spätromantische Kernrepertoire der Berliner eher weniger zu befriedigen vermochte, sich von Kritikern bisweilen nachsagen lassen musste, bei ihm töne die Musik nur laut und zu wenig beseelt?
Es scheint, als sei jetzt nun, am Ende seiner langen Ägide, doch noch der Knopf aufgesprungen, bewegt sich doch der scheidende Chefdirigent mit seinen Streichern in Pianissimo-Schattierungen, dass es einem den Atem verschlägt. Er versteht es, die Musik anzuhalten, Crescendi bis zu den großen Chorauftritten behutsam anzulegen, dass einem die Dramatik durch Mark und Bein geht, findet dazu die richtigen gemessenen Tempi und hat bei alledem die Partitur derart verinnerlicht, dass er nur selten einmal hineinschauen muss. Permanent sucht er den Blickkontakt zu Musikern und Sängern, die große Hingabe an die Musik ist bei allen Beteiligten spürbar.
Was ist geschehen? Warum nicht schon früher so?
Unweigerlich erinnert man sich an Claudio Abbados Abschied von den Berlinern, auch seine große Zeit begann erst, als er das Amt des Chefdirigenten aufgab. Ob es die wieder gewonnene Freiheit ist, die einen Künstler derart beflügelt, wenn er sich aus der verantwortungsvollen Position eines so renommierten Orchesters losgelöst hat? Ein „Musizieren unter Freunden“, wie es Abbado auf seine alten Tage in Luzern mit seinem Festivalorchester verwirklichte, scheint jedenfalls in einem Klangkörper, wo der Druck so groß ist, dass schon so mancher ältere Sologeiger- oder -bratscher aus freien Stücken zu den Tuttispielern gewechselt hat, kaum möglich.
Aber zurück zum „Parsifal“, der als eines der ergreifendsten Konzerterlebnisse in der Geschichte dieses Orchesters eingeht. Als unübertroffene Größe trug dazu der charismatische Rundfunkchor Berlin bei (Einstudierung: Simon Halsey), mit superber Deklamation und Präzision einer der besten Chöre überhaupt.
Diesem hohen Niveau entsprachen auf ganzer Linie auch die Solisten. Zwei von ihnen, Nina Stemme (Kundry) und Reinhard Hagen (Titurel), waren in denselben Rollen mit ihren großen, prächtigen Stimmen schon in der Staatsoper zu erleben.
Mit dem äußerlich recht kräftigen Stuart Skelton war hier zwar kein so jugendlicher, wendiger Titelheld an Bord wie der viel gefragte Andreas Schager an der Lindenoper, aber bis in höchste Register führt der Australier seinen profunden Tenor sicher und schlank.
Vor allem aber nehmen die drei so verschiedenen Bassbaritone für sich ein: Die mächtigste Stimme unter ihnen besitzt Evgeny Nikitin, der in seiner Interpretation auch die Furchtsamkeit des Klingsors spürbar macht. Franz-Josef Selig durchlebt seine kräftezehrende Partie des Gurnemanz souverän, stimmgewaltig, ausdrucksstark und textverständlich. Gerald Finley singt den leidgeprüften Amfortas ungemein empfindsam und kultiviert.
Weitere klangliche Finessen besorgten schließlich noch räumliche Effekte: Auf den Podiumsplätzen hinter dem Orchester positioniert sich nur der in der Musik stark präsente Männerchor, die hohen Chöre stimmen ihre leisen, jenseitigen, entfernten Gesänge wie das „durch Mitleid wissend, der reine Tor“ von zwei gegenüberliegenden Emporen an. Ebenso unsichtbar für das Publikum aus der Ferne tönt auch das, vermutlich hinter der Bühne positionierte Gralsgeläut, ebenfalls dargeboten als ein Soli der Extraklasse.
Besser kann man sich wohl nach so langer Zeit nicht verabschieden. Auch an Rattles allerletzte Konzerte im Juni mit Mahlers Sechster, die er im vergangenen Jahr schon einmal so großartig bei einem Gastauftritt der Berliner bei den Osterfestspielen Salzburg leitete, darf man höchste Erwartungen stellen. Sie sind schon lange restlos ausverkauft. Man wird den Briten noch sehr vermissen.
Kirsten Liese | 08.04.2018
Gerade eine Woche ist es her, dass ein ausgezeichneter „Parsifal“ an der Berliner Staatsoper Unter den Linden über die Bühne ging, da folgt schon eine weitere grandiose konzertante Aufführung dieses Werks mit den Berliner Philharmonikern in der Philharmonie.
Auf so einem hohen Niveau lässt man sich eine „Parsifalitis“ gerne gefallen. Wo sonst auf der Welt kann man das innerhalb so kurzer Zeit erleben? Was für ein Glücksfall für die Hauptstadt, aus deren Opernwelt in letzter Zeit nicht allzu viel international Beachtenswertes kam!
Das Wort grandios ist dabei noch untertrieben, der Abend der Berliner lässt sich nicht mehr toppen, er ist eine Sensation! Und das in mehrfacher Hinsicht. Außer vielleicht noch den Wiener Philharmonikern kann kein anderes Spitzenorchester derzeit eine vergleichbar exquisite Solistenriege im Blech aufbieten. Diese Klasse und Nervenstärke bewiesen die Hörner und Posaunen besonders im dritten Akt, in dem sie mit exponierten Soli stark gefordert sind. So makellos, brillant und perfekt wird man ihre Stimmen vermutlich nicht sobald wieder hören, so oft Oper spielen die Berliner schließlich nicht. Hier gelang wirklich jeder noch so heikle Ansatz, nicht der geringste Kiekser schlich sich ein. Ob sich Richard Wagner, der sich zu seiner Zeit mit einem bescheideneren Instrumentarium zufrieden geben musste, wohl beim Schreiben seiner Musik einen so vollkommenen Klang vorstellen konnte?
Darüber hinaus lief Dirigent Simon Rattle in dieser Einstudierung, die an Ostern szenisch in Baden-Baden Premiere hatte, zu einer Hochform auf, dass man ihn kaum wiedererkannte.
War das wirklich Sir Simon, der in vergangenen Jahren das klassische und spätromantische Kernrepertoire der Berliner eher weniger zu befriedigen vermochte, sich von Kritikern bisweilen nachsagen lassen musste, bei ihm töne die Musik nur laut und zu wenig beseelt?
Es scheint, als sei jetzt nun, am Ende seiner langen Ägide, doch noch der Knopf aufgesprungen, bewegt sich doch der scheidende Chefdirigent mit seinen Streichern in Pianissimo-Schattierungen, dass es einem den Atem verschlägt. Er versteht es, die Musik anzuhalten, Crescendi bis zu den großen Chorauftritten behutsam anzulegen, dass einem die Dramatik durch Mark und Bein geht, findet dazu die richtigen gemessenen Tempi und hat bei alledem die Partitur derart verinnerlicht, dass er nur selten einmal hineinschauen muss. Permanent sucht er den Blickkontakt zu Musikern und Sängern, die große Hingabe an die Musik ist bei allen Beteiligten spürbar.
Was ist geschehen? Warum nicht schon früher so?
Unweigerlich erinnert man sich an Claudio Abbados Abschied von den Berlinern, auch seine große Zeit begann erst, als er das Amt des Chefdirigenten aufgab. Ob es die wieder gewonnene Freiheit ist, die einen Künstler derart beflügelt, wenn er sich aus der verantwortungsvollen Position eines so renommierten Orchesters losgelöst hat? Ein „Musizieren unter Freunden“, wie es Abbado auf seine alten Tage in Luzern mit seinem Festivalorchester verwirklichte, scheint jedenfalls in einem Klangkörper, wo der Druck so groß ist, dass schon so mancher ältere Sologeiger- oder -bratscher aus freien Stücken zu den Tuttispielern gewechselt hat, kaum möglich.
Aber zurück zum „Parsifal“, der als eines der ergreifendsten Konzerterlebnisse in der Geschichte dieses Orchesters eingeht. Als unübertroffene Größe trug dazu der charismatische Rundfunkchor Berlin bei (Einstudierung: Simon Halsey), mit superber Deklamation und Präzision einer der besten Chöre überhaupt.
Diesem hohen Niveau entsprachen auf ganzer Linie auch die Solisten. Zwei von ihnen, Nina Stemme (Kundry) und Reinhard Hagen (Titurel), waren in denselben Rollen mit ihren großen, prächtigen Stimmen schon in der Staatsoper zu erleben.
Mit dem äußerlich recht kräftigen Stuart Skelton war hier zwar kein so jugendlicher, wendiger Titelheld an Bord wie der viel gefragte Andreas Schager an der Lindenoper, aber bis in höchste Register führt der Australier seinen profunden Tenor sicher und schlank.
Vor allem aber nehmen die drei so verschiedenen Bassbaritone für sich ein: Die mächtigste Stimme unter ihnen besitzt Evgeny Nikitin, der in seiner Interpretation auch die Furchtsamkeit des Klingsors spürbar macht. Franz-Josef Selig durchlebt seine kräftezehrende Partie des Gurnemanz souverän, stimmgewaltig, ausdrucksstark und textverständlich. Gerald Finley singt den leidgeprüften Amfortas ungemein empfindsam und kultiviert.
Weitere klangliche Finessen besorgten schließlich noch räumliche Effekte: Auf den Podiumsplätzen hinter dem Orchester positioniert sich nur der in der Musik stark präsente Männerchor, die hohen Chöre stimmen ihre leisen, jenseitigen, entfernten Gesänge wie das „durch Mitleid wissend, der reine Tor“ von zwei gegenüberliegenden Emporen an. Ebenso unsichtbar für das Publikum aus der Ferne tönt auch das, vermutlich hinter der Bühne positionierte Gralsgeläut, ebenfalls dargeboten als ein Soli der Extraklasse.
Besser kann man sich wohl nach so langer Zeit nicht verabschieden. Auch an Rattles allerletzte Konzerte im Juni mit Mahlers Sechster, die er im vergangenen Jahr schon einmal so großartig bei einem Gastauftritt der Berliner bei den Osterfestspielen Salzburg leitete, darf man höchste Erwartungen stellen. Sie sind schon lange restlos ausverkauft. Man wird den Briten noch sehr vermissen.
Kirsten Liese | 08.04.2018
bachtrack.com
An unforgettable Parsifal from Rattle, the Berlin Phil and a world-beating cast
There were a couple of changes in personnel as the Berlin Phil made their way back from Baden Baden to present their annual Easter Festival opera in concert at the Philharmonie. Dieter Dorn’s staging, of course, was left behind in the spa town. Nina Stemme, fresh from performances in Dmitri Tcherniakov’s Staatsoper staging, stepped in as Kundry; Stuart Skelton sang Parsifal.
In the event, their contributions played an enormous part in making this one of the most gripping and moving performances of Wagner’s great Bühnenweihfestspiel I’ve seen – concert or otherwise. Skelton’s Parsifal, indeed, counts as one of the most moving performances of any operatic role I’ve been lucky enough to witness in recent years.
The Australian tenor’s recent larger-scale Wagnerian assignments seem to have led to a slight loss of sheen in the voice, but it remains an instrument of astonishing visceral power. He offers a generous swell of sound rather than a steely blade, but with it is capable of the utmost sensitivity. And here that was allied to detailed, big-hearted acting: here was a pure fool eager to please and easily upset, every emotion churning away inside visible on his face. The voice remained fresh to the end, his final phrase coming across as the most affecting of all.
Stemme’s Kundry was hardly less fine, rich in her lower reaches and powerful, if occasionally a little cloudy, at the top. Her acting, alongside Skelton’s, made for a supremely gripping second act, their exchanges achieving an unusually visceral intensity. Gerald Finley, angst and anguish etched into his brow, presented an astonishing Amfortas, whose tragedy was only underlined by the smoothness of the superior vocalism.
Franz-Josef Selig was a noble, eloquent Gurnemanz who lived every twist and turn of his monologues, the slight cragginess in his big rounded bass adding a moving intensity and vulnerability. What Evgeny Nikitin occasionally lacked in refinement as Klingsor, he made up for in incisiveness. Reinhard Hagen rang out impressively from on high as Titurel. In the smaller roles, tenor Neal Cooper stood out doubling as Squire and Knight.
It was a cast that it’s difficult to imagine greatly bettered today, and happily it received the support from orchestra and conductor that it deserved. Wagner’s final work has popped up regularly in Simon Rattle’s repertoire over the last dozen or so years – and certainly more regularly than any of his other operas – and the conductor has developed an interpretation that is relatively swift, beautifully balanced and richly detailed. So much one might expect. But with this orchestra Rattle is also able to gain suddenly increased intensity, to conjure up, at a moment’s notice, a dramatic maelstrom that it’s impossible not to be drawn into. Such a moment came as early in Act 1’s Transformation music: Wagner veers off harmonic course and Rattle here surged forward with single-minded purpose, his players following every shift and turn. The result was thrilling and moving in equal measure.
Klingsor’s realm was a not a place for hanging about, and his garden – boasting an unusually fine collection of Flower Maidens – was a well pruned affair. And, in general, Rattle’s Parsifal is not quite as evocatively spiritual as some; the steely brilliance of his orchestra, underlined in the Philharmonie’s direct acoustic, offers a different sound world to that, say, conjured up by Daniel Barenboim’s yielding, flexible Staatskapelle.
But the sheer quality of the playing attains its own sense of spirituality: in the perfection of the strings’ long lines right from the Prelude; in the sonorous bite of the brass; in the infinite dynamic range and endless melody of the winds – Dominik Wollenweber’s melancholy cor anglais stood out, as did oboist Jonathan Kelly’s wonderful contributions in an heartbreakingly beautiful account of the Karfreitagsmusik.
One shouldn’t forget the contribution of the Rundfunkchor Berlin, either, whose men were on especially incisive, and in Act 3’s moments of highest despair, searing form. It all added up to a very special Wagnerian occasion, a stunning Parsifal of rare power and a performance that will stay long in the memory.
Hugo Shirley | 07 April 2018
There were a couple of changes in personnel as the Berlin Phil made their way back from Baden Baden to present their annual Easter Festival opera in concert at the Philharmonie. Dieter Dorn’s staging, of course, was left behind in the spa town. Nina Stemme, fresh from performances in Dmitri Tcherniakov’s Staatsoper staging, stepped in as Kundry; Stuart Skelton sang Parsifal.
In the event, their contributions played an enormous part in making this one of the most gripping and moving performances of Wagner’s great Bühnenweihfestspiel I’ve seen – concert or otherwise. Skelton’s Parsifal, indeed, counts as one of the most moving performances of any operatic role I’ve been lucky enough to witness in recent years.
The Australian tenor’s recent larger-scale Wagnerian assignments seem to have led to a slight loss of sheen in the voice, but it remains an instrument of astonishing visceral power. He offers a generous swell of sound rather than a steely blade, but with it is capable of the utmost sensitivity. And here that was allied to detailed, big-hearted acting: here was a pure fool eager to please and easily upset, every emotion churning away inside visible on his face. The voice remained fresh to the end, his final phrase coming across as the most affecting of all.
Stemme’s Kundry was hardly less fine, rich in her lower reaches and powerful, if occasionally a little cloudy, at the top. Her acting, alongside Skelton’s, made for a supremely gripping second act, their exchanges achieving an unusually visceral intensity. Gerald Finley, angst and anguish etched into his brow, presented an astonishing Amfortas, whose tragedy was only underlined by the smoothness of the superior vocalism.
Franz-Josef Selig was a noble, eloquent Gurnemanz who lived every twist and turn of his monologues, the slight cragginess in his big rounded bass adding a moving intensity and vulnerability. What Evgeny Nikitin occasionally lacked in refinement as Klingsor, he made up for in incisiveness. Reinhard Hagen rang out impressively from on high as Titurel. In the smaller roles, tenor Neal Cooper stood out doubling as Squire and Knight.
It was a cast that it’s difficult to imagine greatly bettered today, and happily it received the support from orchestra and conductor that it deserved. Wagner’s final work has popped up regularly in Simon Rattle’s repertoire over the last dozen or so years – and certainly more regularly than any of his other operas – and the conductor has developed an interpretation that is relatively swift, beautifully balanced and richly detailed. So much one might expect. But with this orchestra Rattle is also able to gain suddenly increased intensity, to conjure up, at a moment’s notice, a dramatic maelstrom that it’s impossible not to be drawn into. Such a moment came as early in Act 1’s Transformation music: Wagner veers off harmonic course and Rattle here surged forward with single-minded purpose, his players following every shift and turn. The result was thrilling and moving in equal measure.
Klingsor’s realm was a not a place for hanging about, and his garden – boasting an unusually fine collection of Flower Maidens – was a well pruned affair. And, in general, Rattle’s Parsifal is not quite as evocatively spiritual as some; the steely brilliance of his orchestra, underlined in the Philharmonie’s direct acoustic, offers a different sound world to that, say, conjured up by Daniel Barenboim’s yielding, flexible Staatskapelle.
But the sheer quality of the playing attains its own sense of spirituality: in the perfection of the strings’ long lines right from the Prelude; in the sonorous bite of the brass; in the infinite dynamic range and endless melody of the winds – Dominik Wollenweber’s melancholy cor anglais stood out, as did oboist Jonathan Kelly’s wonderful contributions in an heartbreakingly beautiful account of the Karfreitagsmusik.
One shouldn’t forget the contribution of the Rundfunkchor Berlin, either, whose men were on especially incisive, and in Act 3’s moments of highest despair, searing form. It all added up to a very special Wagnerian occasion, a stunning Parsifal of rare power and a performance that will stay long in the memory.
Hugo Shirley | 07 April 2018
Rating
(6/10)
User Rating
(3/5)
Media Type/Label
PO |
Technical Specifications
320 kbit/s CBR, 44.1 kHz, 529 MByte (MP3)
Remarks